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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sapindus - Sapotaceen.

niger hypogyne Staubblätter, deren typische Anzahl 10 durch Verkümmerung vermindert ist, und ein meist dreigliederiges Ovar mit einem oder zwei Samenknospen im Innenwinkel der Fächer besitzen. Die Frucht ist entweder eine holzige, leder- oder hautartige, fach- oder scheidewandspaltig aufspringende Kapsel oder Beere, oder sie zerfällt in zwei geschlossen bleibende Flügelfrüchte. Vgl. Radlkofer, Serjania Sapindacearum genus monographice descriptum (Münch. 1875). - Eine größere Anzahl von Arten dieser schönblütigen und durch ihren anomalen Stammbau merkwürdigen Pflanzenfamilie findet sich fossil in Tertiärschichten, besonders die Gattungen Sapindus L., Cupanites Schimp., Dodonaea L. u. a.

Sapindus L., Gattung aus der Familie der Sapindaceen, Bäume oder Sträucher mit gefiederten Blättern und reichblütigen Rispen. Man kennt etwa 40 Arten, die fast sämtlich den Tropen angehören, und von denen S. saponaria L. (gemeiner Seifenbaum) im tropischen Amerika fast 10 m hoch wird, eine weit gespreizte Krone mit weißrindigen Ästen trägt, breit geflügelte Blattstiele und stachelbeergroße, glänzende Früchte besitzt, deren mit Wasser schäumendes Fruchtfleisch wie Seife zum Reinigen der Wäsche benutzt wird.

Sapo, Seife; S. domesticus, Hausseife; S. jalapinus, Jalappenseife; S. oleaceus, hispanicus, venetus, Ölseife; S. terebinthinatus, Terpentinölseife; S. viridis, kalinus, niger, grüne Seife.

Sapogenin, s. Saponin.

Saponara di Gruménto, Flecken in der ital. Provinz Potenza, am Fluß Agri, mit (1881) 2557 Einw., wurde durch das Erdbeben vom Dezember 1857 verwüstet. 3 km südlich die umfangreichen Ruinen des antiken Grumentum.

Saponaria L. (Seifenkraut), Gattung aus der Familie der Karyophyllaceen, einjährige oder ausdauernde Kräuter mit gegenständigen, ganzrandigen Blättern, ansehnlichen Blüten und einfächerigen, vielsamigen Kapseln. Etwa 30 Arten, meist im Mittelmeergebiet. S. officinalis L. (Seifenwurz, Hundsnelke), ein perennierendes Kraut mit kriechendem, verzweigtem Wurzelstock, 30-50 cm hoch, mit lanzettlichen Blättern und büschelig gehäuften, großen, rötlichen Blüten, wächst in fast ganz Europa und Kleinasien auf sandigem, feuchtem Boden, wird häufig in Gärten kultiviert und ist auch in Nordamerika eingebürgert. Die früher offizinelle Wurzel schmeckt erst süßlich, dann unangenehm kratzend, enthält Saponin, liefert daher eine stark schäumende Abkochung und dient zum Waschen feiner Wäsche und zum Reinigen von Silber und Gold.

Saponifikation (lat.), Verseifung, Seifenbildung.

Saponin (Githagin, Quillajin, Senegin) C32H54O18 ^[C_{32}H_{54}O_{18}] findet sich in mehreren Pflanzen aus der Familie der Karyophyllaceen, besonders in der Seifenwurzel (Saponaria officinalis), Kornrade (Agrostemma Githago), Gypsophila Struthium, in Polygalaceen, besonders in Polygala senega, ferner in der Seifenrinde von Quillaja saponaria, in Spiräaceen etc. Man erhält S. durch Auskochen von Seifenwurzel oder Quillajarinde mit Alkohol und Reinigen des nach dem Erkalten sich ausscheidenden Saponins. Es ist amorph, farb- und geruchlos, reizt heftig zum Niesen, schmeckt süßlich, dann anhaltend scharf u. kratzend, löst sich leicht in Wasser und heißem Alkohol, schwerer in kaltem Alkohol, nicht in Äther. Die wässerige Lösung mit nur 0,001 S. schäumt wie Seifenwasser. Es reagiert neutral, zersetzt sich beim Erhitzen und wird beim Behandeln mit verdünnten Säuren in Sapogenin C14H22O4 ^[C_{14}H_{22}O_{4}] und Zucker gespalten. S. wirkt örtlich scharf und besonders auf die quergestreiften Muskeln; dabei ist die Wirkung quantitativ verschieden je nach der Pflanze, von welcher das S. stammt. Am stärksten wirkt Githagin, schwächer Quillajin und Senegin. Vgl. Köhler, Die lokale Anästhesierung durch S. (Halle 1873).

