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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Rumohr - Rundlauf.

einen großen Viehhof etc. und (1885) mit Boxhagen 5618 meist evang. Einwohner.

Rumohr, 1) Karl von, Kunsthistoriker, geb. 6. Jan. 1785 zu Reinhardsgrimma bei Dresden, widmete sich in Göttingen dem Studium der Kunst. In Dresden, wo er sich eng an L. Tieck anschloß, trat er zur katholischen Kirche über. 1804 besuchte er Rom und Neapel, von wo er 1806 nach Deutschland zurückkehrte. 1816 ging er wieder nach Italien und machte in Florenz die Studien zu seinem bedeutendsten Werk, den "Italienischen Forschungen" (Berl. 1826-31, 3 Bde.). Eine dritte Reise nach Italien 1828 benutzte er zur Bereicherung des königlichen Museums in Berlin; vgl. seine "Drei Reisen nach Italien" (Leipz. 1832). Nachdem er seit 1829 bei der Ordnung der Kunstgegenstände des Berliner Museums mitgewirkt, lebte er seit 1831 meist in Dresden. Er starb 25. Juli 1843 daselbst. Von seinen kunsthistorischen Schriften sind noch zu erwähnen eine "Geschichte der königlichen Kupferstichsammlung zu Kopenhagen" (mit Thiele, Leipz. 1835); "Hans Holbein der jüngere in seinem Verhältnis zum deutschen Formschnittwesen" (das. 1836) und die Schrift "Zur Geschichte und Theorie der Formschneidekunst" (das. 1837). Auch gab er Königs "Geist der Kochkunst" (Stuttg. 1832) heraus. Ferner veröffentlichte er einen Roman in Memoirenform unter dem Titel "Deutsche Denkwürdigkeiten, aus alten Papieren" (Berl. 1832, 4 Bde.); zwei Bände "Novellen" (Münch. 1833 u. 1835); das satirisch-humoristische Gedicht "Kynalopekomachia, der Hunde-Fuchsenstreit" (Lüb. 1835) und "Schule der Höflichkeit" (Suttg. ^[richtig: Stuttg.] 1834-1835, 2 Bde.). Vgl. Schulz, Karl F. v. R., sein Leben und seine Schriften (Leipz. 1844).

2) Theodor Wilhelm, dän. Romanschriftsteller, geb. 2. Aug. 1807 zu Kopenhagen, studierte Jurisprudenz, nahm eine Zeitlang an der Redaktion der "Berlingschen Zeitung" teil und machte 1839 mit Staatsunterstützung eine Reise durch Deutschland und die Schweiz. Seit 1850 hielt er sich in Schleswig auf und bekleidete 1853-64 das Amt eines Hardesvogts in Hadersleben. In den nächsten zehn Jahren machte er Reisen in Südeuropa, Nordafrika und dem Heiligen Land. Außer lyrischen (namentlich patriotischen) Gedichten und einigen Dramen schrieb R. eine Anzahl größerer Romane mit historischem Hintergrund, die weite Verbreitung fanden u. viel dazu beitrugen, im Volk den Sinn für die vaterländische Geschichte zu beleben. Es sind: "Jacob Dannefärd" (1840, 13. Aufl. 1880); "Odins Ankomst i Norden" ("Odins Ankunft im Norden", 1841); "Peter Tordenskjold" (4. Aufl. 1877, deutsch 1843); "Niels Juel" (4. Aufl. 1877, deutsch 1848); "Grevens Feide" (1846, deutsch 1848) und "Billeder fra Christian IV. Tid" (1850-65). Sie erschienen gesammelt unter dem Titel: "Fædrelandshistoriske Malerier" (Kopenhagen 1863, 14 Bde.).

Rumonsch, s. Romanische Sprachen, S. 919.

Rumor (ital.), Lärm, Tumult; Aufruhr, Streit; rumoren, R. machen, lärmend toben etc.

Rumormeister, s. Landsknechte, S. 470.

Rümpchen, Fisch, s. Pfrille.

Rumpelmetten, s. Finstermetten.

