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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Scrophularia - Sealsfield.

sten Gegner der durch v. Buch aufgestellten Vulkantheorie u. starb 18. Jan. 1876 bei Cobham (Surrey). Er schrieb: "Considerations on volcanoes" (Lond. 1825, 2. Aufl. 1862; franz. von Pieraggi, Par. 1860); "Geology and extinct volcanoes of central France" (Lond. 1827, 2. Aufl. 1858) u. a. Die "Considerations" wurden von Klöden ins Deutsche übersetzt (Berl. 1872), dabei aber zu einer Streitschrift gegen S. und einem Panegyrikus auf Buch und Humboldt gestaltet, wogegen S. durch die Übersetzung seiner schon 1859 im "Quarterly journal of the Geological Society" veröffentlichten Abhandlung "On the mode of production of volcanic cones and craters" (deutsch von Griesbach, Berl. 1873) Verwahrung einlegte.

Scrophularia L. (Braunwurz), Gattung aus der Familie der Skrofulariaceen, Kräuter und Halbsträucher mit gegenständigen, ganzen Blättern und braunen Blüten in meist rispig od. traubig angeordneten, in Wickeln ausgehenden Dichasien und eiförmiger bis fast kugeliger, meist spitzer Kapsel. Etwa 120 Arten in den gemäßigten Klimaten der nördlichen Erdhälfte. S. nodosa L. (Knotenwurz, Feigwarzenkraut, Saukraut), mit wurzelförmigem, knotigem Wurzelstock, vierkantigem, ungeflügeltem Stengel und herzförmigen, doppelt gesägten Blättern, wächst an feuchten, schattigen Stellen und war früher offizinell. Andre Arten sind Zierpflanzen.

Scrotum (lat.), Hodensack.

Scrutinium (lat.), s. Skrutinium.

Scudery (spr. skü-), Madeleine de, franz. Schriftstellerin, geb. 1607 zu Le Havre, war ein hervorragendes Mitglied des Hôtel Rambouillet und schrieb vielbewunderte Romane, in welchen sie unter antiken Masken und Daten Personen und Sitten ihrer Zeitgenossen schilderte; die gesuchte, schwülstige Schreibart, die lächerlich übertriebene Empfindsamkeit, Eintönigkeit und Langeweile machen sie ungenießbar. Boileaus Angriffe (seit 1665) brachten ihren Ruhm zu Falle; sie starb 2. Juni 1701. Der berühmteste Roman dieser "neuen Sappho", wie ihre Bewunderer sie nannten, ist "Artamène, ou le grand Cyrus" (1649 bis 1653, 10 Bde.), nächst diesem "Clélie, histoire romaine" (1656, 10 Bde.), in welchem Lucretia einer Preziösen des 17. Jahrh. aufs Haar gleicht. Neben andern Romanen ("Ibrahim", "Amahide" etc.) schrieb sie mehrere Serien "Conversations" und "Entretiens", "Fables", "Poésies legeres" und "Lettres", welche noch nicht gesammelt sind. Vgl. Rathéry, Mademoiselle de S., sa vie et sa correspondance (Par. 1873). - Ihr Bruder Georges de S., geb. 1601, seit 1650 Mitglied der Akademie, hat sich weniger durch seine Tragödien als durch seine Opposition gegen den "Cid" von Corneille und seine hämische Kritik desselben einen Namen gemacht; er starb 1667. Seine Eitelkeit und Prahlerei sowie der Schwulst und die Geschmacklosigkeit seiner Poesie finden in Boileaus Satiren die verdiente Zurechtweisung. Mehrere Romane seiner Schwester erschienen zuerst unter seinem Namen.

Scudo (Plur. scudi), frühere ital. Münze, in Rom = 10 Paoli oder 100 Bajocchi = 4,33 Mark; in Sardinien = 5 Lire = 5 Frank; im ehemaligen Lombardisch-Venezianischen Königreich = 6 Lire austriache = 4,20 Mark.

Sculps. (lat.), Abkürzung für sculpsit ("hat es gestochen") auf Kupferstichen.

