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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Rubin - Rubinstein.

Rubin, Bezeichnung mehrerer Arten roter Edelsteine, besonders der roten Varietät des Korunds (s. d., echter R.) und der karmesinroten Abänderung desselben (orientalischer R.), welche zunächst nach dem Diamant rangieren und hoch im Preise stehen. Auch der Ballasrubin (Rubis balais), ein blaßroter Spinell, und der Rubinspinell, ein hochroter Spinell, sind sehr geschätzt. Die sogen. böhmischen, sächsischen und schlesischen Rubine sind Granate; der brasilische ist roter Topas; violetter R., s. v. w. Amethyst.

Rubin, Teerfarbstoff, s. Anilin, S. 591.

Rubinblende, s. Rotgüldigerz.

Rubinglas, mit Gold oder Kupfer rot gefärbtes Glas. Das echte R. (Goldrubin) stellt man mit Goldpurpur oder Goldchlorid dar, welches mit dem Glassatz auf Weißglut erhitzt werden muß. Nach dem Erkalten erscheint das Glas farblos oder topasgelb, färbt sich aber, wenn man es langsam erhitzt, noch unter 500° prachtvoll rubinrot. Es enthält Gold als Metall gelöst, das farblose Glas aber eine andre Modifikation des Metalls als das rote. Unter bestimmten Umständen wird das R. leberbraun, in auffallendem Licht violett oder blau, indem sich das Gold in sehr feiner Verteilung, aber ungelöst, abscheidet. Das echte R. wurde von Kunckel erfunden, welcher prächtige Gefäße aus demselben herstellte (Kunckelgläser). Seine Erfindung ging aber wieder so weit verloren, daß man bis in die neueste Zeit nur ein R. darstellen konnte, welches in dickern Schichten schwärzlich, bei 4-5 mm bereits undurchsichtig ist und deshalb nur zur Emailmalerei, zu künstlichen Edelsteinen und namentlich als Überfangglas benutzt wurde. Derartiges R. liefert besonders Böhmen und Paris. Erst 1888 gelang es Rauter in Ehrenfeld bei Köln, ein R. herzustellen, welches auch in stärkerer Schicht durchsichtig ist und wie das Kunckelglas zu starkwandigen, schwer geschaffenen Gefäßen verarbeitet werden kann. Kupferrubin (Kupferglas) wird mit Kupferglühspan unter Zusatz reduzierender Mittel, wie Kohle, eisenoxydulhaltige Mittel etc., bereitet. Das Kupfer färbt ungemein intensiv, so daß das Glas nur in sehr dünner Schicht durchsichtig ist. Bei höherm Kupfergehalt werden die Glaser durchscheinend mit metallisch glänzenden kristallinischen Einschlüssen oder selbst undurchsichtig, hoch- bis dunkelrot. Auch Kupferrubin verarbeitet man als Überfang in oft nur 0,1 mm starker Schicht.

Rubinglimmer, s. Goethit.

Rubini, Giovanni Battista, Opernsänger (Tenor), geb. 7. April 1795 zu Romano bei Bergamo, erhielt seine musikalische Erziehung von seinem Vater, begann seine Künstlerlaufbahn als Chorist in Bergamo und trat auf verschiedenen Bühnen Italiens in untergeordneten Rollen auf, bis er 1816 in Neapel von dem Opernunternehmer Barbaja engagiert wurde, zu dessen enormen Erfolgen in Neapel, Mailand und Wien zur Zeit des Rossini-Enthusiasmus er bis 1831 wesentlich beitrug, wie dies auch seine Gagen beweisen, welche Barbaja innerhalb des genannten Zeitraums von 5000 auf 60,000 Frank erhöhte. Später sang er abwechselnd in Paris und London mit größtem Erfolg, seit 1843, nachdem er mit Liszt eine Konzertreise durch Holland und Deutschland gemacht hatte, auch in Petersburg. Der ungeheure Beifall, den er hier fand, veranlaßte den Kaiser Nikolaus, ihn zum Generalgesangsdirektor zu ernennen, doch mußte er schon im folgenden Jahr Rußland des Klimas wegen wieder verlassen. In seine Vaterstadt zurückgekehrt, erwarb er dort eine ausgedehnte Besitzung nebst dem Herzogstitel und starb 2. März 1854 mit Hinterlassung eines Vermögens von 3½ Mill. Fr.

