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Säule, galvanische - Saupilz.
nebeneinander stehenden Säulen gebildete Stütze, welche den Griechen unbekannt war und erst bei den Römern unter Antoninus Pius Eingang fand, um Gebäuden das Ansehen größern Reichtums zu geben. Auch in der Renaissance findet die gekuppelte S. nicht selten Anwendung, um breitere Bogenkämpfer aufzunehmen oder breitere Wandstreifen zu maskieren (s. Tafel "Baukunst XI", Fig. 1, und Tafel XII, Fig. 2 u. 4). Bei der Unterbrechung starker Mauern durch Bogenstellungen, z. B. in der romanischen Periode, werden die Bogenkämpfer nicht selten durch zwei hintereinander gestellte Säulchen oder Doppelsäulen unterstützt. Knotensäulen, die in der romanischen Architektur vorkommen, sind dünne, in halber Höhe durch eine Knotenverschlingung verbundene Säulen (s. Abbild.).
Von Spezialwerken vgl. außer Vitruvius' "De architectura libri X" (deutsch von Reber, Stuttg. 1865): J. M. ^[Johann Matthäus] v. Mauch, Die architektonischen Ordnungen (6. Aufl., Berl. 1872, Nachtrag 1873); K. Bötticher, Die Tektonik der Hellenen (2. Aufl., das. 1869 ff.); Bühlmann, Die Säulenordnungen (Stuttg. 1872); Moller, Denkmäler der deutschen Baukunst (Darmst. 1815-31, 2 Bde.; Bd. 3 von Gladbach, 1845); Mezger, Formenlehre zur Rundbogenarchitektur (Münch. 1851); Hoffstadt, Gotisches ABC-Buch (Frankf. 1863); Rosengarten, Die architektonischen Stilarten (3. Aufl., Braunschw. 1874); Lübke, Geschichte der Architektur (6. Aufl., Leipz. 1884); Derselbe, Abriß der Geschichte der Baustile (4. Aufl., das. 1878); Durms "Handbuch der Architektur", 2. Teil: "Die Baustile" (Darmst. 1881 ff.).
^[Abb.: Gekuppelte Säulen. Knotensäulen.]
Säule, galvanische, s. v. w. galvanische Batterie.
Säulencypresse, s. Araucaria.
Säulen des Herakles (Herculis Columnae), im Altertum Name der Meerenge von Gibraltar, welche durch die Vorgebirge Kalpe (jetzt Gibraltar) und Abila (jetzt Ceuta) gebildet wird. Die Phöniker, welche die Meerenge auf ihren Entdeckungsfahrten um 1100 v. Chr. erreichten, benannten die beiden das Mittelmeer begrenzenden Vorgebirge nach ihrem Sonnengott als "Säulen des Melkart", dessen Name wie auch sonst von den Griechen durch den des Herakles ersetzt wurde.
Säulenelektroskop, s. Zambonische Säule.
Säulenhalle (Säulengang), s. Halle, S. 21.
Säulenheilige, s. Styliten.
Säulenkaktus, s. Cereus.
Säulenordnungen, s. Säule.
Säulenpiaster (Colonnato, Pilar), derjenige spanische und amerikan. Silberpiaster (s. Piaster), welcher im Gepräge neben dem spanischen Wappen zwei gekrönte Säulen des Herkules, als Symbol der Meerenge von Gibraltar, enthält.
Saulgau, Oberamtsstadt im württemberg. Donaukreis, an der Schwarzach und der Linie Herbertingen-Isny der Württembergischen Staatsbahn, 584 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schullehrerseminar, eine Präparandenanstalt, ein Amtsgericht, Fabrikation von Thon- und Papierwaren, Chemikalien, Waffen, Käse, Malz, Öl etc., Bierbrauerei, Hopfenbau und (1885) 4032 Einw. S. gehörte bis 1805 zu Österreich.
