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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schloß

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Schloß (Sicherheitsschlösser).

ben, daß die an demselben befestigten beiden Stifte d mit darauf gesteckten Röllchen d' in die Ausschnitte 1, 2, 3, 4 des Riegels a wie in die Zähne einer Zahnstange eingreifen. In der durch die Figur angedeuteten Stellung bilden die Zapfen d d zugleich eine Art Zuhaltung. Der Schließcylinder b ist in einem auf dem Schloßblech angebrachten Messingkörper a a drehbar befestigt (Fig. 5) und wird durch die davor festgeschraubte stählerne Ringplatte c in der Weise vor dem Herausfallen geschützt, daß diese in eine um b herumlaufende Nute eingreift. Wäre nun der Cylinder b frei drehbar, so könnte man ihn mit Hilfe eines Schlüssels (Fig. 6), dessen Bart z in f eingreift, ohne weiteres bewegen und mit seiner Hilfe den Schloßriegel verschieben. Nun aber befinden sich in dem Cylinder b mehrere (hier sechs) radiale Schlitze, welche von oben bis unten parallel zur Achse hindurchgehen und nur an der äußern Peripherie etwas Material stehen lassen. Auch in dem Stahlring c sind entsprechende Schlitze angebracht. In diesen Schlitzen stecken die Zuhaltungen l, welche aus zusammengebogenen Blechstreifen bestehen (Fig. 7, Seitenansicht). Inwendig gegen diese Zuhaltungen legt sich ein hohles Rohr h h, in dessen Innerm eine das Stück g nach aufwärts drückende Spiralfeder angebracht ist. Auf dieses Stück legen sich die hakenförmigen obern Enden der Zuhaltungen. Die Zuhaltungen werden daher stets in erhobener Stellung erhalten, so daß sie, von den Schlitzen des Cylinders einerseits und von denen der Stahlscheibe c eingeschlossen, eine Drehung des Cylinders verhindern. Nun ist aber jede Zuhaltung an ihrer Außenseite mit einer Kerbe i versehen, welche so breit ist wie die Ringplatte c dick und so tief wie die Schlitze derselben i'. Drückt man daher jede Zuhaltung so tief nach unten, daß alle Kerben i gerade vor den Schlitzen i' stehen, so können erstere sich über die Innenkante des Ringes c schieben und somit eine Drehung des Cylinders b ermöglichen. Ferner aber sind die Kerben bei allen sechs Zuhaltungen in verschiedener Höhe angebracht; es kommt daher zum Öffnen oder Verschließen darauf an, jede Zuhaltung gerade um so viel niederzudrücken, als ihre Kerbe in normaler Stellung über der Platte c steht. Sie dürfen aber auch nicht tiefer gedrückt werden, weil dann wieder die obern Stellen der Blechstreifen die Zuhaltung besorgen. Das Niederdrücken der Zuhaltungen wird daher nur durch einen hohlen Schlüssel möglich (Fig. 6), der, mit dem Bart z bei f eingeführt, entsprechend den sechs Zuhaltungen sechs radiale Einschnitte v von einer solchen Höhe hat, daß beim Hineindrücken jede einzelne Zuhaltung in die zum Öffnen des Schlosses geeignete Stellung zurückgeschoben wird. Erst wenn das der Fall ist, greift gerade der Bart in einen Schlitz f des Cylinders b dermaßen ein, daß er bei der Drehung den Cylinder mitnimmt. Der Höhlung des Schlüssels entsprechend, ist auf dem Boden des Schließcylinders ein Dorn e angebracht. Sind demnach auf die vorerwähnte Weise alle Zuhaltungen ausgehoben, so kann man den Schlüssel mit dem Schließcylinder so drehen, daß der Riegel von den Zapfen d d vor- und zurückgeschoben wird.

Das gebräuchlichste Sicherheitsschloß ist das sogen. Chubb-S. (von Chubb 1818 erfunden). Dasselbe weicht von den gewöhnlichen französischen Schlössern nur darin ab, daß zum Festhalten eine ganze Reihe von Zuhaltungen dienen, und daß von diesen jede einzelne nur bis zu einer ganz gewissen Höhe gehoben werden darf, um den Riegel durchzulassen. Fig. 8-10 zeigen ein Chubb-S. in einzelnen Teilen. Der Riegel a r wird einerseits in einer Öffnung des Stulps, anderseits mit einer Spalte auf dem Dorn b geradlinig geführt. An den Riegel ist ein Stift c angenietet, in welchen die um b drehbaren Zuhaltungen e einhaken. Fig. 9 zeigt den Schloßriegel mit einer einzelnen Zuhaltung. Dieselbe ist mit bogenförmigen Schlitzen (Fenstern) f und g versehen, welche in der Mitte durch einen Querschlitz h von der Breite des Stifts c verbunden sind. Der Schlüssel muß nun einen solchen Bart haben, daß bei seiner Drehung jede einzelne Zuhaltung gerade so hoch gehoben wird, daß der Stift c vor den Querschlitz h zu stehen kommt; erst dann kann der Riegel bewegt werden. Die Zuhaltungen werden von den Federn s fortwährend niedergedrückt und sind auf der Unterseite in verschiedener Tiefe ausgehöhlt. Der Schlüssel (Fig. 10) hat dem entsprechend einen treppenförmig abgestuften Bart. Der vorderste Absatz dient dazu, einen Vorsprung am Riegel zu ergreifen und fortzuschieben, die

^[Abb.: Fig. 5. Schließcylinder und Zuhaltung am Bramahschloß. - Fig. 6. Schlüssel zum Bramahschloß. - Fig. 7. Seitenansicht einer Zuhaltung am Bramahschloß. Fig. 8. Chubb-Schloß. Fig. 9. Schloßriegel und eine Zuhaltung am Chubb-Schloß. - Fig. 10. Schlüssel zum Chubb-Schloß.]