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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schottland

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Schottland (Bodenbeschaffenheit).

of Clyde wieder auf größere Strecken von Flachland, und auch die Nordküste des Solway Firth, der S. von England trennt, ist meist eben und stellenweise sogar sumpfig.

[Bodenbeschaffenheit.] S. bietet hinsichtlich der Bodenbeschaffenheit, wie ganz Großbritannien, eine Abwechselung zwischen Hoch- und Tiefland dar wie kaum ein andres Land Europas von gleichem Umfang. Der gebirgigste Teil ist Nordschottland, im Gegensatz zu der niedrigen Ebene zwischen dem Clyde und dem Firth of Forth als Hochlande (highlands) bezeichnet. Diese "Hochlande" trennt das enge, scharf geschnittene Thal von Glenmore (s. d.) in zwei Hälften. Der nördlich und westlich von diesem Thal gelegene Teil Schottlands, der unwirtlichste und am dünnsten bevölkerte Teil des Landes, bildet eine kahle, 160-500 m ü. M. gelegene Hochebene mit zahlreichen Torfmooren und Hochgipfeln. Von Bergen über 1000 m hoch erheben sich hier Ben More Assynt (1000 m), Ben Dearig (1082 m), Sleugach oder Slioch (1219 m), Scour na Lapich (1150 m), Mam Soul (1177 m), Ben Attow (1219 m) und Scournhorer (1024 m), sämtlich in der Nähe der Westküste, und der als Vorposten im O. stehende Be Uaish oder Wyvis (1036 m) am Cromarty Firth. Skye, die höchste der Inseln, steigt im Scuir na Gillean auf 981 m an. Nach der Ostküste hin verflacht sich das Land und bildet die wellenförmige Ebene von Caithneß. Auch die zwischen den Firths von Dornoch, Cromarty und Inverneß gelegenen Halbinseln sind größtenteils eben. Der südliche Teil der Hochlande, der größtenteils von dem Grampiangebirge (s. d.) eingenommen wird, steht dem nördlichen an Unfruchtbarkeit kaum nach. Die Abhänge der Berge sind hier zum Teil sehr steil und zerklüftet, die Gipfel dagegen abgerundet, die Thäler tief eingeschnitten. Heidekräuter bedecken weite Strecken, die nur von Torfmooren unterbrochen sind. Gutes Futtergras wächst nur in den Thälern, und wo sich diese nach SO. und NO. hin erweitern, findet sich auch gutes Ackerland. Ihren höchsten Gipfel haben die Grampians im Ben Nevis (1343 m) an der Westküste, dem indes der Kulminationspunkt der Cairngormgruppe im Innern des Landes, der Ben Muich Dhui (1309 m), nur wenig an Höhe nachsteht. Die Hügellandschaft Südschottlands hat Broad Law (835 m) und Hart Fell (708 m) zum Mittelpunkt. Von hier aus strecken sich die Moorfoot- und Lammermuirhügel nach NO.; ein zweiter Höhenzug, mit dem Ettrick Pen (672 m), stellt die Verbindung mit den Cheviothügeln an der Grenze Englands her. Westlich liegen die Loutherhügel (732 m) und von dort aus nach SW. hin die Berggruppen, deren Gipfel von der Cairns Muir na Deuch (798 m) und dem Merrick (842 m), dem Kulminationspunkt Südschottlands, gebildet werden. Auch in diesen Hügeln bilden Heideland und Moorflächen einen hervorragenden Zug der Landschaft. Die Thäler aber sind fruchtbar und die Abhänge weidereich. Zwischen dem Grampiangebirge und dem südlichen Hügelland Schottlands breitet sich das schottische Tiefland (lowlands) aus. Ein Teil desselben ist Strathmore, d. h. die "große Thalebene", die sich von Stirling in nordöstlicher Richtung dem südöstlichen Fuß der Grampians entlang bis nach Stonehaven 130 km bei einer Breite von 2-30 km erstreckt und durch die Sidlawhügel (382 m) und die Ochillhügel (717 m) von der Nordsee getrennt wird. Das Tiefland zwischen dem Firth of Forth und dem Clyde ist eine weite, fruchtbare Fläche und der bevölkertste Teil des Landes. Ausgedehntere Niederungen sind die Merse am untern Tweed, die Ebene nördlich vom Solway Firth, aus der sich die isolierte Granitmasse des Criffel 551 m hoch erhebt, und die fruchtbare Ebene von Ayrshire am Firth of Clyde.

