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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schmiersalz; Schmiervorrichtungen

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Schmiersalz - Schmiervorrichtungen.

der beiden erstgenannten Größen bedient man sich der Schmierölprobiermaschinen oder Reibungswagen. Unter gewissen Verhältnissen kann man als billigstes S. Wasser anwenden, welches aber kontinuierlich zugeführt und, wenn die Maschine stillsteht, sorgfältig entfernt werden muß. Viel wichtiger sind die fetten Öle. Von diesen besitzt das Rüböl in rohem Zustand eine bedeutende Schmierfähigkeit, es ist ziemlich säurefrei, aber durch einen bedeutenden Gehalt von Pflanzenschleim zum Verharzen disponiert. Raffiniertes Rüböl ist säurehaltig und greift die metallischen Flächen an, man kann es indes entsäuern, wenn man Zinkweiß mit etwas Öl anreibt, dann mit dem übrigen Öl mischt, gelinde erwärmt, absetzen läßt und filtriert. Vorteilhafter behandelt man das Öl in mit Blei abgeschlagenen Kufen mit überhitztem Wasserdampf und bringt es auf 280°, bei welcher Temperatur sich die freie Ölsäure vollständig verflüchtigt. Derartiges Öl kommt als Schmalzöl in den Handel. Baumöl oder Olivenöl hat zwar eine noch größere Schmierfähigkeit als Rüböl, ist aber unvermischt zu teuer. Raffiniertes Süßmandelöl ist ein vorzügliches S. für feine mechanische Instrumente, Uhren etc. Klauenfett aus frischen Knochen ist ein vortreffliches S. für kleinere Maschinen, außerdem werden Pferdefett, aus Talg und Schmalz abgepreßtes Olein (Talgöl, Schmalzöl), Walratöl und (in Amerika) ganz heller Fischthran benutzt. Wenn die sich reibenden Flächen unter so hohem Druck stehen, daß flüssige S. gänzlich herausgepreßt werden, verwendet man Talg, Palmöl, Schmalz und Gemische dieser Fette mit Baum- oder Rüböl. Die Fette verlieren allmählich ihre Schmierfähigkeit dadurch, daß sie verharzen, d. h. dick und zäh werden und am Ende ganz austrocknen. In der Kälte erstarren sie, und unter gewissen Verhältnissen zersetzen sie sich unter Bildung freier fetter Säuren, welche die Maschinenteile erheblich beschädigen können. Von diesen Übelständen sind die schweren Mineralöle frei, welche als Schmieröl (Paraffinöl) in den Handel kommen. Man erhitzt sie mit 2-3 Proz. Schwefelsäure und entsäuert sie durch Waschen mit Natronlauge und Wasser. Diese Öle sind unveränderlich, erstarren noch nicht bei -15° und halten die Lager rein. Dagegen entwickeln sie bei höherer Temperatur Dämpfe, welche die Augen angreifen. Man mischt sie wohl mit gleichviel Schmalzöl oder mit 0,2-2 Proz. Kautschuk, um ihnen mehr Konsistenz zu geben. Auch Vulkanöl, Phönixöl, Globeöl, Valvolin und das Vaselin gehören hierher. Zusammengesetzte S. werden aus verschiedenen Fetten, Harzöl, Paraffin, Seifen hergestellt, auch benutzt man bei hoher Temperatur schmelzbare Legierungen und als trockne S. Graphit, Blei- und Zinkpulver. Das durch die Maschinenlager gegangene Schmieröl, welches von ihnen abtropft und mittels untergehängter Becher oder Schalen aufgefangen wird, ist mit Metallteilchen, Staub etc. so stark verunreinigt, daß es in diesem Zustand nur zu untergeordneten Zwecken, zum Schmirgeln, Löcherbohren etc., zu gebrauchen ist. Es gibt aber Schmieröl-Reinigungsapparate, welche das Öl wieder in brauchbaren Zustand versetzen. Der Apparat von Blanke u. Komp. in Merseburg z. B. besteht aus einem kontinuierlichen Dekantier- und einem ebensolchen Filtrierapparat, ersterer zum Abfangen der schwerern Verunreinigungen, letzterer zum Zurückhalten der leichtern Schmutzteile, und liefert ein sehr reines Öl. Vgl. Donath, Prüfung der Schmiermaterialien (Leoben 1879); Albrecht, Die Prüfung der Schmieröle (Riga 1879); Großmann, S. und Lagermetalle (Wiesb. 1885).

Schmiersalz, s. Ferrocyankalium.

Schmiervorrichtungen (Schmierapparate) haben den Zweck, Schmiermittel an den Ort ihrer Wirksamkeit, d. h. zwischen die sich reibenden Flächen, gelangen zu lassen. Eine gute Schmiervorrichtung muß regelmäßig funktionieren und dabei an Schmiermaterial nur gerade so viel zuführen, als zur Reibungsverminderung gebraucht wird. Für die meisten kleinen Maschinenteile, wie sie bei Drehbänken, Hobelmaschinen, Nähmaschinen etc. vorkommen, genügt als Schmiervorrichtung ein bis zu den reibenden Flächen hingeführtes Loch, das Schmierloch, welches am Eingußende zweckmäßig erweitert und gegen das Eindringen von Staub durch einen Stöpsel geschützt ist. Von den Selbstölern, welche nach einmaliger Füllung den betreffenden Maschinenteil auf längere Zeit mit Öl versehen, besitzt der Nadelschmierapparat (Fig. 1) ein gläsernes, flaschenartiges Gefäß, dessen dünnes Ausflußröhrchen nach unten gerichtet ist. Steht der zu schmierende Maschinenteil still, so kann wegen des Luftdrucks kein Öl heraustreten, durch eine Bewegung jenes Maschinenteils wird jedoch fortwährend das Öl am untern Ende des nach Art einer Schreibfeder wirksamen Stiftes abgestreift, so daß das darüber befindliche infolge der Schwere nachsinkt u. durch Kohäsion etwas Öl aus dem Glasgefäß nach sich zieht. Zur Schmierung von Dampfcylindern dienen vielfach die Schmierhähne (Fig. 2), bestehend aus einem Ölgefäß a, das durch den Hahn b mit dem Dampfcylinder und durch den Hahn c mit der Schale d kommuniziert. Beim Schmieren schließt man b und füllt a durch die Schale d und den geöffneten Hahn c mit Öl, worauf c geschlossen und b geöffnet wird, so daß das Öl nunmehr in den Cylinder gelangen kann. Von den kontinuierlich wirkenden S. besitzt die von Dreyer, Rosenkranz und Droop ausgeführte (Fig. 3) ein Ölgefäß a, welches durch das Rohr b mit dem Cylinder in Verbindung steht und bei geschlossenem Regulierventil d und bei geöffneter Verschlußschraube c mit Öl gefüllt wird. Ist dann c geschlossen und d geöffnet, so tritt Dampf durch b in a ein und verwandelt sich durch Abkühlung in Wasser, welches, weil schwerer als das Öl, in a zu Boden sinkt; dadurch wird der Ölspiegel ge-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 1. Nadelschmierapparat. Fig. 2. Schmierhahn. Fig. 3. Kontinuierlich wirkender Schmierapparat.]