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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rugby Union; Ruge; Rüge; Rugeley; Rügen

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Rugby Union - Rügen.

rühmte, 1567 unter der Königin Elisabeth gestiftete, reich dotierte lateinische Schule mit 700 Schülern, ein litterarisches Institut, eine Taubstummenanstalt und (1881) 9890 Einw. - 2) Von Thomas Hughes (s. d.) 1879 gegründete Kolonie im nordamerikan. Staat Tennessee, in den Cumberlandbergen, für gebildete Auswanderer bestimmt, die indessen bald wieder einging.

Rugby Union, Spiel, s. Fußball.

Ruge, 1) Arnold, Schriftsteller, geb. 13. Sept. 1802 zu Bergen auf der Insel Rügen, studierte in Jena und Halle 1821-24 hauptsächlich Philosophie und nahm auf beiden Universitäten lebhaften Anteil an der Burschenschaft, wofür er einjährige Haft in Köpenick und fünfjährige auf der Festung Kolberg zu bestehen hatte. Während dieser Zeit studierte er eifrig die alten Klassiker, übersetzte den Theokrit, Äschylos und Sophokles metrisch und machte ästhetische Studien nach Jean Paul und den englischen Humoristen. Nach seiner Freilassung 1830 erhielt er eine Lehrerstelle am Pädagogium zu Halle, und zwei Jahre später habilitierte er sich als Privatdozent an der dortigen Universität. Nachdem er sich bereits (namentlich durch die "Platonische Ästhetik", Halle 1832) litterarisch bekannt gemacht, begründete er 1837 mit Echtermeyer die "Halleschen Jahrbücher für Kunst und Wissenschaft", die bald das damals bedeutendste kritische Organ wurden. Als dieselben wegen ihrer politisch-liberalen Richtung unter preußische Zensur gestellt werden sollten, verließ R. Halle und siedelte 1841 mit seiner Zeitschrift, die er nun "Deutsche Jahrbücher" nannte, nach Dresden über. Das Ministerium Falkenstein entzog jedoch der Zeitschrift alsbald die Konzession, und R. lebte hierauf mehrere Jahre in Paris und in der Schweiz und gründete sodann zu Leipzig unter der Firma "Verlagsbüreau" ein buchhändlerisches Geschäft, aus dem unter seiner Redaktion unter anderm "Politische Bilder aus der Zeit" (Leipz. 1848, 2 Tle.), "Poetische Bilder aus der Zeit" (das. 1848, 2 Bde.) und "Die Akademie, ein philosophisches Taschenbuch" (das. 1847-48) mit Beiträgen von Seeger, Gerstäcker, Freytag, Hebbel, Fröbel, Hartmann u. a. hervorgingen. Auch besorgte er eine Ausgabe seiner "Gesammelten Schriften" (Mannh. 1846-48, 10 Bde.). Nach Ausbruch der Bewegung von 1848 gab R. zuerst in Leipzig, dann in Berlin eine demokratische Zeitung: "Die Reform", heraus und wurde von Breslau in das Frankfurter Parlament gewählt, wo er seinen Platz auf der äußersten Linken nahm, sich aber bald als unpraktischen Doktrinär bekundete. Verstimmt begab er sich auf Reisen u. ward infolgedessen von der Nationalversammlung als ausgeschieden erklärt. Um dieselbe Zeit (Okt. 1848) wohnte er dem Demokratenkongreß in Berlin bei, um seine "Reform" zum Organ der Demokratie erheben zu lassen. Der eintretende Belagerungszustand hatte aber das Verbot dieser Zeitung zur unmittelbaren Folge, und R. mußte 21. Jan. 1849 die Stadt verlassen. Er kehrte nach Leipzig zurück, beteiligte sich dann an den Maiereignissen und mußte 1850 nach England flüchten, wo er mit Mazzini, Ledru-Rollin u. a. zu einem europäisch-propagandistischen Komitee zusammentrat. Später nahm er seinen Wohnsitz in Brighton, von wo aus er sich 1866 schon vor dem Krieg in Briefen an deutsche Zeitungen für die auswärtige Politik Bismarcks erklärte. 1877 wurde ihm in Anerkennung seines litterarischen Wirkens für die deutsche Einheit ein Ehrengehalt von 3000 Mk. jährlich aus Reichsmitteln bewilligt. R. starb 31. Dez. 1880 in Brighton. Von Ruges Schriften erwähnen wir: "Schill und die Seinen", Trauerspiel (Strals. 1830); "Der Novellist" (das. 1839); "Zwei Jahre in Paris" (Leipz. 1846, 2 Bde.); "Novellen aus Frankreich und der Schweiz" (das. 1848); "Unser System" (das. 1850); "Revolutionsnovellen" (das. 1850); "Die Loge des Humanismus" (das. 1851); "Die neue Welt", Trauerspiel (das. 1856); "Aus früherer Zeit" (Berl. 1863-67, 4 Bde.), eine Autobiographie mit zum Teil vortrefflichen Episoden; "Zwei Doppelromane in dramatischer Form" (das. 1865); "Manifest an die deutsche Nation" (2. Aufl., Hamb. 1866); "Aufruf zur Einheit" (Berl. 1866); "Der Krieg" (das. 1867); "Bianca della Rocca", historische Erzählung aus dem heutigen Rom (unter dem Namen R. Durangelo, das. 1869); "Acht Reden über Religion" (das. 1869; neue Ausg., das. 1875) und "Geschichte unsrer Zeit seit den Freiheitskriegen" (Leipz. 1881). Auch hat sich R. durch Übersetzung der "Juniusbriefe" (3. Aufl., Leipz. 1867), von Garridos "Das heutige Spanien" (neue Ausg., das. 1867), Buckles "Geschichte der Zivilisation" (5. Aufl., das. 1874), H. Bulwers "Lord Palmerston" (Berl. 1871) u. a. verdient gemacht. Seinen "Briefwechsel und Tagebuchblätter aus den Jahren 1825-1880" gab Nerrlich heraus (Berl. 1885-86, 2 Bde.).

