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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schriftvergleichung; Schriftzeug; Schrimm; Schritt; Schrittschuh; Schrittzähler; Schrk.; Schrobenhausen; Schröckh; Schroda

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Schriftvergleichung - Schroda.

im Alter sowie die Fürsorge für ihre Hinterbliebenen". Die vom Verband getroffenen Einrichtungen sind eine Unterstützungskasse, ein Schiedsgericht, ein litterarisches Büreau und ein Syndikat. Auch besitzt er ein eignes Organ, die "Deutsche Presse". Daneben bestehen noch ein zweiter, 1888 gegründeter Schriftstellerverein mit dem Sitz in Berlin, dessen Mitgliederzahl jedoch geringer ist, und eine Anzahl lokaler Vereinigungen, wie z. B. der Verein Berliner Presse, die Dresdener Presse, der Journalisten- und Schriftstellerverein in München, die Concordia in Wien u. a. m. - Eine internationale Vereinigung von Schriftstellern und Verlegern zur Wahrung des geistigen Eigentums wurde 1878 zu Paris unter dem Namen Association littéraire et artistique internationale gegründet. Ihr Sitz ist Paris. In Deutschland ist sie durch P. Heyse, F. Bodenstedt, G. Freytag und F. A. Brockhaus vertreten. Vgl. auch Journalistenverband.

Schriftvergleichung (lat. Comparatio litterarum, franz. Vérification des écritures par experts), die Vergleichung eines zweifellos von einer bestimmten Person herrührenden Schriftstücks mit einem andern, von welchem es zweifelhaft ist, ob es von ebenderselben Person herrührt. Sowohl im Strafprozeß als in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten kann sich das Gericht unter Zuziehung von Schriftverständigen der S. als Beweismittels bedienen, doch kann dieselbe als eine unbedingt sichere Beweisführung niemals gelten. Das ältere Prozeßrecht nahm an, daß durch S. höchstens halber, daher durch weitere Beweismittel zu ergänzender Beweis erbracht werden könne, während das jetzige deutsche Prozeßrecht nach dem Vorgang des französischen es lediglich dem richterlichen Ermessen überläßt, welche Beweiskraft dem Ergebnis einer S. beizulegen sei. Vgl. Deutsche Strafprozeßordnung, § 93; Zivilprozeßordnung, § 406 f.

Schriftzeug, s. Schriftgießerei.

Schrimm (Szrem), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, an der Warthe und der Linie Czembin-S. der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Gymnasium, ein Amtsgericht, Holz- und Getreidehandel und (1885) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 99) 6333 meist kath. Einwohner.

Schritt, die beim Gehen durch jedes Weitersetzen eines Fußes gewonnene Raumdurchmessung. Länge und Zeitdauer des Schrittes richten sich nach Größe und sonstigen Eigentümlichkeiten des Gehenden. Beim Militär ist der S. in Deutschland 0,8 m lang, und beim gewöhnlichen Marsch kommen 112, beim beschleunigten Marsch 120 S. auf 1 Minute. In Österreich macht man beim Marsch 115-118 S. von 0,75 m, in Frankreich 115 S. von 0,75 m Länge in 1 Minute. Beim Laufschritt (s. d.) sollen in Deutschland 165-175 S. von 1 m Länge in 1 Minute zurückgelegt werden. Hierbei wird also 1 km in ca. 6 Minuten, beim Marsch in 10-11 Minuten, beim Touristenschritt in 12 Minuten (daher 5 km = 1 Wegstunde), beim Spazierschritt in 15 Minuten zurückgelegt. Bei Pferden läßt sich weder Schrittlänge noch Schrittzahl in der Minute bestimmen, man rechnet, daß Kavallerie und Feldartillerie im S. 100, im Trab 225, im Galopp 375 m in 1 Minute zurücklegen. Der S. dient auch als Maßstab für Entfernungen, und zwar rechnet man auf 1 deutsche Meile = 7,5 km gewöhnlich 10,000 S. Ein Schrittmaßstab ist ein verjüngter Maßstab, der das Übertragen der abgeschrittenen Entfernungen in kleinerm Maß auf Zeichnungen etc. gestattet. S. auch Gangarten des Pferdes.

