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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schottland

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Schottland (Gewässer, Klima, Bevölkerung).

hört vornehmlich der Steinkohlenformation an, die sowohl im Süden als im N. durch devonische Sandsteine eingefaßt wird. Alle die steilen Felshöhen, welche sich dagegen aus dem flachen oder hügeligen Land erheben, einschließlich von Arthurs Sitz bei Edinburg (s. Tafel "Geologische Formation"), gehören dem Basalt, Porphyr und andern eruptiven Bildungen an. Auch Tuffe und vulkanische Konglomerate treten inmitten des Steinkohlengebiets auf. Die Sandsteine des mittlern S. liefern gute Bausteine (bei Craigleith), und in den Trappfelsen findet man Amethyste (in Fife) und die sogen. schottischen Kieselsteine (Pebbles), Jaspis, Achate, Karneole und Chalcedone. Das südliche S. mit seinen Hügeln u. Bergzügen ist vorherrschend aus silurischen Schiefern, Sandsteinen und Kalken zusammengesetzt. Ganz untergeordnet treten in Dumfriesshire permische rote Sandsteine auf. Eruptivgesteine kommen stellenweise vor, so Porphyr in den Cheviots, Granit in den westlichen Gebirgen. Den silurischen Bildungen von Oberlanark gehören die wichtigen Bleiglanzlagerstätten Schottlands an sowie die für den Mineralogen so interessanten Gänge von Leadhills. Großartig muß zur Eiszeit die Gletscherbildung in S. gewesen sein, wie sich aus der weiten Verbreitung erratischer Blöcke ergibt. Später hob sich das Land, so daß Strandbildungen mit Muscheln noch jetzt im benachbarten Meer lebender Arten hoch über dem Meeresspiegel und weit im Innern des Landes aufgefunden werden.

[Gewässer, Klima.] Die Flüsse Schottlands entspringen fast ohne Ausnahme im Gebirge, haben einen weit raschern Lauf als die Englands, sind daher weniger zur Schiffahrt geeignet und von geringer kommerzieller Bedeutung. In die Nordsee münden: der Tweed, der 34 km weit die Grenze zwischen S. und England bildet; der Forth, der den Theith aufnimmt und in die Meeresbucht Firth of Forth einmündet; der Tay, der bedeutendste und schönste Fluß Schottlands, der selbst die Themse an Wasserreichtum übertrifft, mit dem Tummel, der Isla und der Earn; der Dee, der noch in seinem untern Lauf ein Gefälle von 1,6 m auf das Kilometer hat; der Don, unterhalb Inverary mit einem Gefälle von 4,5 m auf das Kilometer; der Spey, der ein wildes, bewaldetes Thal durchfließt; der Neß, der aus dem 34 km langen Loch Neß im Thal Glenmore kommt und bei Inverneß in den Loch Beauly mündet; der Shin, der den 32 km langen Loch Shin durchfließt und in den Firth of Dornoch mündet. Der bedeutendste Fluß der Westküste ist der Clyde, der sich in den gleichnamigen Firth ergießt. Der Lochy, aus dem Loch gleiches Namens abfließend, nimmt den in seinem obern Lauf den Loch Laggan bildenden Spean auf und mündet in den Loch Eil. An Seen ist S. sehr reich, und ihre romantische Lage inmitten der Berge trägt viel zum malerischen Charakter des Landes bei. Sie bedecken eine Fläche von 1640 qkm (fast 30 QM.). Im Tiefland ist nur der Loch Leven in Kinroß von Bedeutung; der größte aller Hochlandseen ist der 39 km lange und bis 12 km breite Loch Lomond. Im Thal Glenmore ist die Seenkette der Lochs Neß, Oich und Lochy gegenwärtig durch den Kaledonischen Kanal verbunden. In einem Seitenthal liegt der Loch Arkaig, im südlichen Argyll der Loch Awe, im westlichen Roß der Maree, im westlichen Inverneß die Lochs Shiel und Morar, in der Mitte von Roß der Loch Fannich. Das Klima Schottlands, wie der britischen Inseln überhaupt, wird beeinflußt durch die warmen Gewässer des Golfstroms, welche die westlichen Küsten bespülen, durch die Nähe des Arktischen Meers mit seinen Eismassen und durch die Lage westlich vom Festland Europas. Im Frühjahr herrschen kalte Winde aus N. und O. vor; im Sommer und Herbst aber wehen kühle, feuchte Winde in entgegengesetzter Richtung; im Winter sind Nord- und Südwinde überwiegend. Die Nord- und Nordostwinde sind meist trocken, werden aber in S. zu gewissen Zeiten von Schnee begleitet. Die West- und Südwestwinde bringen Regen. Schnee bleibt in den Gebirgen Schottlands oft 2-3 Monate liegen. In den schottischen Tiefländern ist die Kälte selten größer als -6 oder -8° C., und gleich selten übersteigt die Wärme 24° C. Die mittlere Jahreswärme ist auf Unst (Shetland) 7,2, in Edinburg 8,9, die mittlere Wärme im Winter dort 4,1, hier 3,7, im Frühling dort 6,6, hier 6,9, im Sommer dort 11,8, hier 14,6, im Herbste dort 6,2, hier 9,1° C. Man behauptet, das Klima sei strenger geworden, da Mohn, Tabak und verschiedene Obstsorten, die früher mit großem Erfolg angebaut wurden, jetzt nicht mehr gedeihen.

