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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schwabacher Artikel; Schwabacher Schrift; Schwabe; Schwaben

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Schwabacher Artikel - Schwaben.

Schwabacher Artikel, Artikel, welche der Markgraf Georg von Brandenburg-Ansbach 14. Juni 1528 mit den Nürnbergern zu Schwabach unter dem Namen der Schwabacher Visitationsartikel festsetzte als Grundlage für Einführung der Reformation in seinem Lande; dann 17 von Luther verfaßte Artikel, die bei dem Konvent zu Schwabach im Oktober 1529 von sächsischer Seite den Abgeordneten der oberdeutschen Städte als Bundesbedingungen vorgelegt wurden, die erste Grundlage der Augsburger Konfession (s. d.).

Schwabacher Schrift, s. Schriftarten.

Schwabe, Insekt, s. Schaben.

Schwabe, Samuel Heinrich, Astronom, geb. 25. Okt. 1789 zu Dessau, studierte 1809-11 in Berlin, verwaltete dann die großväterliche Apotheke, bis er sich von 1830 an ganz seiner astronomischen Thätigkeit widmete, und starb 11. April 1875 in Dessau. Seit 1826 stellte er regelmäßige Beobachtungen der Sonnenflecke an und erkannte 1843 eine Periode von ungefähr 10 Jahren in der Häufigkeit des Auftretens derselben, welche Entdeckung indessen eine größere Beachtung erst erlangte, als 1852 Sabine, Gautier und Rudolf Wolf unabhängig voneinander erkannten, daß diese Periode sich auch in den erdmagnetischen Störungen und Variationen wiederfinde. Wolf hat nachher die Dauer dieser Periode zu 11 1/9 Jahren bestimmt und dieselbe auch in den ältern Sonnenfleckenbeobachtungen nachgewiesen. Von andern astronomischen Leistungen Schwabes ist noch die 1827 entdeckte Exzentrizität des Saturnrings zu nennen; später erkannte er, daß der Ring nicht dem Äquator des Planeten parallel sei. Um die Botanik hat sich S. durch seine "Flora Anhaltina" (Berl. 1838 bis 1839, 2 Bde.) verdient gemacht.

Schwaben, 1) ehemals deutsches Herzogtum, nach seinen Bewohnern auch Alemannien genannt, grenzte gegen N. an die Pfalz und an Franken, gegen O. an den Lech, gegen Süden an die Schweiz, den Bodensee und Vorarlberg, gegen W. an den Rhein und wurde in Ober- und Niederschwaben eingeteilt. Im Mittelalter zerfiel es in viele Gaue, deren Namen zum Teil noch üblich sind, wie: Breisgau, Algäu, Baar, Brenzgau, Klettgau, Kraichgau, Hegau, Jagstgau, Illergau, Kochergau, Ortengau, das Ries. S. "Geschichtskarte von Deutschland I".

2) (Schwäbischer Kreis) Einer der zehn Kreise des ehemaligen Deutschen Reichs, umfaßte größtenteils das alte S., wurde begrenzt von der Schweiz, dem ober- und kurrheinischen, fränkischen, bayrischen und österreichischen Kreis und nach Abtretung des Elsaß von Frankreich. Von der Donau durchströmt und von dem Schwarzwald, der Rauhen Alb und den Algäuer Alpen durchzogen, war der Kreis einer der schönsten des Reichs und ergiebig an Getreide, Wein und Obst. Der Flächengehalt betrug 34,700 qkm (630 QM.), auf denen ca. 2,500,000 Einw. lebten. Die Kreisstände waren in die fünf Bänke der geistlichen, der weltlichen Fürsten, der Prälaten, der Grafen und Herren und der Städte abgeteilt. Zur Bank der geistlichen Fürsten gehörten: die Hochstifter Konstanz und Augsburg und die gefürsteten Abteien Kempten, Ellwangen, Lindau und Buchau. Die Bank der weltlichen Fürsten begriff in sich: das Herzogtum Württemberg, die Markgrafschaft Baden (Baden-Durlach, Baden-Baden, Baden-Hochberg), die Fürstentümer Hohenzollern, die gefürstete Grafschaft Thengen, die Lande des fürstlichen und gräflichen Hauses Öttingen, die gefürstete Grafschaft Klettgau, das fürstliche Haus Liechtenstein. Auf der Bank der Prälaten waren vertreten: die Abteien Weingarten, Ursperg, Schussenried, Marchthal, Petershausen, Zwiefalten, Gengenbach u. a. Zur Bank der Grafen und Herren gehörten: die Komturei des Deutschen Ordens Alschhausen, die Fürstenbergschen und Montfortschen Herrschaften, die Grafschaften der Truchsesse von Waldburg, der Grafen Fugger u. a. Aus der Bank der Städte saßen die Vertreter von 31 freien Reichsstädten, darunter: Augsburg, Ulm, Eßlingen, Reutlingen, Nördlingen, Rottweil, Heilbronn, Memmingen, Lindau, Ravensburg, Kempten, Kaufbeuren, Weil, Wimpfen und Offenburg. Die kreisausschreibenden Fürsten waren: der Herzog von Württemberg, der Bischof von Augsburg, der Markgraf von Baden und der Bischof von Konstanz. Das Direktorium führte Württemberg. Die Kreistage wurden in Ulm gehalten. Zum Kammergericht ernannte der schwäbische Kreis zwei Assessoren, einen evangelischer und einen katholischer Konfession.

