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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rudistenkalk; Rudkjöbing; Rudlieb; Rudnik; Rudolf

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Rudistenkalk - Rudolf.

drig, oft deckelförmig, durch starke Zähne und Fortsätze in die Unterklappe eingreifend und nur vertikal beweglich, mit Apophysen für die Muskelansätze; ein Ligament fehlt. Die früher sehr verschiedenen Gruppen des Tierreichs zugeschriebenen R. treten in verschiedenen Zonen der mittlern und obern Kreide der mediterranen Provinz oft massenhaft, geradezu riffbildend auf; manche Arten erreichen eine Größe von 1 m. Die wichtigsten Gattungen sind: Hippurites Lam., Radiolites Lam., Sphaerulites Desm. (s. Tafel "Kreideformation").

Rudistenkalk, s. v. w. Hippuritenkalk, s. Kreideformation.

Rudkjöbing, Hafenstadt auf der Westküste der dän. Insel Langeland, Amt Svendborg, der Insel Taasinge gegenüber, mit (1880) 3179 Einw. Die Handelsflotte belief sich 1886 auf 104 Schiffe von 5310 Registertons. Geburtsort des Physikers Örsted.

Rudlieb (Ruodlieb), latein. Gedicht aus dem 11. Jahrh., wahrscheinlich von einem Bayern verfaßt und als der erste frei erfundene Ritterroman merkwürdig. Die erhaltenen Bruchstücke desselben erzählen, wie der Recke R. vor seinen Feinden zum König von Afrika entweicht und, nachdem er zehn Jahre daselbst zugebracht, durch einen Brief seiner Mutter zurückgerufen wird. Beim Abschied gibt ihm der König zwölf goldene Lehren. Nach mancherlei Abenteuern zu Hause angelangt, soll sich R. vermählen. Eine von den Verwandten vorgeschlagene, aber ihm anstößige Heirat weiß er zu umgehen. Darauf zeigt ihm ein Zwerg, den er bezwingt, den Schatz zweier Könige, des Immung und seines Sohns Hartung; beide erschlägt R., und die schöne Herburg, Immungs Tochter und eines mächtigen Reichs Erbin, wird seine Frau. Das Gedicht, das sich in epischer Breite ergeht und vom Leben der damaligen Zeit ein reiches Bild entwirft, ist abgedruckt in den "Lateinischen Gedichten des 10. und 11. Jahrhunderts" von Grimm und Schmeller (Götting. 1838) und wurde neuerlich von Seiler (Halle 1882) herausgegeben.

Rudnik, Kreis im Königreich Serbien, umfaßt 1559 qkm (28,3 QM.) mit (1887) 62,197 Einw., ist gebirgig und erzreich und hat Gornli Milanowatz zum Hauptort. Bei dem Dorf R. liegen die Überreste der alten großen Stadt R., welche dem einst blühenden Bergbau zum Mittelpunkt diente.

