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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rouillard; Rouille; Roulade; Roulanz; Rouleau; Roulers; Roulette; Roulieren; Round Heads; Rousay; Rousdon; Rousseau

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Rouillard - Rousseau.

Rouillard (spr. rujár), Pierre Louis, franz. Bildhauer, geb. 16. Jan. 1820 zu Paris, bildete sich auf der dortigen Kunstschule, debütierte 1837 im Salon mit einer Löwin und ließ darauf eine lange Reihe von Tiergestalten und Gruppen in Wachs, Gips, Bronze und Silber folgen. Seine Hauptthätigkeit widmete er jedoch der dekorativen Plastik. Er lieferte Arbeiten für das Handelstribunal, das Louvre, die Neue Oper und zahlreiche Privatgebäude. Besonders hervorragend war er als Löwenbildner. Für die Fontäne des Trocadéropalastes schuf er 1878 ein kolossales Pferd von Bronze. Er starb 12. Juni 1881.

Rouille (spr. ruhj), s. Salpetersäuresalze.

Roulade (franz., spr. ru-), in Gesangstücken eine Passage oder ein rollender Lauf, gewöhnlich auf einer Silbe; in der Kochkunst ein Gericht aus Fleisch, Geflügel oder Fisch, die vom Knochen losgelöst, zusammengerollt und mit gewürzter Farce, Speck etc. gefüllt werden. Rouladen werden warm mit pikanter Sauce oder kalt, häufig dann in Aspik, genossen.

Roulanz (v. franz. rouler, rollen), der jährliche Umsatz bei einem Handelsgeschäft.

Rouleau (franz., spr. ruloh), Rolle, Walze, insbesondere Rollladen, Rollvorhang. Die Rouleaus bestehen teils aus weißen, bunten oder gemalten Stoffen, teils aus schmalen, auf beiden Seiten durch Schnüre verbundenen Holzstäbchen, welche mittels einer Schnur auf leichte Wellen aufgewunden und wieder herabgelassen werden können. Hierbei ist entweder nur eine Welle oben angebracht, und die mit einem Ende an derselben befestigte Schnur windet sich zwischen zwei Blechscheibchen auf, oder es befindet sich oben und unten eine Welle, welche samt dem nur an der obern befestigten Vorhang durch eine straff angespannte Schnur ohne Ende in Bewegung gesetzt werden. Da bei der erstern Einrichtung infolge vorzeitigen Loslassens die Schnur leicht aus der Rolle schnappt und bei der letztern sich infolge der starken Anspannung leicht durchreibt, so verdienen die englischen Patentrouleaus mit einem Zahnrad den Vorzug, welches durch einen Sperrkegel festgestellt wird, sobald man die Schnur losläßt. Ähnliche Dienste leisten auch die Vorrichtungen, bei welchen die durch eine nicht zu enge Öse geführten Schnüre beim Loslassen mittels eines kleinen zweiarmigen Hebels, dessen eines Ende mit Zähnen versehen und dessen andres Ende verdickt und hierdurch belastet ist, gegen die Rückwand der Öse gedruckt und hierdurch festgehalten werden. Beim Aufziehen des Rouleaus hebt sich jenes Hebelchen von selbst, beim Herablassen des Rouleaus muß dasselbe (am besten mit derselben Hand, welche das Herablassen bewirkt) etwas gehoben werden, um die Öse freizumachen. Beim Federrouleau zieht eine an einer Seite der Welle in einer Kapsel befindliche Feder das R., welches durch Öfen an zwei seitlichen Schnüren geführt wird, in die Höhe. Ein Sperrrad mit Haken, welches durch den Zug an einer Schnur ausgehoben wird, hält das R. in jeder Lage fest.

Roulers (spr. rulähr), belg. Stadt, s. Rousselaere.

Roulette (franz., spr. rulett, "Rädchen"), Werkzeug des Kupferstechers bei der Bearbeitung der Platte.