[Geschichte.] In den ältesten Zeiten wohnten in den Gegenden des Schwabenlandes Kelten, die im 1. Jahrh. v. Chr. am rechten Rheinufer von den germanischen Sueven verdrängt wurden. Obgleich schon Tiberius 15 v. Chr. in dem Land südlich der obern Donau die Provinz Rätien errichtet hatte, wurde doch erst um 100 n. Chr. eine dauernde Unterwerfung des südwestlichen Germanien herbeigeführt und zwischen Rhein, Lahn und Donau das Zehntland (agri decumates) geschaffen, zu dessen Schutz Hadrian einen Wall von Koblenz über Aschaffenburg bis Regensburg baute. Dieses suchten seit Beginn des 3. Jahrh. die von Nordosten kommenden Alemannen (s. d.) zu erobern, was ihnen endlich auch gelang. Alemannen und Sueven verschmelzen fortan zu Einem Volk; doch blieb jener Name mehr für die westlich vom Schwarzwald, dieser für die östlich dieses Gebirges Ansässigen üblich. Durch die Niederlage bei Zülpich (496) wurden die Alemannen dem fränkischen Reich unterthan, behielten jedoch eigne Herzöge. Seit dem 7. Jahrh. fand das Christentum bei ihnen Eingang, für dessen Verbreitung die schwäbischen Bistümer Konstanz und Augsburg sowie Speier und Straßburg thätig waren. Ein Aufstand des Herzogs Theobald gegen Pippin wurde 746 gedämpft und hatte die Abschaffung der Herzogswürde und die Einziehung großer Landstriche als Königsgut zur Folge; fortan regierten zwei Grafen oder Kammerboten das Land. Unter Karl d. Gr. faßte zwar die königliche Macht in S. festen Fuß; allein unter seinen Nachfolgern geriet sie ebensosehr in Verfall, wie das Ansehen der königlichen Kammerboten sich hob. Am kühnsten traten die beiden Kammerboten Erchanger und Berthold auf, von denen der erstere sogar den Titel eines Herzogs von Alemannien annahm. Nachdem sie als Landfriedensbrecher auf Befehl König Konrads I. 917 hingerichtet worden waren, maßte sich Graf Burkhard (I.) die Herzogswürde an und fand zahlreichen Anhang. Als er 919 Heinrich I. als König anerkannte, bestätigte ihn dieser in seinem Amt. Auf Burkhard folgte 926 durch Heirat mit seiner hinterlassenen Witwe der Graf Hermann I. von Ostfranken als Herzog von S. Derselbe vermählte (948) seine einzige Tochter Ida mit dem Sohn Kaiser Ottos I., Ludolf, der dadurch 949 Herzog von S. wurde, aber das Herzogtum S. infolge seiner Empörung gegen den Vater wieder verlor, worauf es 954 an Burkhard II. kam. Als dieser 973 kinderlos starb, verlieh Kaiser Otto II. S. seinem Neffen Otto, dem Sohn Ludolfs, der 976 auch Herzog von Bayern wurde. Nach dessen frühem Tod erhielt es (982) Konrad I., Sohn des Grafen