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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Securitas; Sedaine; Sedalia; Sedan

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Securitas - Sedan.

Securitas, bei den Römern Personifikation der Sicherheit, namentlich des Staats (S. populi romani); meist dargestellt als sitzende Matrone, in der Linken mit der Lanze bewaffnet, während ihr Haupt in der Rechten ruht, oder den Arm (als Zeichen der Ruhe und Sicherheit) über das Haupt schlagend.

Sedaine (spr. ssödähn), Michel Jean, franz. Bühnendichter, geb. 4. Juli 1719 zu Paris, wurde durch die Not getrieben, sich als Maurer zu verdingen, erregte aber die Aufmerksamkeit seines Brotherrn, eines Baumeisters, der ihn unter seine Schüler aufnahm und ihm die Erziehung seines Enkels (des späterhin berühmten Malers David) übertrug. Nach einigen kleinern dichterischen Versuchen (am besten ist "Épître à mon habit"), die er in zwei Sammlungen (1752 und 1760) herausgab, wandte er sich der Oper zu, in welcher damals, im Gegensatz zu den strengen Regeln der klassischen Oper des 17. Jahrh., die italienische Musik, das dramatische Singspiel, zur Geltung kam. Er starb 17. Mai 1797. S. gilt für den Begründer der komischen Oper. Von seinen Texten, zu denen Philidor, Monsigny und Grétry die Musik schrieben, sind am bekanntesten: "Le diable à quatre", "Le roi et le fermier", "Rose et Colas", "Aucassin et Nicolette", "Richard Cœur de Lion", "Aline, reine de Golconde", "Guillaume Tell". Größern Wert haben seine beiden Lustspiele, welche sich auf dem Repertoire des Théâtre-Français erhalten haben, und die ihm einen Sitz in der Akademie eintrugen (1786): "Le philosophie sans le savoir" (1765) und "La gageure imprévue" (1768). In ihnen tritt S. in bewußten Gegensatz zu dem raffinierten Geschmack seiner Zeit und weiß durch liebenswürdige Natürlichkeit und schlichte Einfachheit in Form und Inhalt die Herzen der Zuschauer sich zu gewinnen. Seine "Œuvres choisies" sind öfter herausgegeben (z. B. von Auger, mit Einleitung, Par. 1813, 3 Bde., u. 1888). Vgl. Gisi, Sedaine (Berl. 1883).

Sedalia, Hauptstadt der Grafschaft Pettis im nordamerikan. Staat Missouri, zwischen Jefferson City und Kansas City, inmitten einer fruchtbaren Prärie, mit Kohlengruben und (1880) 9561 Einw.

Sedan (spr. ssedang), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Ardennen, an der Maas und den Eisenbahnen Mézières-Longuyon und S.-Verdun, früher wichtige Grenzfestung gegen Belgien und Deutschland, von der aber nur noch die Citadelle erhalten bleibt, hat eine reformierte Konsistorialkirche, mehrere kath. Kirchen und eine Synagoge, ein Zivil- und Militärspital, ein Waisenhaus und (1886) 16,609 Einw. S. ist die industriellste Stadt des Departements. Eines europäischen Rufs erfreut sich die Tuchfabrikation, welche in der Stadt und Umgebung zahlreiche Etablissements für Spinnerei, Weberei, Färberei und Appretur beschäftigt und feine Tuche (in neuerer Zeit vorzüglich Modestoffe) liefert. Von Bedeutung sind außerdem metallurgische Werkstätten, die Fabrikation von Kriegsmaterial etc. sowie der Handel, insbesondere mit Schafwolle. S. hat ein Collège, eine Gewerbeschule, 2 Bibliotheken, eine Filiale der Bank von Frankreich und ist Sitz eines Handelsgerichts und eines Hauptzollamtes. Es war die Hauptstadt der unabhängigen Herzöge von Bouillon und kam erst 1642 an Frankreich. Von Protestanten bewohnt und Sitz einer protestantischen Universität, verödete es nach Aufhebung des Edikts von Nantes für lange Zeit. Hier wurden Turenne, Bruder des letzten Herzogs von Bouillon, und Macdonald geboren. - S. kommt zuerst in Urkunden von 1259 als Besitztum der Äbte von Mouzon vor. 1424 kaufte es Graf Eberhard v. d. Mark und machte es zum Hauptort eines Fürstentums. Graf Robert führte in S. die Reformation ein. Durch seine Schwester und Erbin Charlotte kam es 1591 als Mitgift in den Besitz der französischen Familie Turenne, 1642 zog es Richelieu zu gunsten der französischen Krone ein, da der Besitzer, der Herzog von Bouillon, an der Verschwörung von Cinq-Mars teilgenommen hatte. Am 15. Sept. 1815 mußte sich die Citadelle nach fast dreimonatlicher Belagerung den Hessen ergeben, und bis zum November 1816 blieb dann S. von den Preußen besetzt. Im letzten deutsch-französischen Krieg hier 1. Sept. 1870 die große Entscheidungsschlacht, welche das Napoleonische Kaisertum stürzte (s. unten). Aus der Reihe der Kriegsplätze wurde S. durch Gesetz vom 23. Aug. 1875 gestrichen und die Schleifung der Festungswerke innerhalb der nächsten Jahre bestimmt.