Sculptore, richtiger Scultore ital. Künstlerfamilie, von Bartsch fälschlich Ghisi genannt. Giovanni Battista, geb. 1503 zu Mantua, daher Mantovano genannt, gest. 1575 daselbst, Schüler von Giulio Romano, war Maler und Bildhauer und unterstützte seinen Lehrer bei den Arbeiten im Palazzo del Tè. Man kennt von ihm auch etwa 20 Kupferstiche. Adamo, Sohn des vorigen, scheint lange in Rom verweilt zu haben. Seine Kupferstiche, von denen man über 130 kennt (die meisten nach Michelangelo), sind inkorrekt und roh. Diana, Tochter von Giov. Battista, Kupferstecherin, heiratete den Architekten Fr. Ricciarelli von Volterra und arbeitete 1575-88 in Rom. Sie stach ca. 58 mittelmäßige Blätter nach G. Romano, Zuccaro etc.

Scultetus, Andreas, deutscher Dichter des 17. Jahrh., geboren zu Bunzlau, besuchte seit 1639 das Gymnasium in Breslau und starb um 1642. Sein bestes Werk ist eine Sammlung geistlicher Hymnen unter dem Titel: "Die österliche Triumphposaune" (Bresl. 1642), die durch Lessing, der sie neu herausgab (Braunschw. 1771), zu einem gewissen Ruhm gelangt ist. Nachlesen dazu lieferten Jachmann (Berl. 1774), Scholz (das. 1783) und Hoffmann von Fallersleben (im "Weimarischen Jahrbuch", Bd. 3).

Scupi, Stadt, s. Üschküp.

Scurra (lat.), bei den alten Römern s. v. w. Pflastertreter, Mann nach der Mode, Elegant; dann Possenreißer, durch den man sich besonders bei Gastmählern unterhalten ließ; daher auch s. v. w. Hofnarr.

Scutati (Schildwanzen), Familie aus der Ordnung der Halbflügler, s. Wanzen.

Scutella, s. Echinoideen.

Scutellum (Schildchen), s. Same, S. 254.

Scutum (lat.), in alter Zeit der in der Form eines halben Cylinders gebogene, geradseitige Schild der Römer, welcher den ganzen Körper deckte, aus Holz und Leder; später mit Eisenbeschlag. In der Kaiserzeit wurde er leichter und kleiner und erlitt auch in der Form Veränderungen (s. Schild, mit Abbild.).

Scylla, s. Skylla.

Scyllium, s. Haifische.

Scyphati (Schifati, Scifati, Squifati), mittelalterliche byzantinische napfförmige Gold- und Silbermünzen, verschieden an Größe und Gewicht.

Scyphia, s. Schwämme.

Scyphienkalk, s. v. w. Spongitenkalk, s. Juraformation.

Sdobba, Fluß, s. Isonzo.

Sdunska-Wolja, Stadt im russ.-poln. Gouvernement Kalisch, mit (1885) 9376 Einw.

Se, in der Chemie Zeichen für Selen.

Seaford (spr. ssihford), Stadt in der engl. Grafschaft Sussex, östlich von Brighton, mit (1881) 1674 Einw. Bis 1832 sandte dieser verkommene Ort zwei Mitglieder ins Parlament. Ein Sturm zerstörte 1570 den vom Stour gebildeten Hafen, und dieser Fluß mündet jetzt 5 km westlich bei New Haven.

Seaham Harbour (spr. ssih-häm hárrbör, auch Dawdon), Stadt in der engl. Grafschaft Durham, 8 km südlich von Sunderland, mit gutem Hafen, Glas- und Eisenhütten, chemischen Fabriken, Kohlenausfuhr und (1881) 7714 Einw.

Sealsfield (spr. ssihlsfild), Charles, mit seinem eigentlichen Namen Karl Anton Postl, namhafter Schriftsteller, geb. 3. März 1793 zu Poppitz bei Znaim in Mähren, trat nach vollendeter Gymnasialbildung in den Kreuzherrenorden zu Prag, entfloh aber im Herbst 1822 nach Nordamerika, wo er den Namen Charles S. annahm. Im J. 1826 nach Deutschland zurückgekehrt, veröffentlichte er hier ein Buch über die Vereinigten Staaten, wandte sich darauf nach England, wo von ihm die anonyme Schrift "Austria as it is" (Lond. 1828) erschien, begab sich 1827 wieder