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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Seekatz - Seekultus.

alle übrigen Kompaßstriche gezogen, so heißen sie mißweisende. S., auf denen der tägliche Weg des Schiffs aufgetragen und dadurch die Stelle bestimmt wird, auf der es sich eben befindet, heißen Paßkarten. Nach dem Maßstab unterscheidet man Generalkarten (1:800,000 oder kleiner), Navigations- oder Segelkarten (1:600,000 bis 1:350,000), Küstenkarten (1:200,000 bis 1:100,000), Hafen- und andre Spezialkarten in größerm Maßstab. Vgl. "Admiralty catalogue of charts, plans etc." (Lond. 1883); "Catalogue des cartes, plans, vues des côtes etc., qui composent l'hydrographie française" (Par. 1883).

Seekatz, Joh. Konrad, Maler, geb. 1719 zu Grünstadt (Pfalz), malte Gesellschafts- und militärische Szenen, Genrebilder aus dem Bauernleben und Landschaften mit biblischer Staffage im Anschluß an die Niederländer, besonders an A. Brouwer. Drei seiner Genrebilder befinden sich im Städelschen Museum zu Frankfurt a. M. Er wurde 1753 Hofmaler in Darmstadt und starb daselbst 1768.

Seekatzen (Chimaeridae), s. Fische, S. 298.

Seeklar, bereit, zur See zu gehen (von Schiffen).

Seekohl, s. v. w. Meerkohl, s. Crambe.

Seekokos, s. Lodoicea.

Seekrähe, s. Möwe.

Seekrankheit (Nausea), Unwohlsein, welches durch die schaukelnden Bewegungen bei einer Seefahrt hervorgebracht wird, aber auch durch die Benutzung einer Schaukel oder eines Karussells entstehen kann. Übelkeit, Erbrechen mit Schwindel, weiterhin auch Diarrhöe sind die Hauptsymptome des Übels, welches außerdem von Betäubung, Hinfälligkeit, Niedergeschlagenheit, Ekel an allem und jedem, schließlich selbst am Leben, begleitet zu sein pflegt. Bei widrigem Wind und auf Segelschiffen ist das Übel heftiger als bei günstigem Wind und auf Dampfschiffen. Bei dem sogen. Stampfen des Schiffs, wobei dasselbe von den Wellen gehoben und gesenkt wird, befinden sich Seekranke am übelsten: gewöhnlich erfolgt mit jedem Stampfen plötzliches Erbrechen. Die S. ergreift mit wenig Ausnahmen alle, welche sich zuerst der See anvertrauen; häufige Seereisen verringern die Disposition für dieselbe, doch werden bisweilen alte Matrosen nach längerm Aufenthalt auf dem Land von ihr wieder befallen. Frauen und junge, schwache Personen sind ihr am meisten unterworfen. Meist gewöhnt man sich nach einigen Tagen an die Bewegung des Schiffs, und das Übel verschwindet; in andern Fällen dauert die Krankheit so lange, als man sich auf offenem Meer befindet. Zerstreuung, das Liegen in Hängematten, große Aufmerksamkeit auf einen entfernten, am Horizont oder am Himmel gelegenen Gegenstand, starker Wille, Aufenthalt auf dem Verdeck etc. lindern das Übelbefinden des Kranken. Nach der S. stellen sich Vermehrung des Appetits, kräftigere Verdauung, erhöhte Lebenslust ein. Zur Verhütung oder schnellen Beseitigung der S. kennt man kein für alle Fälle passendes Mittel. Eine mäßige Füllung des Magens, warme Kleider, Vermeidung kalter Getränke wirkt jedenfalls günstig ein; in manchen Fällen ist eine geringe Gabe Morphium von bestem Erfolg, bei andern Personen sind Reizmittel, besonders Alkohol, in Form von Rum oder Grog von guter Wirkung; in neuester Zeit wird auch Antipyrin, Kokain, Atropin mit Strychnin, Kaffein, Resorcin empfohlen.

Seekrebse, im Meer lebende Krebse, besonders der Hummer.