Rumpenheim, Dorf in der hess. Provinz Starkenburg, Kreis Offenbach, am Main, hat ein Schloß des Landgrafen Friedrich von Hessen und (1885) 819 Einw.; R. gehörte bis 1866 zu Kurhessen.

Rumpf (Stamm, Truncus), die Hauptmasse des tierischen Körpers im Gegensatz zu den Gliedmaßen, dem Kopf und dem Schwanz. Er birgt in sich die Leibeshöhle mit den in ihr befindlichen Organen. Beim Menschen speziell wird seine knöcherne Grundlage von der Wirbelsäule, den Rippen und dem Brustbein gebildet, zu deren Bewegung sowie zur Verengerung der Leibeshöhle, die hier in Brust-, Bauch- und Beckenhöhle geschieden ist, die Rumpfmuskeln dienen. Beweglich an ihm befestigt sind die Gliedmaßen.

Rumpf, Rumph, bei botan. Namen für G. E. Rumpf (Rumph), geb. 1627 zu Hanau, gest. 1702 als holländischer Unterstatthalter auf Amboina. Plinius indicus, Herbarium amboinense.

Rumpfparlament (engl. Rump-Parliament), Spottname des englischen Unterhauses, aus dem Cromwell (s. d. 2) 1648 alle nicht republikanischen Mitglieder ausgestoßen hatte; später übertragen auf die radikalen Mitglieder der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt, welche, nach Austritt der übrigen, vom 6. bis 16. Juni 1849 in Stuttgart tagten (s. Deutschland, S. 892).

Rumpsteak (engl., spr. römp-stehk, "Rumpfstück"), auf dem Rost oder in der Pfanne gebratenes Fleischstück vom Nieren- oder Schwanzstück eines Rindes.

Runcorn (spr. rönn-), Stadt in Cheshire (England), an der Mündung des Bridgewaterkanals in den Mersey, über welchen eine 2 km lange Eisenbahnbrücke führt, und 20 km oberhalb Liverpool, mit (1881) 15,126 Einw. R. verschifft die Thonwaren Staffordshires und das Salz Cheshires, hat aber auch einige eigne Industrie.

Rundbogen, s. Bogen, S. 125.

Rundbogenfries, s. Fries.

Rundbrenner, s. Lampen, S. 436, und Leuchtgas, S. 737.

Rundeisen, Stabeisen mit kreisförmigem Querschnitt.

Ründeroth, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Köln, Kreis Gummersbach, an der Agger, Knotenpunkt der Linien Deutz-Gießen und R.-Derschlag der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Eisenhüttenwerk, einen Raffinierstahlhammer, Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen, von Wagenachsen und Pulver, Lohgerberei, Bergbau auf Eisenerz und (1885) 2977 Einw.

Rundgatt, s. Heck.

Rundgemälde, s. v. w. Panorama (s. d.).

Rundgesang, zum geselligen Gesang bestimmtes Lied, in welchem die Anfangs- oder Schlußverse jeder Strophe vom ganzen Chor, das übrige aber von einem einzelnen Sänger gesungen wird.

Rundholz, Kollektivbezeichnung für alles cylinderförmige Holz, welches oberhalb und außerhalb des Schiffsgebäudes zur Führung der Segel und Befestigung der Takelage dient, wie Masten, Stengen, Raaen, Gaffeln, Bäume und Spieren.

Rundiste, bei Edelsteinen, namentlich Brillanten, die Stelle, wo sie gefaßt werden.

Rundköpfe (engl. Round Heads), spöttische Bezeichnung der Anhänger des Langen Parlaments im englischen Bürgerkrieg 1642-49, welche denselben von den Royalisten oder Kavalieren wegen des Schnittes ihres Haars auf dem kurz geschornen Kopf beigelegt wurde.

Rundlauf, ein besonders im Schulturnen verwendetes Turngerät, in der Regel aus vier an einer drehbaren Kurbel an einem Deckbalken hängenden Seilen bestehend, die unten strickleiterartig mit Sprossen auslaufen, um Griffe an denselben in verschiedener Höhe zu ermöglichen. Der R. wird meist zu kreisendem Gehen, Laufen und Schwingen verschiedener Art verwendet.