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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schmelz; Schmelzen

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Schmelz - Schmelzen.

schule und gründete 1808 eine Privatanstalt in Basel. Nach den Freiheitskriegen, an denen er als bayrischer Freiwilliger teilnahm, widmete er sich vorzugsweise dem Studium der bayrischen Mundarten und veröffentlichte die Ergebnisse desselben in den Schriften: "Die Mundarten Bayerns, grammatisch dargestellt" (Münch. 1821) und "Bayrisches Wörterbuch, mit urkundlichen Belegen" (Stuttg. 1827-36, 4 Bde.; 2. Aufl. von Fromman, 1868-77). Diese ausgezeichneten Arbeiten legten durch ihre strenge Methode, die namentlich in der sehr eingehenden und genauen Behandlung der Lautlehre hervortritt, den Grund zu wissenschaftlichen Forschungen über die deutschen Dialekte überhaupt, die in den letzten Jahrzehnten einen bedeutenden Aufschwung genommen haben. S. wurde 1827 Professor am Kadettenhaus zu München, 1828 außerordentlicher Professor der ältern deutschen Litteratur an der Universität daselbst, 1840 zugleich Unterbibliothekar an der Staatsbibliothek und 1846 ordentlicher Professor. Er starb 27. Juli 1852. Außer den genannten Hauptwerken sowie zahlreichen Abhandlungen veröffentlichte er die von ihm "Hêliand" betitelte altsächsische Evangelienharmonie (Stuttg. 1830); die althochdeutsche Übersetzung der sonst dem Tatian, von ihm aber dem Ammonius zugeschriebenen "Evangelienharmonie" (Wien 1841); das althochdeutsche Gedicht vom Weltuntergang ("Muspilli", Münch. 1832); "Lateinische Gedichte des 10. und 11. Jahrhunderts" (mit Jakob Grimm, Götting. 1838); "St. Ulrichs Leben" (Münch. 1844); "Des böhmischen Herrn Leo von Rozmital Ritter-, Hof- und Pilgerfahrt" (Stuttg., Litter. Verein, 1844); "Carmina burana" (das. 1847; 2. Aufl., Bresl. 1883) u. "Hadamars von Laber Jagd" (Stuttg. 1850). Noch sind zu nennen sein Werk "München unter der Vierherzogregierung 1397-1403" (Münch. 1833) und die Abhandlung "Über die sogen. Cimbern der VII und XIII Kommunen auf den Venedischen Alpen und ihre Sprache" (das. 1838). Sein nachgelassenes "Cimbrisches Wörterbuch" wurde von Bergmann (Wien 1855), ein Drama: "Die Ephesier", von Nicklas (Münch. 1885) herausgegeben. Vgl. Nicklas, Schmellers Leben und Wirken (Münch. 1885).

Schmelz, s. v. w. Schmalte oder Email; auch verschiedenfarbige kurze Stückchen dünner Glasröhren, welche wie Perlen zu Stickerei und Verzierungen verwendet werden. S. auch Zähne.

Schmelz, Dorf, s. Königlich Schmelz.

Schmelzen, das Übergehen eines Körpers aus dem festen in den flüssigen Zustand durch die Wirkung der Wärme. Bei vielen Körpern erfolgt die Schmelzung bei einer für jeden Stoff ganz bestimmten Temperatur, welche man den Schmelzpunkt nennt. Die Schmelzpunkte einiger Körper sind:

^[Liste]

Quecksilber -39° C.

Eis 0° C.

Talg 40° C.

Wachs 68° C.

Schwefel 111° C.

Zinn 230° C.

Wismut 260° C.

Blei 330° C.

Zink 360° C.

Antimon 430° C.

Silber 1000° C.

Kupfer 1100° C.

Gold 1200° C.

Gußeisen 1200° C.

Schmiedeeisen 1600° C.

Platin über 1600° C.

