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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schömann; Schomb.; Schomberg; Schömberg; Schomburgk

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Schömann - Schomburgk.

auch in das Abgeordnetenhaus gewählt, in dem er sich der konservativen Partei anschloß. 1871 ging er als vortragender Rat in das Finanzministerium über und bearbeitete hier anfangs den Kultusetat, seit 1876 den Gesamtetat; denselben verteidigte er auch mit großem Geschick und mit Sachkenntnis im Landtag. Im August 1879 ward er zum Unterstaatssekretär im neugegründeten Reichsschatzamt ernannt, trat 1880 als Staatssekretär an die Spitze desselben und übernahm 1882 das preußische Finanzministerium. 1883 wurde sein Vater, Arzt in Schweidnitz, in den erblichen Adelsstand erhoben.

4) Bernhard, Komponist, geb. 30. März 1835 zu Mainz, machte seine musikalischen Studien bei Pauer in Mainz und Dehn in Berlin, war kurze Zeit Lehrer am Münchener Konservatorium, danach Operndirigent in Zürich und Nürnberg und 1859-65 Kapellmeister am Hoftheater zu Hannover. Dann lebte er nach vorübergehendem Aufenthalt in Florenz mehrere Jahre in Berlin, bis er 1870 die Direktion des Orchestervereins in Breslau übernahm. Seit 1883 ist er Direktor des Hochschen Konservatoriums in Frankfurt a. M., wo er 1884 auch die Leitung des Rühlschen Gesangvereins übernahm. Von seinen Kompositionen sind zu erwähnen die Opern: "Zietensche Husaren" (1869), "Gold" (1875), "Der Trompeter von Säckingen" (1877), "Die vornehmen Wirte" (1883) sowie eine Anzahl kleinerer und größerer Vokal- und Instrumentalwerke. Ferner veröffentlichte er nach den hinterlassenen Manuskripten Dehns eine "Lehre vom Kontrapunkt" (Berl. 1859, 2. Aufl. 1882).

Schömann, Georg Friedrich, bedeutender Philolog und Altertumsforscher, geb. 28. Juni 1793 zu Stralsund, gebildet in Anklam, studierte 1809-12 zu Greifswald und Jena, ward 1813 Konrektor in Anklam, 1814 am Gymnasium zu Greifswald, habilitierte sich 1820 an der dortigen Universität, wurde 1823 außerordentlicher und, nachdem er 1826 sein Schulamt niedergelegt hatte, 1827 ordentlicher Professor der alten Litteratur und Beredsamkeit, 1844 auch erster Bibliothekar, 1852 Geheimer Regierungsrat; starb 25. März 1879. S. hat sich besonders um die griechischen Staats- und Gerichtsaltertümer verdient gemacht. Hierher gehören: "De comitiis Atheniensium" (Greifsw. 1819); "Der attische Prozeß" (mit Meier, Halle 1824; neue Ausg. von Lipsius, Berl. 1883-87, 2 Bde.); "Antiquitates juris publici Graecorum" (Greifsw. 1838) und "Griechische Altertümer" (Berl. 1855-59, 2 Bde.; 3. Aufl. 1871 bis 1873). Im Zusammenhang damit standen eine Übersetzung (Stuttg. 1830) und eine Ausgabe (Greifswald 1831) der Reden des Isäos sowie eine Ausgabe von Plutarchs "Agis et Cleomenes" (das. 1839). Seinen Forschungen über das Religionswesen der Alten entsprangen die Übersetzung von Äschylos' "Gefesseltem Prometheus" (Greifsw. 1843) und "Eumeniden" (das. 1845) sowie die Ausgaben von Ciceros "De natura deorum" (Berl. 1850, 4. Aufl. 1876), von Hesiods "Theogonie" (das. 1868) und dessen sämtlichen Werken (das. 1869). Von seinen eingehenden grammatischen Arbeiten nennen wir "Die Lehre von den Redeteilen nach den Alten" (Berl. 1862). Eine Auswahl seiner akademischen Abhandlungen ist in den "Opuscula academica" (Berl. 1856-71, 4 Bde.) enthalten.

Schomb., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für R. H. Schomburgk (s. d.).

