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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ruhrkraut; Ruhrort; Ruhrrinde; Ruhrwurz; Ruhrwurzel; Ruhß; Ruin; Ruisdael; Ruiz; Rujastrauch; Ruk; Ruktation; Rule Britannia; Rulhière

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Ruhrkraut - Rulhière.

stein 48 Flöze mit 36 m Steinkohle und in der östlichen bei Dorstfeld und Brüninghausen 55 Flöze mit 44 m Steinkohle bekannt. Die meisten Flöze enthalten eine vorzügliche Backkohle. In diesem Kohlengebiet, in welchem 1886 über 28 Mill. Ton. Steinkohlen und zwar 20 Mill. in Westfalen und 8 Mill. in der Rheinprovinz im Gesamtwert von 133 Mill. Mk. gewonnen wurden, liegen die bedeutenden Fabrikstädte Dortmund, Horde, Witten, Bochum, Gelsenkirchen, Essen, Mülheim, Oberhausen und Duisburg.

Ruhrkraut, s. v. w. Gnaphalium oder Pulicaria. Gelbes R. (Sandruhrkraut), s. v. w. Helichrysum arenarium.

Ruhrort, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, am Einfluß der Ruhr in den Rhein, Knotenpunkt der Linien Oberhaufen-R., R.-Holzwickede und R.-Wanne der Preußischen Staatsbahn, 20 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Realgymnasium, ein Amtsgericht, ein Hauptsteueramt, einen der größten Flußhäfen Deutschlands, große Schiffswerften, Fabrikation von Maschinen, Ultramarin, Lampen, Seiler-, Blech- und Eisenwaren, bedeutenden Handel mit Steinkohlen, Getreide und Holz, Eisen- und Kolonialwaren, Zigarren etc. und (1885) 9866 meist evang. Einwohner. In der Nähe große Eisenwerke und Steinkohlengruben. - R. gehörte vormals zu Kleve und erhielt 1587 Stadtrechte. Am Hafen steht seit 1847 ein Denkmal des Oberpräsidenten v. Vincke und auf dem Neumarkt seit 1875 ein schönes Kriegerdenkmal. Vgl. "Geschichte der Stadt R." (Ruhrort 1882).

Ruhrrinde, s. Simaruba.

Ruhrwurz, s. Tormentilla.

Ruhrwurzel, s. Jateorhiza.

Ruhß (Ruhs), eine noch nicht vollkommen aufgeklärte, im ganzen seltene Erscheinung auf dem Bodensee (s. d.), welche das Wasser desselben scheinbar ohne äußere Veranlassung plötzlich steigen und fallen macht. Vgl. Seiches.

Ruin (v. lat. ruina, Einsturz), Verfall, Zerrüttung, Untergang; Ruine, Getrümmer, Reste eines verfallenen oder zerstörten Bauwerks; überhaupt etwas Zerfallendes. Ruinen von Burgen, Klöstern, Kapellen etc. gereichen oft einer Gegend zum Schmuck, besonders wenn sie auf Anhöhen stehen. Im vorigen Jahrhundert errichtete man in größern Parkanlagen nicht selten künstliche Ruinen, um eine malerische Wirkung zu erzielen. Ruinieren, zerstören, verwüsten, zu Grunde richten.

Ruisdael (spr. reusdal, Ruysdael), 1) Salomon van, holländ. Maler, geboren um 1600 zu Haarlem, wurde 1623 Mitglied, 1648 Vorstand der Haarlemer Malergilde und starb im Oktober 1670 in seiner Vaterstadt. R., vermutlich bei E. van de Velde gebildet, malte im Anschluß an Goyen holländische Flach- und Uferlandschaften, Fluß- und Kanalansichten. Anfangs war seine koloristische Behandlung etwas wollig, namentlich im Laub der Bäume, entwickelte sich aber bald zu voller Klarheit, Wärme und Leuchtkraft, um dann zuletzt in einen schweren, bräunlichen Ton zu verfallen. Bilder von ihm befinden sich in den meisten größern Galerien.