Schrittschuh, s. v. w. Schlittschuh.

Schrittzähler (Wegmesser, Pedometer, besser Hodometer), Instrument zum Zählen von Schritten, Tritten, Hüben etc. Ein sehr einfacher und zweckmäßiger S. besteht aus einem zwischen zwei Metallplatten laufenden System von Zahnrädern, welches durch das Getriebe eines Sperrrades in Bewegung gesetzt wird, in dessen Zähne ein an einem Hebel befestigter Zughaken eingreift. An dem freien Ende des Hebels ist eine Schnur eingebunden; durch das Anziehen derselben dreht der Zughaken das Sperrrad um einen Zahn und greift, durch eine Feder gehoben, beim Aufhören der Zugkraft sofort in den nächsten Zahn ein. Mit den Rädern sind auf Zifferblättern laufende Zeiger verbunden. Soll das Instrument als S. benutzt werden, so hängt man es mit einem Haken in ein Knopfloch und bindet die Schnur um das Knie. Ein andrer S., welcher einer Taschenuhr gleicht und, wie eine solche, in der Westentasche in einer möglichst vertikalen Ebene getragen wird, beruht darauf, daß beim Gehen und Reiten der Schwerpunkt des menschlichen Körpers bei jedem Schritt erst um ein Bestimmtes gehoben und nachher wieder gesenkt wird. Den Hauptteil des Instruments bildet ein um seine Achse drehbares Pendel, welches an seinem Ende ein Stahlsegment trägt und durch eine Feder in horizontaler Lage erhalten wird. Mit dem Niedersteigen des Körperschwerpunktes beim Fortschreiten des Instrumententrägers geht auch das Pendel niederwärts, beharrt jedoch noch in dieser Bewegung, wenn der menschliche Fuß bereits zur Ruhe gelangt ist, d. h. es geht das Pendel noch um etwas mehr nach abwärts als der Körperschwerpunkt. Hierdurch wird die erwähnte Feder niedergedrückt und zugleich eine entsprechende Drehung eines Sperrrades erzeugt, welches nun, wie bei dem ersten Instrument, auf zählende Zahnräder einwirkt. Dieser von Payne angegebene S. ist auch in Deutschland angefertigt worden. Vgl. auch Zählapparate.

Schrk., bei botanischen Namen Abkürzung für F. v. Paula Schrank (s. d.).

Schrobenhausen, Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, am Einfluß der Weilach in die Paar und an der Linie Regensburg-Hochzoll der Bayrischen Staatsbahn, 432 m ü. M., hat eine gotische Pfarrkirche, ein gotisches Rathaus, eine Wasserleitung, ein Institut der Englischen Fräulein, ein Amtsgericht, ein Forstamt, Cellulose- und Papier- und Messingwarenfabrikation, Wollweberei, eine Kunstmühle und (1885) 2909 meist kath. Einwohner.

Schröckh, Johann Matthias, deutscher Kirchenhistoriker, geb. 26. Juli 1733 zu Wien von protestantischen Eltern, studierte in Göttingen Theologie, wurde 1762 außerordentlicher Professor der Philosophie zu Leipzig, nahm 1767 die Professur der Poesie in Wittenberg an und erhielt 1775 die der Kirchen- und Profangeschichte. Er starb 2. Aug. 1808. Sein Hauptwerk, über dessen Bedeutung wir auf Artikel "Kirchengeschichte" (S. 761) verweisen, ist die "Christliche Kirchengeschichte" (Leipz. 1768-1803, 35 Bde.; 2. Aufl. von Tzschirner, 1772-1825, Bd. 1-14) und deren Fortsetzung, die "Kirchengeschichte seit der Reformation" (das. 1804-12, 10 Bde.; vom 9. Bd. an von Tzschirner fortgesetzt). Von seinen übrigen Werken nennen wir: "Allgemeine Biographie" (Berl. 1767 bis 1791, 8 Bde.); "Lebensbeschreibungen berühmter Männer" (Leipz. 1789-91, 2 Bde.).

Schroda (Szroda), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, an der Kybina und der Linie Posen-Kreuzburg der Preußischen Staatsbahn, hat