Schomberg (Schonburg), Friedrich von, berühmter Heerführer des 17. Jahrh., geb. 1615 zu Heidelberg aus einem rheinischen Adelsgeschlecht, welches von der Schönburg bei Oberwesel stammte, diente zuerst im Heer des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, dann unter dessen Sohn Wilhelm und trat 1650 in französische Dienste. Von Ludwig XIV. 1661 nach Portugal gesandt, nötigte er hier durch seine Siege Spanien 1668 zur Anerkennung des Hauses Braganza. Nachdem er nicht minder glücklich 1675 in Katalonien gefochten, erhielt er, obwohl Protestant, den Marschallsstab und den Herzogstitel. Im niederländischen Feldzug 1676 entsetzte er Maastricht. Bei der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) ging er zuerst nach Portugal, wo er zum Granden und Grafen von Mertola ernannt ward. 1687 trat er in brandenburgische Dienste, in denen er zum Gouverneur in Preußen, zum Generalissimus des Heers sowie zum Staatsminister befördert wurde, und begleitete 1688 den Prinzen Wilhelm von Oranien bei seiner Expedition nach England sowie 1689 nach Irland, wo der vertriebene König Jakob II. eine Landung versucht hatte. Er fiel in der siegreichen Schlacht am Boyne in Irland 11. Juli 1690. Mit seinem Sohn Meinhard, Herzog von S. und Leinster, erlosch sein Geschlecht 1719. Vgl. Kazner, Friedrich von S. (Mannh. 1789).

Schömberg, 1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Landeshut, an der Zieder, nahe der böhmischen Grenze, 532 m ü. M., hat eine neue evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, Leinweberei, 2 Dampfroll- und Appreturanstalten, Fabrikation von Würstchen und (1885) 2141 meist kath. Einwohner. - 2) Stadt im württemberg. Schwarzwaldkreis, Oberamt Rottweil, an der Schlichem, hat Steinnußknopffabrikation, Baumwollweberei, Getreide-, Säge- und Ölmühlen und (1885) 1488 meist kath. Einwohner.

Schomburgk, Sir Robert Hermann, Reisender, geb. 5. Juni 1804 zu Freiburg a. d. Unstrut, erlernte den Kaufmannsstand und ging 1829 nach Nordamerika und von hier 1830 nach Westindien, wo er sich dem Studium der Naturwissenschaften zuwandte und namentlich die kleine Insel Anegada einer gründlichen Erforschung unterwarf. Seine diese Untersuchungen umfassende Schrift, welche er an die Londoner Geographische Gesellschaft sandte, erregte solches Aufsehen, daß ihm 1834 die Mittel zu einer wissenschaftlichen Expedition nach Britisch-Guayana gewährt wurden. Die Resultate seiner vierjährigen Forschungen in diesem Land legte er in der "Description of British Guiana, geographical and statistical" (Lond. 1840; deutsch, Magdeb. 1841), in dem Prachtwerk "Views in the interior of Guiana" (Lond. 1840) und in Berichten an die Geographische Gesellschaft in London nieder, die von seinem Bruder Otto (geb. 1810 zu Voigtstädt, gest. 16. Aug. 1857 als Geistlicher und Friedensrichter zu Buchsfelde in Südaustralien) unter dem Titel: "Reisen in Guiana und am Orinoko 1835-39" (Leipz. 1841) deutsch herausgegeben wurden. Seine zoologischen und botanischen Sammlungen übersandte er dem Britischen Museum. Die Londoner Geographische Gesellschaft verlieh ihm ihre große goldene Medaille. Nach kurzem Besuch seines Vaterlandes stellte ihn die britische Regierung 1840 an die Spitze einer Kommission, welche die Grenzen des britischen Guayana aufnehmen sollte. Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Expedition, die ebenfalls vier Jahre in Anspruch nahm, beschrieb sein Bruder Richard (geb. 1811 zu Freiburg, seit 1865 Direktor des botanischen Gartens in Adelaide), der ihn als Botaniker begleitet hatte, in dem Werk "Reisen in Britisch-Guiana 1840-44" (Leipz. 1847-48, 3 Bde.).