[Bevölkerung.] Die Bevölkerung von S. betrug 1881: 3,735,573 Seelen (47 auf 1 qkm); vgl. Tabelle S. 612. Im Jahrzehnt 1871-81 sind in S. 468,883 mehr Menschen geboren als gestorben, was einem natürlichen Zuwachs von 14 Proz. entspricht. Derselbe wird durch die starke Auswanderung gemindert, deren Ziffer von der allerdings nicht unbedeutenden Einwanderung aus Irland keineswegs erreicht wird. Sehr ungleich verteilen sich Abnahme und Zunahme auf die einzelnen Grafschaften. Die Abnahme in den Hochlanden erklärt sich durch die Handlungsweise der Grundbesitzer, die die kleinen Ackerbauer vertrieben und weite Gebiete an Jagdliebhaber verpachtet haben, weil ihnen dies eine höhere Rente abwirft. Bereits im J. 1877 schätzte man den Umfang von 2060 Jagdgründen auf 810,000 Hektar und den Ertrag derselben auf 600,000 Pfd. Sterl. Sehr ungleichmäßig ist die Dichtigkeit und Verteilung der Bevölkerung (s. die Tabelle). Weit über die Hälfte derselben bewohnt den Strich Landes, der sich von den Firths of Tay und Forth bis zum untern Clyde hinzieht. In diesem Gebiet liegen auch 7 von den 8 großen Städten des Königreichs, nämlich Glasgow, Edinburg, Dundee, Greenock, Paisley, Leith und Perth. Aberdeen ist die einzige Stadt mit mehr als 25,000 Einw., die außerhalb dieses Gebiets liegt.

Der Nationalität nach unterscheidet man die germanischen Schotten von den keltischen Hochländern, die sich selbst mit Stolz Gael oder Cael und ihr Land Caeldoch nennen. Gebiet und Anzahl der letztern nehmen fast sichtlich ab, teils durch Auswanderung, teils aber auch infolge der Verbreitung der englischen Sprache. Allerdings wird gälisch noch auf einem Areal von 40,000 qkm von der Mehrheit der Bevölkerung gesprochen, aber dieses weite Gebiet zählt kaum 260,000 Einw. In ganz S. war Gälisch (1881) noch 231,594 Menschen geläufig, und wenn es auch noch die Kirchensprache in den Hochlanden ist und auch in den Schulen vielfach Verwendung findet, so verliert es doch stetig an Boden. Überwiegend gälisch sind nur Sutherland, Roß mit Cromarty, Inverneßshire, Argyllshire, der Hochlandsteil von Perthshire und sämtliche Hebriden. Während das schottische Niederland durch den Verkehr mit Südbritannien allmählich zu höherer Gesittung gelangte, bildeten sich die gesellschaftlichen Verhältnisse im Hochland auf der Grundlage, welche der Zustand der keltischen Urbewohner darbot, eigentümlich aus. Jedes der dortigen Thäler, deren Bewohner wegen der natürlichen Lage derselben wenig allgemeinen