Seekreide, ein gewissen Kreidemergeln sehr ähnliches Gestein, welches sich bis zu 9 m Mächtigkeit am Grund vieler Seen unterhalb der heute sich noch bildenden Schlamm- und Sandablagerungen findet. An der Zusammensetzung nehmen Schalenfragmente der noch jetzt die betreffenden Seen bewohnenden Mollusken einen wesentlichen Anteil. Auch Torfmoore werden häufig von solcher S. unterteuft. Als Tiefseekreide wird namentlich von den Engländern der Absatz auf dem Grunde der Weltmeere bezeichnet, der petrographisch den Mergeln beizuzählen ist.

Seekreuzdorn, s. Hippophae.

Seekrieg, im allgemeinen der auf dem Meer geführte Kampf zwischen feindlichen Staaten, im besondern aber unterscheidet man den Küstenkrieg (s. d.), bei dem sich außer den Schiffen auch die Küstenbefestigungen am Kampf beteiligen, und den Kampf auf hoher See nur zwischen Schiffen. Je nachdem man den S. offensiv oder defensiv führt, sucht man den Feind auf hoher See oder an seinen Küsten auf oder erwartet ihn an der eignen Küste oder in den heimatlichen Gewässern. Auch der letztere Fall kann, trotz des defensiven Charakters, zur Schlacht auf offener See, zur eigentlichen Seeschlacht (s. d.), führen. Die deutsche Flotte z. B. ist nicht bestimmt, S. in fremden Meeren zu führen, soll aber einer feindlichen Flotte eine Schlacht auf hoher See liefern können. Außerdem aber wird man den Seehandel des Feindes durch Wegnahme (s. Kaperei) von Handelsschiffen zu schädigen suchen. Dies ist Aufgabe der Kreuzer, und da jede der feindlichen Kriegsflotten Kreuzer zu diesem Zweck aussendet, so führt dies zu Kämpfen nur zwischen Kreuzern (Kreuzerkrieg). Vgl. Attlmayr, Studien über Seetaktik und den S. (Pola 1875-78); Henk, Die Kriegführung zur See, (2. Aufl., Berl. 1884). Vgl. Seetaktik, Marine.

Seekriegsspiel wird im allgemeinen ebenso gehandhabt wie das Kriegsspiel (s. d.), nur treten hier an Stelle der Truppen einzelne Schiffe, deren Geschwindigkeit, Manövrierfähigkeit, Armierung und Panzerstärke vorher bestimmt ist. Der strategische Teil des Seekriegsspiels wird auf Seekarten, der taktische Teil auf fein karrierten Papierbogen ungefähr in dem Maßstab 1:1000 gespielt.

Seekuh, s. v. w. Dugong; Stellers Seekuh, s. v. w. Borkentier.

Seekultus, die Verehrung der als Beherrscher der stehenden Gewässer angenommenen Naturmächte durch Anrufungen, Weihgaben und Opfer. Es ist hier zwischen Meer- und Landseenkultus zu unterscheiden, sofern in den Meergöttern meist nur die der Schiffahrt freundlichen oder feindlichen Gewalten, die Personifikationen der Stürme, Ungewitter, Wellen, Strudel, Klippen etc., in Betracht kamen. Die Zersplitterung in zahlreiche Meergötter (Okeanos, Proteus, Glaukos, Tritonen, Nereiden, Sirenen etc.) machte den Meereskultus bei den Griechen zu einem sehr zusammengesetzten Tempeldienst, wenn auch die oberste Gewalt in den Händen des in allen Hafenstädten verehrten Poseidon (s. d.) blieb. Als oberste Schützer in Seenöten wurden bei den klassischen Völkern die im Elmsfeuer auf den Masten sichtbar werdenden Dioskuren (s. d.) angerufen, an deren Stelle später verschiedene christliche Heilige, St. Elmo (Erasmo), St. Nikolas von Bari u. a., traten. Ägypter und Phöniker führten kleine Zwerggötter (Patäken, Kabiren, Kanoben) als Schutzgötter auf den Fahrzeugen. Als Patronin der Schiffahrt galt auch die Isis, welche die Segel erfunden haben sollte, und ihr zu Ehren wurde noch im mittelalterlichen Europa die Eröffnung der Schiffahrt durch feierliche Prozessionen mit einem Schiff begangen. An ihre Stelle