Roulette (franz., spr. rulett), Glücksspiel (s. d.), nach einem den gleichen Namen führenden, dem Spiel wesentlichen Apparat genannt, der sich in der Mitte des Spieltisches befindet. Derselbe besteht aus einer Drehscheibe, welche in eine Anzahl gleich großer Fächer zerfällt, die am breiten Ende numeriert, durch Leisten geschieden und abwechselnd rot und schwarz gefärbt sind. Diese bewegt sich innerhalb eines erhöhten Randes, der gegen sie geneigt ist, und in welchem der Bankier eine kleine Elfenbeinkugel in Bewegung setzt, während er gleichzeitig die Scheibe nach der entgegengesetzten Richtung dreht. Bei erschlaffend der Bewegung fällt diese Kugel in eins der Fächer, dessen Nummer und Farbe über Gewinn und Verlust entscheidet. Die deutsche R. zählt deren 18, die große oder italienische dagegen 38, nämlich 1-36, 0 (zéro) und 00 (double zéro), welche gewöhnlich in springender Folge aneinander gereiht sind. Auf dem grünen Teppich des Spieltisches ist eine Tabelle angelegt, die nicht nur in bestimmter Ordnung diese Zahlen verzeichnet, sondern auch besondere Abteilungen für Schwarz (noir) und Rot (rouge), Gerade (pair) und Ungerade (impair), Klein (manque) und Groß (passe) enthält. Diese Abteilungen gewinnen oder verlieren, je nachdem die gewinnende Zahl schwarz oder rot, gerade oder ungerade ist und unter 18 oder darüber beträgt. Bevor der Bankier die Scheibe dreht, haben sämtliche Pointeure eine oder mehrere dieser Abteilungen zu besetzen. Sobald die Kugel gefallen, sagt der Bankier die Nummer und ihre Eigenschaften (Rot etc.) an; die auf den gewinnenden Feldern stehenden Sätze hat er dann zu zahlen, von allen übrigen zieht er sie ein. Null, Doppelnull und die Nummern werden mit dem Satz 36mal bezahlt. Hat man mehrere Nummern zugleich besetzt, so erhält man mit dem Satz den Betrag der Quotienten, welchen die Division durch die Zahl der gesetzten Nummern in 36 gibt. Gerade und Ungerade, Groß und Klein, Schwarz und Rot werden einfach bezahlt. Wenn die Kugel in das Fach der einfachen Null läuft, so verlieren Schwarz, Groß und Gerade, hingegen retirieren Rot, Klein und Ungerade, und so umgekehrt, wenn sie in das Fach der Doppelnull läuft. Sind auch Betrügereien von seiten des Bankiers bei diesem Spiel nicht gut möglich, so sind doch die Vorteile der Bank in jeder Beziehung ganz unverhältnismäßig bedeutende.

Roulieren (franz., spr. ru-), rollen; im Umlauf sein.

Round Heads (spr. raund hedds), s. Rundköpfe.

Rousay (spr. raussä, Rowsa), eine der Orkneyinseln (Schottland), liegt nördlich von Kirkwall, ist 8 km lang, gebirgig und hat (1881) 873 Einw.

Rousdon (Roosdown, spr. ruhssd'n), Küstendorf in Devonshire (England), südlich von Axminster, mit Sternwarte, 1886 von C. E. Peek gegründet.

Rousseau (spr. russoh), 1) Jean Baptiste, franz. Dichter, geb. 6. April 1670 zu Paris als der Sohn eines Schuhmachers, der ihm eine sorgfältige Erziehung geben ließ, machte sich früh durch seine formvollendeten Poesien, besonders aber durch obscöne Epigramme einen Namen, ging 1697 als Sekretär des Marschalls v. Tallard nach England, fand dann in dem Finanzdirektor Rouillé einen eifrigen Gönner und genoß eines ausgezeichneten Rufs in der feinen Pariser Gesellschaft. Aber seine krankhafte Eitelkeit sowie seine unüberwindliche Neigung zu Spott und Satire führte bald seinen Sturz herbei; infolge äußerst giftiger anonymer Angriffe auf einige Personen, denen er die Schuld an dem Mißerfolg seiner von 1694 bis 1700 aufgeführten Komödien beimaß, wurde er 1712 aus Frankreich verbannt. Er ging zunächst nach der Schweiz zum französischen Botschafter Grafen du Luc, dann mit dem Prinzen Eugen nach Wien und ließ sich endlich in Brüssel nieder. Nach einem vergeblichen Versuch, seine Rückberufung zu erwirken, starb er 17. März 1741 in Brüssel. R., der noch im 18. Jahrh. für den ersten lyrischen Dichter galt, ist vom 19. Jahrh. ungebührlich herabgesetzt worden.