2) Sophus, Geograph, geb. 26. März 1831 zu Dorum (Hannover), studierte in Göttingen und Halle, habilitierte sich 1872 als Dozent am Polytechnikum in Dresden und ist jetzt Professor der Geographie und Ethnographie daselbst. Außer geographischen Lehrbüchern schrieb er: "Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen" (Berl. 1881-83), "Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte der Erdkunde" (Dresd. 1888) und gab die 2. Auflage von Peschels "Geschichte der Erdkunde" (Münch. 1878) sowie eine Neubearbeitung von Ungewitters "Erdbeschreibung" (6. Aufl., Dresd. 1887 ff.) heraus.

Rüge, tadelndes Urteil, namentlich eines Vorgesetzten dem Untergebenen gegenüber; dann die Anzeige eines geringen Vergehens zum Zweck der gewöhnlichen Bestrafung. Zur Aburteilung eines solchen diente ehedem in vielen deutschen Ländern das Rügegericht (Rügeamt), das zu gewissen Zeiten und mit besondern Feierlichkeiten abgehalten wurde. Der Vorsitzende eines solchen Gerichts hieß Rügegraf oder Rügemeister. Jetzt versteht man unter Rügesachen meist nur die Injurienprozesse, doch spricht man auch von Forstrügen etc.

Rugeley (spr. röddschli), Stadt in Staffordshire (England), am Trent, hat große Pferdemärkte und (1881) 4249 Einw.

Rügen, Insel in der Ostsee, unfern der pommerschen Küste, Stralsund gegenüber, zum preuß. Regierungsbezirk Stralsund gehörig, von dem sie einen Kreis bildet (s. Karte "Pommern"). Die Insel, durch den 2 km breiten Strelasund oder Bodden vom Festland getrennt, hat eine größte Länge von 52 km (von S. nach N.), eine größte Breite (im S.) von 41 km und umfaßt mit den kleinern Inseln, doch ohne die großen Wasserflächen einen Flächenraum von 968 qkm (17,38 QM.). Ihre Gestalt ist durch zahlreiche Meerbusen (Bodden oder Wieke) sowie vorspringende Halbinseln und Landzungen eine äußerst zerrissene. Der Kern der Insel hat die Form eines Dreiecks. Die nach S. gekehrte Grundlinie ist durch den Rügenschen Bodden ausgebuchtet. Am Westende des letztern erstreckt sich die Halbinsel Zudar mit dem südlichsten Vorgebirge (Palmerort) Pommern gegenüber; am Ostende ragt die wiederum vielgegliederte Halbinsel Mönchgut in das Meer, an deren Ostküste zwei Vorgebirge: