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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rumford; Rumilly; Rumina; Ruminantia; Ruminieren; Rumjanzow; Rümker; Rummel; Rummelsburg

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Rumford - Rummelsburg.

Kräuter, Halbsträucher oder hohe Sträucher mit bisweilen fast sämtlich grundständigen, sonst abwechselnden, am Grund oft herz- bis pfeilförmigen Blättern, aus halbquirl- oder quirlartigen Doppelwickeln gebildeten endständigen, langen Scheintrauben und dreikantigen Nüßchen. Etwa 130 Arten, meist in den gemäßigten Regionen der nördlichen Erdhälfte. Von den bei uns wild wachsenden Arten wird R. acetosa (Sauerampfer), mit 30-60 cm hohem, kahlem oder etwas flaumhaarigem, meist einfachem Stengel und pfeil- oder spießförmigen, länglichen Blättern, auf guten Wiesen und Triften wachsend, in einer langblätterigen (spanischen) und einer breitblätterigen Varietät (französischer Spinat, Oseille) kultiviert. Wurzel, Kraut und Früchte waren früher offizinell; die Blätter dienen noch jetzt im Norden als kühlendes Hausmittel, auch als Zuthat zu Suppen und Gemüsen und als Salat. Da sie viel saures oxalsaures Kali enthalten, so bereitete man aus ihnen früher Kleesalz. R. Patientia L. (Geduldampfer, englischer Spinat, Gartenampfer, Mönchsrhabarber, ewiger Spinat), in Südeuropa, ist zweijährig, wird 2 m hoch und entwickelt einen großen, blattlosen Blütenstand mit grünen Blütchen. Man kultiviert ihn als Gemüsepflanze besonders in England. Die Wurzel dient als Surrogat des Rhabarbers. R. acetosella L. (kleiner Sauerampfer), eins unsrer gemeinsten Unkräuter auf kalkfreiem Sandboden, verschwindet auf diesem nach dem Mergeln, erscheint aber sofort wieder, wenn der Kalk verbraucht ist. R. alpinus L., an grasreichen, gedüngten Stellen der Alpen, auch im Kaukasus, mit fleischigem, vielköpfigem, verzweigtem Wurzelstock, wurde im Mittelalter häufig in den Klostergärten kultiviert, um die Wurzel als Rhabarbersurrogat zu benutzen (Mönchsrhabarber, ursprünglich vielleicht die ähnliche Wurzel von R. Patientia). R. obtusifolius L., in Europa, Nord- und Mittelasien, Westafrika, im östlichen Nordamerika, auch in Cuba und Brasilien angesiedelt, liefert die Grindwurzel (Radix Lapathi).

Rumford (spr. rommsord), Benjamin Thompson, Graf von, durch gemeinnützige Bestrebungen bekannt geworden, geb. 26. März 1753 zu Rumford (jetzt Concord) in New Hampshire (nach andern Angaben zu Woburn in Massachusetts), studierte in Cambridge Physik, ward um 1772 Lehrer in Bradford, trat beim Ausbruch des nordamerikanischen Freiheitskriegs als Major in die königliche Miliz, ward, als die Engländer von Boston zurückgingen, 1776 mit einem Auftrag nach England gesandt, erhielt dort eine Anstellung im Kriegsministerium, kehrte aber 1782 mit dem Grad eines Eskadronschefs nach Amerika zurück, organisierte dort die Reiterei und zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten aus. Nach dem Friedensschluß trat er als Generalleutnant und Staatsrat in bayrische Dienste und wirkte hier mit Eifer für die Organisation der Armee. Er gründete Schulen für die Soldatenkinder, legte im Interesse der Armen Manufakturen an, verbreitete den Anbau der Kartoffeln und erfand Sparöfen und die nach ihm benannte, aus allerlei billigen Stoffen bestehende nahrhafte Rumfordsche Suppe. Auch den Englischen Garten in München legte er an. Der Kurfürst ernannte ihn zum Grafen von R. und zum Generalleutnant. 1799 kehrte er nach England zurück, wo er über die Natur und Anwendung der Wärme experimentierte und bereits als einer der Vorläufer der mechanischen Wärmetheorie die Umsetzung von Arbeit in Wärme erkannte. Als Vizepräsident der königlichen Societät der Wissenschaften setzte er bedeutende Summen zur Belohnung nützlicher Erfindungen aus und beteiligte sich auch an der Begründung der Royal institution, einer Lehranstalt für technische Gewerbe. 1802 ging er nach Paris, und 1812 nahm er seinen Aufenthalt in Auteuil, wo er 20. Aug. 1814 starb. Er schrieb: "Recherches sur la chaleur" (Par. 1804-13); "Recherches sur les bois et le charbon" (das. 1813); "Essays political, economical and philosophical" (Lond. 1796-1803, 3 Bde.; franz., Genf 1799-1806, 4 Bde.; deutsch, Weim. 1800-1805). Seine Werke erschienen gesammelt, herausgegeben von Ellis (Lond. 1876, 5 Bde.), mit Biographie von seiner Tochter. Vgl. Berthold, R. und die mechanische Wärmetheorie (Heidelb. 1874).

Rumilly (spr. rümijih), Stadt im franz. Departement Obersavoyen, Arrondissement Annecy, am Chéran und der Eisenbahn von Chambéry nach Annecy, mit Collège, Lehrerinnenbildungsanstalt, bedeutender Fabrikation von Seiden-, Schafwoll- und Leinenstoffen und (1881) 2867 Einw.

Rumina, röm. Schutzgöttin der säugenden Herden, auch der Kinder an der Mutterbrust. Ihr Heiligtum befand sich am Palatin. Nach ihr erhielt der in der Nähe befindliche Feigenbaum, unter welchem Romulus und Remus von der Wölfin gesäugt worden sein sollten, den Namen ruminalis ficus.

Ruminantia (lat.), s. v. w. Wiederkäuer.

Ruminieren (lat.), wiederkäuen; auch uneigentlich: im Geist wiederholt durchnehmen; durchdenken.

Rumjanzow, s. Romanzow.

Rümker, Karl Ludwig Christian, Astronom, geb. 18. Mai 1788 zu Stargard, widmete sich in Berlin dem Baufach, trat 1807 als Offizier in englische Dienste, focht gegen die Franzosen und Nordamerikaner, war 1819-20 Direktor der Navigationsschule in Hamburg, ging dann nach Australien, wo er 1821 bis 1830 an der Sternwarte von Paramatta in Neusüdwales thätig war, und lebte seit 1830 in Hamburg als Direktor der dortigen Sternwarte, seit 1857 in Lissabon, wo er 21. Dez. 1862 starb. Unter seinen selbständigen Schriften sind zu nennen: "Preliminary catalogue of fixed stars etc." (Hamb. 1832); "Handbuch der Schiffahrtskunde" (6. Aufl., das. 1857); "Mittlere Örter von 12,000 Fixsternen" (das. 1843-52, 4 Tle.; neue Folge 1857, 2 Tle.); "Längenbestimmung durch den Mond" (das. 1849). - Sein Sohn Georg Friedrich Wilhelm, ebenfalls Astronom, geb. 31. Dez. 1832 zu Hamburg, 1853-56 auf der Sternwarte in Durham, seitdem auf der zu Hamburg thätig, veröffentlichte viele Beobachtungen und Berechnungen von Planeten und Kometen.

Rummel, mehrere Dinge zusammen ohne Auswahl, in Bausch und Bogen; im Pikett eine Anzahl Karten von gleicher Farbe; im Hyazinthenhandel s. v. w. 100 Stück; ferner verächtliche Bezeichnung einer geringfügigen Sache oder Begebenheit, daher auch s. v. w. Lärm, Aufruhr etc.

Rummelsburg, 1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Köslin, an der Stüdnitz und der Linie Neustettin-Stolpmünde der Preußischen Staatsbahn, 120 m ü. M., hat ein Amtsgericht, Wollspinnerei, Tuchweberei und (1885) 5152 meist evang. Einwohner. -

2) Ort östlich bei Berlin, Kreis Niederbarnim, an einem mit der Spree zusammenhängenden See, aus welchem ein großer Teil des in Berlin verbrauchten Eises kommt, und an den Linien Berlin-Sommerfeld und Berlin-Schneidemühl der Preußischen Staatsbahn, hat ein großes Waisenhaus, eine Arbeits- und Zwangserziehungsanstalt, eine Strafanstalt (Filiale von Plötzensee), bedeutende Brotbäckerei, Eiswerke,