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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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San Stefano - Santa Catharina.

San Stefano, s. Santo Stefano.

Sans y Cabot, Francisco, span. Maler, geboren zu Barcelona, wo er seine künstlerische Bildung genoß, ging 1855 nach Paris und arbeitete dort im Atelier Coutures. Zwei Jahre später stellte er in Madrid seine ersten Bilder: Lutero, ein Stoff, den er dem Quevedo entnahm, und das Ende des Karnevals, aus, die namentlich wegen ihres schönen Kolorits Beifall fanden. Ihnen folgten Prometheus, ein großes allegorisches Bild: Freiheit und Unabhängigkeit (1860), und eine Episode aus der Schlacht von Trafalgar (1862, Nationalmuseum). Ganz im Gegensatz zu letzterm Bild standen die Genrebilder: der Kohlmarkt von Gerona und der Besuch des Freundes (1871), die sich durch Lebenswahrheit, glückliche Komposition und den Zauber der Farbe Anerkennung erwarben. Er malte darauf ein Bild von großen Dimensionen: General Prim und die katalonischen Freiwilligen bei Tetuan, für Barcelona und den Tod Churrucas in der Schlacht bei Trafalgar. Auch dekorierte er den Plafond des königlichen Theaters, des Zarzuela- und des Apollotheaters und führte Fresken in vielen Palästen, darunter vier historische im Alkazar von Toledo, aus: Einzug Karls V. in Rom, Einnahme des Forts von Goletta, die Schlacht bei Mühlberg und Besuch Franz' I. beim Kaiser. S. ist Direktor des Museo del Prado in Madrid.

Santa (ital., portug. u. span.), s. San und São.

Santa (S. Maria de la Pavilla), alte Hafenstadt im Departement Ancachs der südamerikan. Republik Peru, 5 km oberhalb der Mündung des Rio Santa in den Stillen Ozean, hat unter 1000 Einw., ist aber berühmt durch die tapfere Verteidigung gegen den Flibustier Edward Davies, 1683.

Santa Ana, Departementshauptstadt im mittelamerikan. Staat Salvador, am Fuß der Kordillere, hat schöne Gebäude aus spanischer Zeit, Zuckerrohr- und Kaffeekultur und mit Umgegend (1878) 29,908 Einw. Eine Eisenbahn verbindet den Ort mit dem Hafen Acajutla. S. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Santa Anna (Santana), Antonio Lopez de, Präsident und Diktator von Mexiko, geb. 10. Juni 1797 zu Jalapa, schloß sich 1821 als Oberst eines Regiments an Iturbide an, trat aber nach dessen Thronbesteigung gegen ihn auf und trug viel zu seinem Sturz bei. 1829 ward er unter dem Präsidenten Guerrero zum Kriegsminister und Oberbefehlshaber des Heers ernannt. 1832 empörte er sich an der Spitze der Garnison von Veracruz gegen Bustamente. Nachdem er 1. Okt. bei Puebla einen Sieg erfochten, proklamierte er Pedrazza zum Präsidenten und wurde im März 1833 dessen Nachfolger. Er übertrug zwar bald das Präsidium dem Vizepräsidenten Farias, erhob sich aber 1834 wieder gegen denselben, bemächtigte sich der Diktatur und oktroyierte im Oktober 1835 eine streng zentralistische Konstitution. Auf einem Feldzug gegen die abgefallene Provinz Texas fiel er 21. April 1836 in feindliche Gefangenschaft, ward aber 1837 freigelassen. Nachdem er 1838 bei der Verteidigung von Veracruz gegen die Franzosen ein Bein verloren, machte er sich 1841 wieder zum unumschränkten Diktator, ward aber 1844 durch einen Aufstand gestürzt und vom Kongreß wegen Hochverrats zu lebenslänglicher Verbannung und Konfiskation seines Vermögens von 3 Mill. Pesos verurteilt. S. ging nach Cuba ins Exil; aber schon im August 1846 ward er von seiner Partei zurückgerufen, von der provisorischen Regierung zum Generalissimus ernannt und, wiewohl er 22. und 23. Febr. 1847 bei Buenavista von den Nordamerikanern unter General Taylor aufs Haupt geschlagen ward, zum Präsidenten erwählt. Nachdem er 18. April 1847 vom General Scott bei Cerro Gordo abermals geschlagen worden, ließ er sich, um die Friedenspartei nicht aufkommen zu lassen, zum Diktator ernennen. Nachdem Scott die Hauptstadt Mexiko 15. Sept. 1847 genommen, entfloh S. nach Jamaica. Die zunehmende Anarchie veranlaßte indessen 1853 die damaligen Häupter des Staats, den energischen S. zurückzurufen. Nachdem er dem Lande die Ruhe zurückgegeben, erklärte er sich 17. Dez. 1853 zum lebenslänglichen Präsidenten der Republik und behauptete sich bis zum August 1855. S. lebte hierauf erst zu Turbaco in Venezuela, dann auf St. Thomas. Das Kaiserreich Maximilians erkannte S. an, wurde darauf zur Rückkehr nach Mexiko aufgefordert und 1864 zum kaiserlichen Reichsmarschall ernannt, aber von den Franzosen, die ihm nicht trauten, alsbald wieder des Landes verwiesen. Da er 1867 den Versuch machte, das Heer für sich zu gewinnen und so die Macht wieder an sich zu reißen, ward er in Yucatan verhaftet und gefangen gesetzt, aber bald freigelassen. Die von ihm weiter angezettelten Empörungen hatten keinen Erfolg. Er starb 20. Juni 1876.