Rudolf (altdeutsch Hruodulf, "Ruhmwolf", s. v. w. Ruhmgieriger, Ruhmstarker), deutscher Vorname: Deutsche Kaiser und Könige: 1) R. von Schwaben, Gegenkönig Heinrichs IV., Sohn des Grafen Kuno von Rheinfelden, entführte 1057 die elfjährige Tochter Mathilde der Kaiserin Agnes aus dem Kloster und erzwang so nicht nur die Einwilligung zur Vermählung (1059), sondern auch die Übertragung des Herzogtums Schwaben und der Verwaltung Burgunds. Trotzdem stellte er sich bereits 1066 an die Spitze der Fürstenverschwörung gegen Heinrich IV. und trachtete selbst nach der Krone. Namentlich während des Sachsenaufstandes 1073-75 benahm er sich treulos und zweideutig, doch hatte er nicht den Mut zu offenem Widerstand. An dem Feldzug Heinrichs gegen die Sachsen im Juni 1075 nahm R. teil und kämpfte an der Spitze der Schwaben in der Schlacht bei Hohenburg. Nachdem aber 1076 Heinrich IV. vom Papst Gregor VII. in den Bann gethan worden war, beriefen mehrere Fürsten, darunter auch R., im Oktober den Reichstag von Tribur, um den König abzusetzen und eine Neuwahl vorzunehmen. Die Unterwürfigkeit Heinrichs veranlaßte die Verzögerung der Wahl bis zum Frühjahr 1077; trotz Heinrichs Lossprechung vom Bann fand sie 15. März in Forchheim statt und fiel auf R., nachdem derselbe auf die Investitur der Bischöfe verzichtet und das Wahlrecht der Fürsten anerkannt hatte. Am 26. März ward er zu Mainz gekrönt. Aber fortan verließ ihn das Glück. Selbst in seinem eignen Herzogtum fand er Feinde; er sah sich daher gezwungen, seine Zuflucht zu den Sachsen zu nehmen. Diese standen aus Haß gegen Heinrich treu zu ihm; auch die päpstlichen Legaten begünstigten den "Pfaffenkönig". Der Bürgerkrieg wütete lange ohne Entscheidung. Zwar siegte R. 7. Aug. 1078 bei Mellrichstadt und 27. Jan. 1080 bei Flarchheim, worauf er von Gregor VII. als rechtmäßiger König anerkannt wurde, sowie 15. Okt. d. J. bei Mölsen in der Nähe von Merseburg, erlitt aber in letzterer Schlacht außer dem Verlust der rechten Hand eine tödliche Verwundung im Unterleib. Die abgehauene Hand betrachtend, rief er reuevoll aus: "Mit dieser Hand hatte ich meinem König und Herrn Treue geschworen!" Er starb am folgenden Tag in Merseburg und ward im Dom daselbst beigesetzt. Vgl. Grund, Die Wahl Rudolfs von Rheinfelden zum Gegenkönig (Leipz. 1870).

2) R. I. von Habsburg, ältester Sohn des Grafen Albrecht IV. von Habsburg und der Hedwig von Kyburg, geb. 1. Mai 1218 auf Schloß Limburg im Breisgau, begleitete 1241 seinen Paten, den Kaiser Friedrich II., nach Italien und wurde dort zum Ritter geschlagen. Nachdem sein Vater 1240 in Palästina sein Leben geendet hatte, trat R. als Erbe in den Besitz der halben Grafschaft Habsburg in der Schweiz ein. Durch seine Vermählung (1245) mit Gertrud, der Tochter des Grafen Burkhard von Hohenberg, vergrößerte R. seine Besitzungen um die Burg Ortenburg und mehrere im Elsaß gelegene Güter. 1249 that ihn Innoncenz IV. in den Bann, weil R. ein Anhänger des Kaisers Friedrich II. war, und nochmals 1254, weil er 1253 im Streit mit dem Baseler Bischof eine Vorstadt von Basel niedergebrannt hatte; jedoch wurde er beide Male bald wieder davon gelöst. In unaufhörlichen Fehden erweiterte er die Besitzungen seines Hauses. Als Bundesgenosse der Stadt Straßburg besiegte er den dieselbe befehdenden Bischof von Straßburg, Walter von Geroldseck, bei Hausbergen 1262 in offener Feldschlacht. Nach dem Tode des Grafen Hartmann von Kyburg, seines Oheims, erhielt R. 1264 auch die Grafschaft Kyburg. Er war nun in Schwaben und Hochburgund der mächtigste Fürst. Eben in einer neuen Fehde mit dem Bischof von Basel mit der Belagerung dieser Stadt beschäftigt, erhielt er durch den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern, im Lager die Kunde von seiner 29. Sept. 1273 in Frankfurt erfolgten Wahl zum deutschen König. Schon 24. Okt. erfolgte seine Krönung zu Aachen. Er war von echter Ritterlichkeit, fromm, dabei von praktischer Klugheit und unermüdlicher Thatkraft. Durch seine lange, hagere Gestalt, seine kühne Adlernase war er leicht kenntlich; sein Äußeres war aber meist schlicht und einfach. Um des Papstes Zustimmung zu seiner Wahl zu erhalten, mußte R. alle von Otto IV. und Friedrich II. in der Zeit ihrer Ohnmacht dem apostolischen Stuhl gemachten Zugeständnisse bestätigen. Noch weigerte sich Ottokar von Böhmen, R. anzuerkennen, wenn derselbe ihm die Belehnung mit Österreich nicht bestätige. Als er auf den nach Nürnberg (1274), Würzburg (1275) und Augsburg (1275) ausgeschriebenen Reichstagen nicht erschien, erklärte ihn R. 24. Juni 1276 in die Reichsacht und zog sofort gegen ihn durch Bayern nach Österreich. Die Bevölkerung des