Merkwürdig ist, daß der Schmelzpunkt mancher Metallgemische (Legierungen) niedriger ist als derjenige eines jeden ihrer Bestandteile (Schnelllot, Rosesches Metall, Woods Metall). Alle Körper sind bei genügend hoher Erhitzung schmelzbar, falls sie nicht, wie z. B. das Holz, schon vorher durch die Hitze chemisch zersetzt werden. Nur Kohle hat bisher nicht geschmolzen werden können. Solange das S. dauert, behält der schmelzende Körper die Temperatur seines Schmelzpunktes unverändert bei. Stellt man an einem kalten Wintertag ein Gefäß voll Schnee, welcher unter den Gefrierpunkt, z. B. auf -6°, erkaltet ist, mit einem Thermometer darin auf den warmen Ofen, so steigt das Thermometer nach und nach auf 0°, bleibt dann aber unverändert stehen, bis der Schnee völlig zerschmolzen ist und sich in Wasser von 0° verwandelt hat. Alsdann steigt das Thermometer wieder, indem sich das entstandene Wasser erwärmt. Obgleich von dem Ofen unausgesetzt Wärme in das Gefäß übergeht, so findet doch, während der Schnee schmilzt, keine Erwärmung statt, sondern alle während des Schmelzvorganges zugeführte Wärme wird dazu verbraucht, den Schnee von 0° in Wasser von 0° zu verwandeln, und sie verschwindet daher sowohl für unser Gefühl als für das Thermometer. Diese Wärmemenge, welche, indem sie Fesseln des Zusammenhanges zwischen den Teilchen des festen Körpers brach, eine Arbeit leistete und in dieser Arbeit aufging, nennt man die Schmelzwärme des Körpers oder auch, weil sie sich gleichsam mit dem Körper verbunden oder in der entstandenen Flüssigkeit versteckt zu haben scheint, die gebundene oder latente Wärme. Um die Schmelzwärme des Eises zu bestimmen, vermischen wir rasch 1 kg trocknen Schnee von 0° mit 1 kg Wasser von 80° C.; wir erhalten, nachdem der Schnee völlig geschmolzen ist, 2 kg Wasser von 0°. Demnach wird alle Wärme, welche 1 kg Wasser abgibt, indem es von 80° C. auf 0° erkaltet, dazu verwendet, 1 kg Schnee von 0° in 1 kg Wasser von ebenfalls 0° zu verwandeln, oder, mit andern Worten, zur bloßen Schmelzung von 1 kg Eis wird ebensoviel Wärme verbraucht, als nötig ist, um 1 kg Wasser von 0° auf 80° zu erwärmen. Die Wärmemenge, welche erfordert wird, um 1 kg Wasser um 1° C. zu erwärmen, nennt man eine Wärmeeinheit. Die Schmelzwärme des Eises beträgt demnach 80 Wärmeeinheiten. Man kann hieraus ermessen, welch ungeheure Wärmemengen im Frühjahr zur Schmelzung der im Winter aufgehäuften Eis- und Schneemassen in Anspruch genommen werden und daher für die Entwickelung des Pflanzenlebens verloren gehen. Stellt man ein Glas Wasser, in welches ein Thermometer eingesenkt ist, in einer sehr kalten Winternacht ins Freie, so sieht man das Thermometer sinken, bis es 0° erreicht hat; nun beginnt die Eisbildung, und das Thermometer bleibt nun längere Zeit unverändert auf 0° stehen, bis seine Kugel ganz von Eis umhüllt ist. Obgleich also dem Gefäß fortwährend Wärme entzogen wird, sinkt doch während der Dauer des Erstarrens die Temperatur nicht, was nur dadurch möglich ist, daß beim Festwerden des Wassers sich Wärme entwickelt, welche, indem sie in jedem Augenblick die nach außen abgegebene Wärmemenge ersetzt die Temperatur 0° aufrecht erhält; indem nämlich die zwischen den Wasserteilchen thätigen Anziehungskräfte dieselben wieder in ihre festen Gleichgewichtslagen zurückführen, leisten sie eine Arbeit, welche derjenigen, die beim S. zur Überwindung dieser Kräfte angewendet werden mußte, genau gleich ist und nun als Wärme, d. h. als lebhaftere Schwingungsbewegung der kleinsten Teilchen, sich offenbart. Beim Erstarren wird also die beim S. gebundene Wärmemenge wieder frei. Wasser von 0° gefriert, wenn man ihm Wärme entzieht, Eis von 0° schmilzt, wenn man ihm Wärme zuführt; die Erstarrungstemperatur (der Gefrierpunkt) fällt also mit dem Schmelzpunkt zusammen. Unter besondern Um-^[folgende Seite]