[Schlacht bei S.] Nachdem durch die geschickten Bewegungen der deutschen Heere und durch glückliche Gefechte, namentlich die Schlacht bei Beaumont (30. Aug.), die französische Armee unter Mac Mahon auf ihrem vergeblichen Marsch zum Entsatz von Metz auf das rechte Maasufer bei S. zurückgedrängt worden war, befahl das große deutsche Hauptquartier am Abend des 31. Aug. 1870 der dritten Armee, noch in der Nacht einige Heeresteile unterhalb S. auf das rechte Maasufer vorzuschieben und den Franzosen den Weg nach Mézières zu verlegen, während gleichzeitig die Maasarmee von Osten her angreifen und durch Umfassung ihrer Stellung im Norden ihnen auch ein Ausweichen über die belgische Grenze verwehren sollte. Die Schlacht begannen die Bayern, indem die Infanterie ihres ersten Korps 1. Sept. 4 Uhr früh auf der Eisenbahnbrücke und einer Pontonbrücke die Maas überschritt und Bazeilles angriff, um welches sich nun ein erbitterter Kampf mit der französischen Marineinfanterie entspann. Nicht viel später trat der Kronprinz von Sachsen mit dem 12. Korps bei La Moncelle und Daigny gegen das 1. französische Korps ins Gefecht und setzte sich mit den Bayern in Bazeilles in Verbindung. Hier, bei La Moncelle, wurde Mac Mahon um 6 Uhr durch einen Granatsplitter verwundet. Er verließ das Schlachtfeld und bestimmte Ducrot zu seinem Nachfolger im Oberbefehl, der ihn 7 Uhr übernahm und sofort den Rückzug auf Mézières anordnete; um diesen zu erleichtern, sollten die Divisionen Lacretelle auf La Moncelle und Vassoigne bei Bazeilles einen kräftigen Vorstoß machen. Obwohl inzwischen Wimpffen als älterer General den Oberbefehl übernahm und den Rückzug einstellte, so fand der Vorstoß doch statt und hatte anfangs Erfolg. Indes durch neue Truppen verstärkt, behaupteten die Sachsen und Bayern La Moncelle, eroberten auch den westlichen Höhenzug und setzten sich nach siebenstündigem blutigen Kampf gegen 11 Uhr auch in den Besitz von ganz Bazeilles, während der rechte Flügel der Sachsen die Franzosen auf das westliche Givonneufer zurücktrieb und die preußische Garde das obere Givonnethal nahm und den Franzosen den Weg nach Osten vollständig verlegte. Hierauf beschloß der Kronprinz von Sachsen, sich nach Nordwesten zu schieben, das Gehölz von Garenne zu besetzen und im Norden von S. der dritten Armee die Hand zu reichen.

Inzwischen hatte auch der Kampf im Südwesten und Westen begonnen. Während das 2. bayrische Korps teils auf das rechte Maasufer vorging, um das 1. bei Bazeilles zu unterstützen, teils die wichtige und starke Stellung zwischen Frénois und Wadelin-^[folgende Seite]