2) Jakob, Maler, Neffe und Schüler des vorigen, geboren um 1628-29 zu Haarlem, trat 1648 in die Malergilde daselbst, erwarb 1659 das Bürgerrecht zu Amsterdam, wurde jedoch 1681 wegen Armut nach Haarlem zurückgeschickt, wo er im März 1682 in einem Armenhaus starb. R. ist der größte holländische Landschaftsmaler und in Bezug auf Tiefe und Energie der poetischen Stimmung wie auf plastische Kraft der Darstellung einer der größten Landschaftsmaler überhaupt. Er hat die Landschaft zum Spiegel menschlichen Empfindens gemacht und zum erstenmal die Geheimnisse der Naturseele enthüllt. R. hat die Motive zu seinen Landschaften zum Teil der Umgebung Haarlems, zum Teil den Holland benachbarten Gegenden Deutschlands entlehnt, wo er sich besonders in das Studium der Eichenwälder vertiefte. Unter dem Einfluß seines Freundes Everdingen hat er auch mit Vorliebe frei erfundene Wasserfälle mit den Eichenwäldern in Verbindung gebracht. Seine Landschaften sind sehr zahlreich (etwa 450). Besonders gut ist er in der Dresdener Galerie und im Berliner Museum vertreten. Seine Hauptwerke sind: der Judenkirchhof, Schloß Bentheim, Kloster im Waldthal, der Waldweg und der Eichenhügel (Dresdener Galerie), Wassermühle und Windmühle (Amsterdam, Reichsmuseum), der Sumpf (Petersburg, Eremitage), die Wasserfälle in Dresden, Braunschweig und Kassel, die Haarlemer Bleiche (Museum zu Berlin). Er hat auch Seestücke und Städteansichten gemalt und zehn geistvoll radierte Blätter hinterlassen.

Ruiz (spr. ruis), Juan, span. Dichter, gewöhnlich Erzpriester von Hita genannt, stammte aus Alcalá de Henares und blühte um die Mitte des 14. Jahrh. Als Arcipreste in dem Flecken Hita bei Guadalajara angestellt, wurde er auf Befehl des Erzbischofs von Toledo zwischen 1337 und 1350 verhaftet und verfaßte wahrscheinlich während dieser Gefangenschaft seine "Poesías", ein aus ca. 7000 Versen bestehendes Werk, das, mit einem Gebet zu Gott beginnend, eine bunte Reihe von Geschichten, meist persönlichen Erlebnissen, darunter Liebesabenteuer aller Art, untermischt mit frei erfundenen Erzählungen und Allegorien, Apologien, Fabeln und lyrischen Schmuckstücken, enthält. Die eigentlich erzählenden Partien des Werkes sind in 14silbigen vierteiligen Alexandrinerstrophen geschrieben; das übrige aber ist in nicht weniger als 16 verschiedenen Versmaßen abgefaßt, so daß das Werk ein wahres Musterbuch altspanischer Rhythmik abgibt. Die "Poesías" wurden zum erstenmal herausgegeben von Sanchez in der "Coleccion de poesías castellanos anteriores al siglo XV", Bd. 4 (Madr. 1790), dann wieder abgedruckt von Ochoa (Par. 1842) und neu aufgelegt in der "Biblioteca de autores españoles", Bd. 57 (Madr. 1864).

Ruiz, bei botan. Namen, s. "R. et P." (S. 525).

Rujastrauch, s. Rhus.

Ruk (Vogel R.), s. Rock.

Ruktation (lat.), s. v. w. Rülpsen, s. Aufstoßen.

Rule Britannia (spr. ruhl, "Herrsche, Britannia"), Anfangsworte des engl. Nationallieds, das, von Thomson gedichtet und von Arne (nicht von Händel) in Musik gesetzt, die alte britische Freiheit verherrlicht und dem Inselreich die Herrschaft der Meere zuspricht.

Rulhière (spr. rüljähr), Claude Carloman de, franz. Historiker, geb. 1735 zu Bondy bei Paris, trat in die Armee, kämpfte während des Siebenjährigen Kriegs in Deutschland, begleitete 1760 den Baron Breteuil als Gesandtschaftssekretär nach Petersburg, trat 1765 aus der Armee, erhielt 1771 eine Anstellung als politischer Schriftsteller beim Auswärtigen Amt, wurde 1787 Mitglied der Akademie und starb 30. Jan. 1791 in Paris. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Anecdotes sur la révolution de Russie en l'année 1762" (Par. 1797 u. öfter); "Éclaircissements historiques sur les causes de révocation de l'édit de Nantes" (das. 1788, 2 Bde.) und die wertvolle "Histoire de l'anarchie de Pologne et du démembrement de cette république"