Rubinkatzenauge, s. Korund.

Rubinlüster, Rubinrot mit Metallglanz, welches von dem Italiener Maestro Giorgio (s. Giorgio 2) bei seinen Majolikamalereien angewandt wurde.

Rubinschwefel, s. Arsensulfide.

Rubinstein, Anton, Klavierspieler und Komponist, geb. 30. Nov. 1830 zu Wechwotynetz bei Jassy, erhielt, nachdem seine Eltern bald nach seiner Geburt nach Moskau übergesiedelt waren, den ersten Unterricht von seiner Mutter, die Lehrerin an einem kaiserlichen Erziehungsinstitut und selbst eine vortreffliche Klavierspielerin war, seine weitere Ausbildung aber durch Villoing, den damals angesehensten Klavierlehrer Moskaus, und konnte schon 1838 daselbst sowie zwei Jahre später in Paris mit Erfolg öffentlich auftreten. Durch den Beifall der in letzterer Stadt anwesenden Künstler, namentlich Liszts, ermutigt, dehnte er seine Kunstreise noch auf mehrere Jahre aus, verweilte dann längere Zeit in Berlin, wo er unter Dehns Leitung Kompositionsstudien machte, und ließ sich 1848 in Petersburg nieder. Hier bethätigte er sich als Lehrer und als Virtuose, mit besonderm Erfolg aber als Direktor der 1859 gegründeten Russischen Musikgesellschaft und des 1862 hauptsächlich durch ihn ins Leben gerufenen Konservatoriums. Ende 1867 veranlaßte ihn der Wunsch nach einem ausgedehnten Wirkungskreis, seine Petersburger Stellung aufzugeben und wiederum auf Reisen zu gehen, die ihn diesmal (1872-73) unter anderm auch nach Amerika führten. R. zählt als Virtuose wie als schaffender Künstler zu den Begabtesten seiner Zeit. Namentlich ist seine Produktionskraft eine erstaunliche, und er würde in jeder Kompositionsgattung Meisterwerke geliefert haben, wenn es ihm nicht an der nötigen Selbstkritik mangelte, um seinen Arbeiten die letzte Feile zu geben. Von seinen mit größerm und geringerm Beifall aufgenommenen Werken sind zu nennen: "Die Ozean-Symphonie", die Oratorien oder geistlichen Opern: "Das verlorne Paradies" und "Der Turmbau zu Babel", ferner die Opern: "Die Kinder der Heide", "Feramors", "Die Makkabäer" und "Nero"; fünf Klavierkonzerte, ein Violinkonzert, Kammermusikwerke aller Art, kleinere Klavierstücke und Lieder. - Sein jüngerer Bruder, Nikolaus R., geb. 1835 zu Moskau, hat sich ebenfalls als Klavierspieler und Komponist ausgezeichnet und wirkte als Dirigent der dortigen Russischen Musikgesellschaft sowie als Direktor des Konservatoriums bis zu seinem 23. März 1881 in Paris erfolgten Tod. - Ein dritter Klavierspieler dieses Namens, Joseph R., geb. 1847 zu Staro Konstantinow in Rußland, mit den Vorhergehenden nicht verwandt, hat sich besonders als Bach-Spieler durch seine 1880 in Berlin veranstalteten Vorträge des "Wohltemperierten Klaviers" sowie auch als eifriger Anhänger Richard Wagners durch wertvolle schriftstellerische Arbeiten für die "Baireuther Blätter" bekannt gemacht. Er starb durch Selbstmord im September 1884 in Luzern. - Ebenfalls nicht mit den Obigen verwandt ist die Philosophin Susanne R., geb. 1847 zu Czernowitz als Tochter eines österreichischen Reichsratsmitglieds. Sie machte ihre Studien in Prag, Leipzig und Bern, wo sie 1874 mit einer tüchtigen Arbeit: "Über die sensoriellen und sensitiven Sinne" (Leipz. 1874), den Doktorhut erwarb, und veröffentlichte noch "Psychologisch-ästhetische Essays" (Heidelb. 1878-1884, 2 Bde.); "Aus der Innenwelt" (Leipz. 1888).