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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Scotisten; Scott

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Scotisten - Scott.

Gattung aus der Familie der Kompositen, milchende, ausdauernde Kräuter mit einfachen, ganzrandigen, fiederig gelappten oder zerschnittenen Blättern und einzeln am Ende des Stengels oder der Äste stehenden Blütenkörbchen mit lauter zungenförmigen, meist gelben Blüten. Etwa 120 Arten in Europa, Nordafrika, im westlichen und mittlern Asien. S. hispanica L. (Natter- oder Schlangengras), mit walzenförmiger, schwarzer, innen weißer Wurzel, 60 bis 90 cm hohem, oft mit spinnwebiger Wolle stellenweise bekleidetem Stengel, elliptisch lanzettlichen Wurzelblättern, lanzettlichen bis linealen Stengelblättern, großen, goldgelben Blüten und in einen Schnabel verschmälerter Frucht mit gefiederter Haarkrone, wächst in Süd- und Mitteleuropa und wird vielfach kultiviert. Die früher offizinelle Wurzel liefert, im Herbst des zweiten Jahrs herausgenommen, ein treffliches Gemüse.

Scotisten, die Schüler und Anhänger des Duns Scotus (s. d.).

Scott, 1) Sir Walter, berühmter schott. Dichter, geb. 15. Aug. 1771 zu Edinburg als der Sohn eines Advokaten, verlebte, schwächlicher Konstitution, seine Jugend auf dem Landgut seines Großvaters, Sandy-Knowe bei Kelso. Percys "Reliques of ancient English poetry", die er im 13. Jahr kennen lernte, sowie die Sagen jener Gegenden übten großen Einfluß auf die Entwickelung seiner poetischen Begabung aus. In Edinburg erwarb er sich dann eine notdürftige Bekanntschaft mit der deutschen, französischen und italienischen Sprache, galt übrigens weder auf der Schule noch auf der Universität für geistig ausgezeichnet, während sein durch die schwersten Stürme des Lebens bewährter, ebenso gediegener wie liebenswürdiger Charakter schon damals hervortrat. Seit 1792 praktizierte S. als Advokat vor den schottischen Gerichtshöfen, zugleich litterarisch beschäftigt, besonders mit Übertragungen aus dem Deutschen, wie von Bürgers "Lenore" und "Wildem Jäger" (1796), von Goethes "Götz" (1799) und "Erlkönig". Nachdem er sich 1797 mit Miß Carpenter vermählt hatte, ließ er sich zu Laßwade nieder; 1799 ward er zum Sheriff von Selkirkshire ernannt. 1806 erhielt er eine einträgliche Sekretariatsstelle am Edinburger Gerichtshof, die ihm viel Muße zu dichterischer Produktion ließ. 1820 wurde er Baronet. Seine finanzielle Lage hatte durch den Erfolg seiner Romane eine bedeutende Besserung erfahren. Schon 1811 war es ihm möglich gewesen, am Ufer des Tweed ein Gütchen (ehemaliges Kloster) zu erwerben und es unter dem Namen Abbotsford zu einem anmutigen Landsitz im mittelalterlichen Stil umzuwandeln. Da traf ihn 1826 ein schwerer Schlag, indem infolge der geschäftlichen Krisis der Jahre 1825 und 1826 das ihm nahestehende Bankhaus Constable und sein Verleger Ballantyne fallierten. Obgleich nach englischem Gesetz nicht haftbar, trat S. für die enorme Schuldenlast von 120,000 Pfd. Sterl. ein und erbat nur die nötige Zeit, um durch litterarische Arbeit diese Summe aufzubringen. Er hielt redlich Wort und hat sich buchstäblich zu Tode gearbeitet. Im Winter 1830 traf ihn ein Schlagfluß; zur Herstellung seiner Gesundheit ging er nach Italien, starb aber bald nach der Heimkehr 21. Sept. 1832 in Abbotsford. Er wurde in Dryburgh Abbey bestattet und erhielt ein herrliches Denkmal zu Edinburg. Jenen Übersetzungen aus dem Deutschen folgten bald eigne Balladen und die Sammlung "The minstrelsy of the Scottish border" (1802, 3 Bde.; deutsch, Zwickau 1826), volkstümliche Balladen des Grenzlandes, denen er gelehrte Erläuterungen beifügte; ferner eine Ausgabe des altenglischen Romans "Sir Tristram" mit Kommentar (1804). Der schottischen Vorzeit gewidmet ist "The lay of the last minstrel" (1805), ein dem letzten Minstrel zugeschriebener Balladenkranz, ferner das Rittergedicht "Marmion, a tale of Flottenfield" (1808) und die lyrisch-epische Dichtung "The lady of the lake" (1810; deutsch unter andern von Viehoff, Hildburgh. 