Saulieu (spr. ssoliöh, im Altertum Sidoleucum), Stadt im franz. Departement Côte d'Or, Arrondissement Semur, an der Eisenbahn Avallon-Autun gelegen, hat 2 alte Kirchen, ein Collège, Fabrikation von Ackerbauwerkzeugen und (1881) 3232 Einw.
Saulus, s. Paulus.
Saum (mittellat. salma, sauma, Packsattel), Traglast eines Tiers; danach eine (nach Ort und Zeit wechselnde) Maß- und Gewichtsbestimmung (z. B. ein S. Wein). Saumtier, lasttragendes Tier (Maultier, Pferd oder Esel), dergleichen namentlich in Gebirgsgegenden üblich sind; saumen (säumen), etwas durch Lasttiere fortschaffen; Saumer, einer, welcher einen solchen Transport besorgt.
Saum (Ohm), Flüssigkeitsmaß in der Schweiz, = 100 Maß = 150 Lit.
Säumen, Bretter an ihren Kanten rechtwinkelig zuschneiden.
Saumfarn, s. Pteris.
Saumpfad, ein schmaler Gebirgsweg für Lastentransport durch Menschen und Packtiere (Saumtiere); s. Saum.
Saumur (spr. ssomühr), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Maine-et-Loire, am linken Ufer der Loire, welche hier den Thouet aufnimmt, an der Eisenbahn von Orléans nach Nantes und der Flügelbahn Montreuil-S., hat an bemerkenswerten Bauwerken: das über der Stadt gelegene feste Schloß (gegenwärtig Arsenal und Pulvermagazin), die Kirchen St.-Pierre, Notre Dame de Nantilly und Notre Dame des Ardilliers, das alte Stadthaus mit neuem Anbau, das Theater, die große Kavalleriekaserne (1768), die 248 m lange Steinbrücke von S. nach der mitten in der Loire gelegenen Insel und deren 204 m lange Fortsetzung zur Vorstadt Croix-Verte. S. zählt (1886) 12,432 Einw., welche Weinbau, Fabrikation von Rosenkränzen, Perlen- und Emailarbeiten, Leinwand und Likör sowie lebhaften Produktenhandel treiben. Es hat ein Handelsgericht, ein Collège, eine öffentliche Bibliothek von 12,000 Bänden, eine Equitations- und Tierarzneischule, ein Gestüt, eine Weinbauschule, ein naturhistorisches, archäologisches und plastisches Museum. In der Nähe der Stadt finden sich römische und keltische Altertümer (darunter der größte Dolmen Frankreichs). Hier 9. Juli 1793 Sieg der Royalisten über die Republikaner. Vgl. d'Espinay, S. et ses environs (archäologisch, Angers 1875).
Saupacker, s. Hund, S. 801.
Saupe, Ernst Julius, Litterarhistoriker, geb. 2. Febr. 1809 zu Gera, wirkte seit 1835 als Gymnasiallehrer daselbst; starb 6. Febr. 1871. Er hat sich durch folgende Werke bekannt gemacht: "Schiller und sein väterliches Haus" (Leipz. 1851); "Die Schiller-Goetheschen Xenien" (das. 1852); "Goethes und Schillers Balladen und Romanzen erläutert" (das. 1853); "Goethes (Gera 1854, 2. Aufl. 1866) und Schillers Leben und Werke in chronologischen Tafeln" (das. 1855); "Goethes Faust" (das. 1856); ferner: "Handbuch der poetischen Litteratur der Deutschen seit Haller" (3. Aufl., Leipz. 1856); "Bilder aus Luthers Leben" (Zwick. 1861); "Die Gattungen der deutschen Dichtkunst" (Gera 1863); "Der altdeutsche Heldensang in drei Proben: Nibelungen, Gudrun, Parzival" (das. 1866); "Shakespeares Leben und Entwickelungsgang" (das. 1867) u. a.
Saupilz, s. v. w. Hexenpilz, s. Boletus.