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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sapotillbaum; Sappanholzbaum; Sappe; Sappeure; Sapphir; Sapphischer Vers; Sappho

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Sapotillbaum - Sappho.

einen Kreis von einfachen oder doppelten Schuppen und ein oberständiges, mehrfächeriges, zu einer Beere heranwachsendes Ovar. Vgl. A. De Candolle in "Prodromus", Bd. 8. Einige Arten aus den Gattungen Sapotacites Ett., Bumelia Sw., Sideroxylon L. u. a. kommen fossil in Tertiärschichten vor.

Sapotillbaum, s. Achras.

Sappanholzbaum, s. Caesalpinia.

Sappe, allgemein ein Laufgraben; flüchtige Erdsappe (Fig. 1), Eingraben der nebeneinander aufgestellten Leute auf 1,25 m Tiefe und Aufwerfen der Erde nach der feindlichen Seite auf 1 m Höhe. Später folgt hier, wie bei den übrigen Arten, die Verbreiterung des Grabens und die Verstärkung der Brustwehr. Flüchtige Korbsappe (Fig. 2), dieselbe Arbeit mit Aufstellung von Sappenkörben (Fig. 3), 0,80 m hoch, 0,60 m Durchmesser, vor den Arbeitern, um schneller Schutz gegen Gewehrfeuer zu gewinnen. Wo die Wirksamkeit des feindlichen Feuers ein auch nur zeitweise ungedecktes Arbeiten mehrerer Leute nicht mehr gestattet, geht man vorwärts mit der Erdwalze, wozu die Sappeure in Brigaden, meist zu vier Mann, eingeteilt werden, von denen der vorderste knieend sich auf 0,50 m eingräbt u. die Erde vor- u. seitwärts aufwirft, während die folgenden den schmalen Graben bis auf 1,25 m vertiefen u. die Brustwehr erhöhen. Man unterscheidet dabei die einfache (Fig. 4, Ansicht von oben) und die doppelte Erdwalze (Fig. 5), bei welcher zwei Brigaden nebeneinander arbeiten u. man nach beiden Seiten Deckung gewinnt. Beim geradlinigen Vorgehen gegen die Crête des Glacis führt man die S., um stets Deckung zu behalten, als Würfelsappe (Fig. 6a) mittels doppelter Erdwalze aus (der auszuhebende Gang zwischen den stehen bleibenden Erdstücken ist nur so lang, daß der Gegner auf den Festungswerken ihn nirgends einsehen kann) oder als Traversensappe (Fig. 6 b, Ausführung ebenso), d. h. man läßt in dem Graben Bodenstücke stehen, die man durch Aufschütten zur Brustwehr erhöht. Zur Deckung gegen Wurffeuer endlich führt man die S. auch als bedeckte S. (Fig. 7) aus, indem man Stützbalken oder, nach Art der Minengalerien, sogen. Blendrahmen in den Graben setzt, sie mit Balken, Bohlen und Faschinen zudeckt und Erde darüberwirft. Sappenbündel sind Faschinenstücke, welche man zwischen die Sappenkörbe setzt, um das Durchschlagen der Geschosse und bei leichtem Boden das Durchfallen der Erde zu verhüten.

^[Abb.: Fig. 1. Flüchtige Erdsappe. Fig. 2. Flüchtige Korbsappe. Fig. 3. Sappenkorb. Fig. 4. Einfache Erdwalze. Fig. 5. Doppelte Erdwalze. Fig. 6. a Würfelsappe. b Traversensappe. Fig. 7. Bedeckte Sappe.]

Sappeure (franz. sapeurs, spr. ssappör), in Frankreich und Rußland s. v. w. Pioniere (s. d.), deren besondere Aufgabe der Sappenbau ist; in Frankreich auch die Pioniersektionen der Infanterie.

Sapphir, s. Saphir.

Sapphischer Vers, nach der Dichterin Sappho benannter elfsilbiger Vers mit folgendem Schema:

- u - - ` - `` u u - ` u - -, ^[img]

aus dessen dreimaliger Wiederholung und einem Adonischen Schlußvers: - u u - - ^[img], die Sapphische Strophe entsteht, die von den Alten auch in die deutsche Dichtung übergegangen ist.

Sappho (spr. saffo), die größte Dichterin des Altertums, aus Eresos oder Mytilene auf Lesbos, lebte als jüngere Zeitgenossin des Alkäos zwischen 630 und 570 v. Chr. Sie war verheiratet mit einem reichen Mann aus Andros und Mutter einer Tochter, Klais. Etwa um 596 mußten sie wahrscheinlich infolge politischer Unruhen nach Sizilien fliehen. In spätern Jahren lebte S. zu Mytilene, umgeben von einer Schar junger befreundeter Mädchen, darunter die Dichterin Erinna (s. d.), die sie zur Dichtkunst anleitete und begeisterte. Dieses Verhältnis gab späterer Klatschsucht Veranlassung zu schändlicher Verleumdung, indem ihr unnatürliche Ausschweifungen vorgeworfen wurden. Auch fabelte man von einem Liebesverhältnis zu dem Jüngling Phaon (das Grillparzer zum Vorwurf seiner Tragödie "S." gemacht hat); sie sollte sich, von ihm verschmäht und verlassen, in Verzweiflung vom Leukadischen Felsen ins Meer gestürzt haben. Glaubwürdige Zeugnisse aus dem Altertum wie auch die in ihren Gedichten niedergelegten Grundsätze strafen diese und andre Erzählungen Lügen (vgl. Welcker, S., von einem herrschenden Vorurteil befreit, in den "Kleinen Schriften", Bd. 2). Allerdings war der Mittelpunkt ihrer Poesie die Liebe, und nach griechischer Art erstreckte sich diese nicht bloß auf das andre Geschlecht, sondern auch auf jüngere ihres eignen Geschlechts, die sich durch Schönheit auszeichneten; doch brauchte dieses Wohlgefallen an jugendlicher Schönheit ebensowenig anstößig zu sein wie das des Sokrates an schönen und begabten Jünglingen. Von der hohen Verehrung, die S. im Altertum genoß, zeugt es, daß ihr in Syrakus und Byzanz Bildsäulen errichtet waren, und daß man zu Mytilene ihr Bildnis auf Münzen anbrachte. Unter ihren von den alexandrinischen Gelehrten in 9 Bücher abgeteilten Gedichten waren die Epithalamien und Hymnen die berühmtesten. Der Grundton ihrer Lieder war glühende Innigkeit der Empfindung, verbunden mit Anmut und Wohllaut der Sprache und Weichheit der Rhythmen. Außer einer Reihe kürzerer Fragmente besitzen wir von ihr noch zwei Gedichte, einen Hymnus an Aphrodite und eine Ode an ein schönes Mädchen. Sammlung der Überreste bei Schneidewin ("Delectus poesis Graecorum", Götting. 1839), Bergk ("Poetae lyrici graeci", Bd. 3, und "Anthologia lyrica", 2. Aufl., das. 1868). Übersetzungen lieferten Hartung ("Griechische Lyriker", Bd. 7, Leipz. 1857), teilweise auch Geibel ("Klassisches Liederbuch", 4. Aufl., Berl. 1882). Vgl. Poestion, Griechische Dichterinnen (Wien 1876); Arnold, S., ein Vortrag (Berl. 1871); Köchly, Über S. (in den "Akademischen Vorträgen", Zürich 1859); Schöne, Untersuchungen über das Leben der S. (Leipz. 1867).