1865), die sich namentlich durch herrliche Schilderungen des Hochlandes auszeichnet. Sehr kunstreich werden hier die halbwilden Bergbewohner der Hochlande dem hochkultivierten, ritterlichen Hof Jakobs V. gegenübergestellt, und die unvergleichliche Landschaft von Loch Katrine wurde infolge der Scottschen Schilderung das Ziel unzähliger Reisenden. Als ein Mangel aber der Scottschen Poesie muß es bezeichnet werden, daß die handelnden Personen darin fast lediglich Typen sind; erst in seinen Romanen entfaltet S. seine meisterhafte Kunst des Charakterisierens und Individualisierens. Durch sie erwarb er sich denn auch den höchsten Ruhm. Die Reihe dieser Werke, die S. als den Schöpfer und Meister des historischen Romans erscheinen lassen, eröffnete "Waverley" (1814), die Epoche des Prätendenten 1745 behandelnd, wonach sich S. in den folgenden Romanen als "Author of the Waverley" bezeichnete. Auf "Guy Mannering" (1815) folgten: "The antiquary" (1816), dann die vier Reihen der "Tales of my landlord" (1816-31; darunter die beliebten Romane: "The heart of Midlothian", "The bride of Lammermoor"), ferner unter andern "Ivanhoe" (1820), "Kenilworth" (1821), "The fortunes of Nigel" (1822), "Quentin Durward" (1823) und "Woodstock" (1826), die den meisten Beifall fanden. Im "Ivanhoe" wird die Rückkehr des Richard Löwenherz aus dem Heiligen Land behandelt; trefflich ist hier die Schilderung der einfachen, derben Angelsachsen, ihres Lebens in Wald und Feld sowie die der glänzenden normännischen Ritter. In "Kenilworth" erhalten wir ein detailliertes Bild von dem Hof und dem Leben der Königin Elisabeth, während "Nigel" in die Zeit ihres Nachfolgers Jakob I. fällt. "Woodstock" behandelt die Zeit des großen Bürgerkriegs. "Quentin Durward" endlich stellt in großartiger Weise, basierend auf den Memoiren des Franzosen Phil. Comines (15. Jahrh.), den Kampf König Ludwigs XI. mit Karl dem Kühnen von Burgund dar. Zwei Eigenschaften verleihen Scotts Romanen hohen Wert: die Wahrheit seiner Charaktere und die harmonische Durchbildung der Fabel. Jede seiner Figuren ist aus dem Leben gegriffen, alle bewegen sich natürlich und ihren Verhältnissen, ihrer Zeit und ihrer Umgebung wie den Überlieferungen der Geschichte durchaus angemessen. Die Wirkung dieses Vorzugs wird noch erhöht durch die konsequente und gleichmäßige Anlage und Durchführung des Inhalts sowie durch die Mannigfaltigkeit der Charaktere wie der Situationen und insbesondere durch die historische Redlichkeit des Dichters, die ihn nirgends seinen politischen Ansichten zuliebe einen historischen Charakter umändern oder ihm eine bestimmte, andern als poetischen Zwecken dienende Richtung anweisen läßt. Tadel verdient nur die oft zu schleppende Breite am Anfang. Seit 1820 versuchte sich S. auch im Schauspiel, allein alles von ihm in diesem Fach Geleistete erhebt sich nicht über die Grenzen des Versuchs. Dagegen sind die biographischen und litterarischen Einleitungen zu einer Ausgabe der ältern englischen Romanschreiber (1825, 3 Bde.) nach Form und Inhalt ausgezeichnet; schon vorher hatte er treffliche