Santa Bárbara, 1) Hauptstadt des gleichnamigen Departements des mittelamerikan. Staats Honduras, auf fruchtbarer Hochebene östlich vom Yoyoasee, mit 5000 Einw. - 2) Stadt im nordamerikan. Staat Kalifornien, am Stillen Ozean (34° 23' nördl. Br.), hat eine offene Reede, ein altes spanisches Missionsgebäude mit 100 Jahre altem Rebstock, Obst- und Weinbau, Handel mit Häuten und (1880) 3460 Einw.

Santa Caterina Villarmosa, Stadt in der ital. Provinz Caltanissetta (Sizilien), auf einer Anhöhe, 5 km von der Eisenbahn Catania-Girgenti, mit Schwefelminen, Fabrikation von Thongefäßen, Acker-, Öl- und Weinbau, Handel und (1881) 6979 Einw.

Santa Catharina, eine Küstenprovinz des südlichen Brasilien, umfaßt 74,156 qkm (1346,7 QM.) und ist mannigfach gestaltet. Die Küsten enthalten zahlreiche Buchten, Landspitzen, Halbinseln und Inseln; das Innere ist ein nach W. sich sanft abdachendes Plateau (die "Serra") mit den Quellen der Zuflüsse des Paraná und Uruguay. Die höchsten Erhebungen dieses Plateaus finden sich an seinem Ostrand als Serra do Mar (1330 m). Das Klima ist subtropisch, aber an den Küsten durch die Seeluft, auf der Serra durch die bedeutende Erhebung gemäßigt. Regen und Bewässerung sind reichlich; die östlichen Gehänge sind fruchtbar und tragen dichten Urwald. Nicht mit Unrecht nennt man diese Provinz das "brasilische Paradies". Sie hatte 1885: 211,173 Einw., mit Einschluß von 12,000 Sklaven. Die Zahl der Deutschen und ihrer Nachkommen schätzte man auf 70,000; sie sind besonders zahlreich auf den Kolonien Blumenau, Dona Francisca und Brusque, und fast der gesamte Großhandel liegt in ihren Händen. Landbau ist die Haupterwerbsquelle, und während in der Küstenregion Zuckerrohr und Kaffee gedeihen, baut man auf der Serra mit Erfolg Mais, Weizen und verschiedene Knollengewächse und züchtet Vieh. Die Industrie befaßt sich mit Herstellung von Mandiokamehl, Tapioka, Arrowroot, Paraguaythee und Branntwein, und diese Artikel kommen neben Mais, Bohnen und Nutzholz zur Ausfuhr. Hauptstadt ist Desterro (s. d.) auf der Insel S., welche etwa 550 qkm (10 QM.) groß, hügelig und fruchtbar ist. Über die Kolonisationsverhältnisse vgl. Lange, Südbrasilien etc. (2. Aufl., Berl. 1882); v. Hundt, Die brasilianische Provinz S. (Gera 1887). S. Karte "Brasilien".