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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Scaphander-Apparat - Scarlatti.

Scaphander-Apparat, s. Taucherapparate.

Scapin (spr. -päng), stehende Maskenrolle in der ital. Volkskomödie, stellt ähnlich wie der Brighello einen verschmitzten und ränkesüchtigen Bedienten vor, der, aus Bergamo stammend, ein reich mit Bändern verziertes Kostüm trägt. Die Sklaven im römischen Lustspiel werden als seine Vorfahren angesehen.

Scapula (lat.), Schulterblatt.

Scapus (lat.), Schaft, Stiel im allgemeinen; im besondern der Schaft der Säule; an der Treppe die Säule, um welche sich die Treppe windet, Treppenwange; bei Pflanzen der Schaft (s. Stengel).

Scarabaeus (lat.), der heilige Pillenkäfer, s. Pillendreher.

Scaramuccia (spr. -múttscha), s. Skaramuz.

Scarba, schott. Insel in Argyllshire, nördlich von Jura, 15 qkm groß, mit Wildgehege und (1881) 15 Einw.

Scarborough (spr. skárböro), 1) Seestadt in Yorkshire (England), malerisch an und auf Felsenhöhen gelegen und durch eine wilde Schlucht, über die in einer Höhe von 23 m eine 127 m lange Brücke führt, in zwei Teile getrennt. In der nördlichen Altstadt liegen ein Schloß (1136 erbaut) und die alte Marienkirche, in der Neustadt das Kurhaus (Spa), das Museum und die neue Martinskirche; unten am Meer, zu dem eine hydraulische Eisenbahn herabführt, ein Aquarium. S. hatte 1881: 30,504 Einw. und ist die Königin der Badeorte Nordenglands. Sein Hafen wird durch zwei Dämme gebildet, und es gehören zu demselben (1887) 148 Schiffe von 18,421 Ton. Gehalt und 150 Fischerboote. Der Verkehr mit dem Ausland ist ohne Bedeutung. - 2) Hauptstadt der westind. Insel Tobago (s. d.).

Scardinius, Rotkarpfen.

Scaria, Emil, Opernsänger (Baß), geb. 18. Sept. 1838 zu Graz, widmete sich dem Studium der Rechte und bezog 1856 die Universität Wien, ging jedoch hier bald zur Musik über und bildete sich unter der Leitung Gentiluomos zum dramatischen Sänger aus. Als solcher trat er Ende der 50er Jahre zuerst in Pest in der Rolle des Saint-Bris ("Hugenotten") auf und sang bald danach auch in Frankfurt a. M. und in Brünn, ohne indessen die gehofften Erfolge zu erzielen, weshalb er 1860 zu Garcia nach London ging, um sich weiter zu vervollkommnen. Nach Deutschland zurückgekehrt, gastierte er, diesmal mit außerordentlichem Beifall, in Dessau und Leipzig, erhielt dann ein vorteilhaftes Engagement am Dresdener Hoftheater und ging von hier an die Wiener Hofoper, wo er 1881 zum k. k. Kammersänger ernannt wurde. Er starb 22. Juli 1886 in Blasewitz bei Dresden. S. hat sich namentlich durch seine Mitwirkung bei den Baireuther Festspielen als Darsteller des Hagen und des Gurnemanz ("Parsifal") als ein Sänger und Schauspieler höchsten Ranges bewährt.

Scarl, Val da, einsames, waldreiches Thal im schweizer. Kanton Graubünden, mit dem Hauptort S. (1813 m ü. M.). Es enthält Lager von Bleierz, die aber gegenwärtig nicht abgebaut werden. Der Thalbach Clemgia zwängt sich, nachdem er die Gewässer der Gegend gesammelt, durch eine enge Schlucht hinaus und erreicht oberhalb Schuls den Inn (1210 m).

Scarlatina (sc. febris), das Scharlachfieber.