In geologischer Beziehung kann man S. in drei scharf gesonderte Teile scheiden, nämlich: die nördlichen Hochlande, die Niederung zwischen Forth und Clyde und die südliche Hügellandschaft. Eine von Stonehaven an der Nordsee zum Clyde gezogene Linie bildet die Grenze der nordischen Hochlande, in welchen aus der Metamorphose hervorgegangene silurische Gesteine vorherrschen. Sie bestehen aus Urthonschiefer, Chloritschiefer und Grauwacke, zwischen welchen Glimmer- und gneisartige Schiefer eingebettet sind, aus Quarzit und Quarzschiefern. Die Mannigfaltigkeit in der Zusammensetzung der Gebirge bedingt die landschaftlichen Reize vieler Gegenden. Durchbrochen werden diese Schiefer von Eruptivgesteinen, namentlich Granit mit Syenit, und Porphyr in der Nähe der Westküste. Granit bildet die wilden Gebirgshöhen um die Quellen des Dee und Don und im W. von Aberdeen; Ben Nevis, der höchste Berg Schottlands, aber ist ein Porphyrberg. Längs der Westküste Schottlands, vom Kap Wrath an südlich bis zur Insel Skye, erstreckt sich eine Gneisregion, von Murchison und Geikie als zur laurentischen Formation gehörig erkannt und überlagert von kambrischen Sandsteinen und Konglomeraten. Untergeordnet kommen dort auch Urkalk und von jüngern Formationen (an der Granardbai) Trias vor. An der Westküste, rings um die Moray- und Dornochfirths sowie tief in Glenmore hinein, verbreiten sich die an fossilen Fischen so reichen devonischen Sandsteine, die weiter nördlich, in dem flachen Caithneß, in noch größerer Ausdehnung auftreten. Diesen Sandsteinen folgen unmittelbar kohlenführende Oolithensedimente in horizontaler Lagerung am untern Brora. Tertiäre Bildungen fehlen gänzlich. Auch die im N. Schottlands gelegenen Orkneys gehören der devonischen Formation an, während auf den nördlicher gelegenen Shetlandinseln silurische Gesteine, durchbrochen von Granit, Porphyr und andern Eruptivmassen, vorherrschen. Die äußern (westlichen) Hebriden sowohl als Coll und Tiree bestehen ausschließlich aus Gneis. Viel größere Mannigfaltigkeit bieten die dicht an der Küste gelegenen, durch Mac Cullochs Untersuchungen berühmt gewordenen innern Hebriden, unter denen Skye die Perle ist. Hier sowohl als auf Mull herrschen Basalte vor, oft säulenmäßig gestaltet und auf der kleinen Insel Staffa, bei Mull, die berühmte Fingalshöhle bildend. Wo die Gesteine der Lias- und Oolithenformationen, die jedoch nur in kleiner Ausdehnung auftreten, mit den eruptiven Gesteinen zusammenstoßen, da gehen sie in metamorphische Kalksteine über. Auch die Kreideformation tritt auf Mull und an einigen Stellen des benachbarten Festlandes auf, freilich in sehr mäßiger Ausdehnung, wird aber sonst nirgends in S. angetroffen. Die Tuff- und Konglomeratschichten, welche an einigen Stellen den Basalt begleiten, sind die einzigen Repräsentanten der Tertiärzeit in ganz S. Braunkohlenflöze kommen in ihnen vor, und sie sind reich an Fossilien. Die südlichen Hebriden endlich schließen sich ihrer geologischen Bildung nach an Südschottland an. An guten Bausteinen ist das nördliche S. reich, an Metallen aber arm. Nur Blei und Plumbago werden zu Tage gefördert, sowie seit jüngster Zeit auch etwas Waschgold und selbst Steinkohlen gewonnen. Der Granit von Aberdeen enthält Beryll, der Glimmerschiefer Granate. Das mittlere S. ge-^[folgende Seite]