Saponit (Seifenstein), Mineral aus der Ordnung der Silikate (Talkgruppe), dessen spezifische Selbständigkeit zweifelhaft ist. Man hat unter diesem Namen verschiedene Magnesium-Aluminiumsilikate (Seifenstein, Kerolith, Piotin) zusammengefaßt, welche in dichten, fettig anzufühlenden, dem Speckstein sehr ähnlichen Massen auftreten und als amorphe Zersetzungsprodukte andrer Silikate sich kaum einer einheitlichen Formel unterordnen lassen. Solche oder verwandte Substanzen finden sich bei Frankenstein in Schlesien, Svärdsjö in Dalarne und in Cornwall. Der Seifenstein der letztern Lokalität wird in der Porzellanfabrikation benutzt. Andre sogen. Seifensteine sind als aluminiumfreie Körper dem Speckstein (s. d.) anzureihen.

Sapor (Sapores, Schapur), Name mehrerer Könige von Persien aus dem Geschlecht der Sassaniden:

1) S. I., Sohn des Artaxerxes, folgte diesem 241 n. Chr., zwang 244 den römischen Kaiser Philippus Arabs zu einem günstigen Frieden, eroberte in einem neuen Krieg Armenien und Mesopotamien, nahm 260 bei Edessa den Kaiser Valerian gefangen, verwüstete Syrien und Kleinasien, wurde aber von Odänathus von Palmyra besiegt; starb 271. -

2) S. II., der Große, Sohn Hormisdas' II., folgte diesem 309, gewann 342 Atropatene wieder, schlug die Römer 348 bei Singara, versuchte 359 vergeblich, Mesopotamien zu erobern, wurde 363 von Julianus besiegt, nach dessen Tod Jovianus einen schimpflichen Frieden mit S. schloß und ihm alles Land im Osten vom Euphrat und Armenien abtrat. Er starb 380. -

3) S. III. regierte 383-388.

Saporoger, s. Kosaken, S. 109 f.

Saporta, Gaston, Marquis de, Paläontolog, geb. im Juli 1823 zu St.-Zacharin (Var), widmete sich als Schüler Brongniarts der Phytopaläontologie und lieferte eine Reihe von Untersuchungen, welche, im Sinn Darwins ausgeführt, für die Geschichte der Pflanzenwelt von Bedeutung geworden sind. Er begann mit einer Arbeit über die Tertiärflora des südöstlichen Frankreich und schrieb außer mehreren Spezialarbeiten: "Plantes jurassiques: Algues, Équisétacées, Characées, Fougères, Cycadées, Conifères, etc." (in der "Paléontologie française", 2. Serie, Par. 1883-85, 4 Bde.); "Le monde des plantes avant l'apparition de l'homme" (1878; deutsch von K. Vogt, Braunschw. 1881); "L'évolution du règne végétal" (Bd. 1: "Les Cryptogames", 1881; deutsch, Leipz. 1883; Bd. 2 u. 3: "Les Phanérogames", mit Marion, 1885); "A propos des algues fossiles" (1882); "Sur les organismes problématiques des anciennes mers" (1885); "Origine paléontologique des arbres cultivés ou utilisés par l'homme" (1888).

Saposhok (Ssaposhok), Kreisstadt im russ. Gouvernement Rjäsan, mit Webereien u. (1885) 2945 Einw.

Sapotaceen, dikotyle, etwa 300 Arten umfassende, der Tropenzone eigentümliche Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Diospyrinen, Milchsaft führende Holzpflanzen mit lederartigen, oberseits glänzenden, unterseits meist seidenhaarigen Blättern und mit regelmäßigen, typisch vier- oder fünfzähligen, selten mehrzähligen Blüten. Die verwachsenen Blumenblätter besitzen einen einfachen oder doppelten Staubblattkreis, bisweilen außer- und innerhalb desselben