Scarlatti, 1) Alessandro, Komponist, geb. 1659 zu Trapani auf der Insel Sizilien, erhielt seine Ausbildung, wenn man den sehr ungenauen Berichten über seine ersten 20 Lebensjahre Glauben schenken darf, zu Rom durch Carissimi. 1680 führte er seine erste Oper: "L'onestà nell' amore", daselbst im Palast der Königin Christine von Schweden auf, in deren Umgebung er wahrscheinlich bis zu ihrem Tod (1688) geblieben ist. Nachdem er während der nächsten Jahre unablässig teils für die Kirche, teils für das Theater komponiert hatte, folgte er um 1694 einem Ruf als königlicher Kapellmeister nach Neapel, kehrte jedoch 1703 nach Rom zurück und bekleidete hier anfangs die zweite, von 1707 an aber die erste Kapellmeisterstelle an der Kirche Santa Maria Maggiore. Im März 1709 ging er abermals nach Neapel, wurde daselbst Oberkapellmeister und leitete abwechselnd die Konservatorien di Sant' Onofrio, dei poveri di Gesù Cristo und di Loreto. Er starb 24. Okt. 1725 in Neapel. S. war einer der fruchtbarsten Komponisten aller Zeiten: er schrieb gegen 118 Opern, 200 Messen, 10 Oratorien, eine große Anzahl von Motetten und Psalmen, einige hundert Kantaten, endlich Madrigale, Kammerduette, Serenaden, Tokkaten für Klavier und Orgel etc. Mit dieser großen Anzahl von Werken stand übrigens der innere Wert derselben keineswegs in Widerspruch, denn S. war gleich groß in der Kunst des Kontrapunkts wie in der Erfindung anmutiger Melodien, und da er überdies als praktischer Musiker auf allen Gebieten, als Sänger, als Klavierspieler, als Dirigent und als Lehrer, gleich tüchtig war, so konnte er, ein Reformator im vollsten Sinn des Wortes, jenen Umschwung vorbereiten, dessen sich die Tonkunst unter der von ihm gegründeten neapolitanischen Schule zu erfreuen hatte. Namentlich dankt ihm die Oper einen wichtigen Fortschritt, indem er zuerst das sogen. obligate Recitativ, in welchem das Orchester an den darzustellenden Vorgängen und Charakteren selbständigen Anteil nimmt, sowie die zweiteilige Arienform einführte. Als die bedeutendsten Schüler Scarlattis sind Durante und Hasse zu nennen.

2) Domenico, Sohn des vorigen, geb. 1683 zu Neapel, begann seine musikalischen Studien bei seinem Vater und beendete dieselben zu Rom bei Gasparini. 1709 traf er in Venedig mit Händel zusammen, den er, um ihn möglichst häufig zu hören, nach Rom begleitete. Nachdem er sich als Kirchenkomponist mehrfach ausgezeichnet hatte, wurde er 1715 zum Kapellmeister der Peterskirche ernannt, gab jedoch diese Stellung wieder auf und wandte sich 1719 nach London, wo er an der Italienischen Oper die Stelle eines Klavierspielers bekleidete und 1720 auch seine fünf Jahre früher schon zu Rom gegebene Oper "Narciso" zur Aufführung brachte. Im folgenden Jahre reiste er nach Lissabon, woselbst ihn der König unter den ehrenvollsten Bedingungen an seinen Hof fesselte. 1725 war er wieder in Neapel, später in Rom und endlich 1729 am Hof zu Madrid, wo er 1757 starb (nach andern zu Neapel, wohin er 1754 zurückgekehrt sein soll). S. ist sowohl als Virtuose wie als Komponist für die Geschichte des Klavierspiels epochemachend. Im besondern darf er als Vater der modernen Klaviersonate gelten, die bei ihm zwar nur aus einem Satz besteht, in diesem jedoch die spätere Form des ersten Sonatensatzes völlig ausgeprägt erkennen läßt. Sodann gebührt ihm das Verdienst, eine neue klaviermäßige Schreibweise eingeführt zu haben, indem er den polyphonen, die Gleichberechtigung mehrerer Stimmen bedingenden Satz mit dem homophonen vertauschte, welcher durch das Vorherrschen einer melodieführenden Hauptstimme gekennzeichnet ist. Durch diese sowie durch zahlreiche andre Neuerungen rein technischer Art, Übersetzen der einen Hand über die andre, fortlaufende Terzen- und Sextenpassagen, wiederholtes Anschlagen derselben Taste mit verschiedenen Fingern etc., führte er zugleich die Trennung des