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Seifenbaum - Seigern.
fenlösung und die alkalische Beschaffenheit der letztern in Betracht.
Zusammensetzung einiger Seifen:
Wasser Fette, Säuren Natron gebund. Natron frei Kali Fremde Salze Rest
Talgkernseife 23,8 61,0 7,5 2,2 - 3,0 2,5
8,43 81,25 8,55 8,55 1,77 - -
Kokosseife 36,8 46,4 6,9 2,1 - 3,3 5,4
73,5 22,0 4,5 - - - -
Palmölseife 24,8 61,2 1,7 8,0 - 1,3 3,0
35,4 49,6 1,0 7,0 - 1,1 2,1
Ölsäureseife 21 66 13 13 - - -
Schmierseife 45,81 42,17 - - 6,43 5,59 -
50,08 38,50 - - 7,26 4,16 -
Marseiller S. durchschnittlich. 30 64 6 6 - - -
Die S. war schon den Alten bekannt; Plinius erwähnt sie als äußerliches Medikament und als Haarverschönerungsmittel; er rühmt die S. aus Ziegentalg und Holzasche und erzählt, daß die Germanen harte und weiche S. hätten. Auch Galenos spricht von der deutschen S., welche als Reinigungsmittel benutzt werde; es scheint danach, als ob die S. eine germanische Erfindung sei, welche die Römer auf ihren Eroberungszügen kennen lernten. Nachdem die Seifensiederei aus einem Haushaltungsgeschäft in den gewerblichen Betrieb übergegangen war, scheint sie sich jahrhundertelang durch das Mittelalter hindurch ohne besondere Entwickelung erhalten zu haben. In Frankreich waren um die Mitte des 17. Jahrh. Marseille, Toulon und Lyon Hauptplätze für die Seifenfabrikation, und Marseille hat sich seitdem zum wichtigsten Fabrikplatz der Welt erhoben. Mächtige Förderung erhielt die Seifenindustrie, seitdem Chevreul die Natur der Fette und mithin das Wesen des Verseifungsprozesses kennen gelehrt, anderseits die Entwickelung der Sodaindustrie einen mächtigen Anstoß gegeben hatte. Nun entwickelte sich die Seifenindustrie in wahrhaft staunenerregender Weise. Als mächtiger Hebel der Sodafabrikation und auf das innigste mit fast allen Zweigen chemischer Gewerbthätigkeit verschmolzen, bildet sie eins der wichtigsten Glieder in der Entwickelungsgeschichte der chemischen Gesamtindustrie. Gegenwärtig wird in Liverpool allein mehr S. jährlich exportiert als vor Begründung der Sodaindustrie in sämtlichen Häfen Großbritanniens zusammengenommen. Die Darstellung der Leimseifen begann seit Einführung des Kokosöls zu Ende der 20er Jahre. Vgl. Perutz, Industrie der Fette und Öle (Berl. 1866), und die Handbücher der Seifenfabrikation von Wiltner (3. Aufl., Wien 1884; "Toilettenseifen", das. 1884), Fischer (6. Aufl., das. 1880), Engelhardt (das. 1886, 2 Bde.; "Toilettenseifen", das. 1888) und besonders Deite (Berl. 1887); Brannt, Treatise on the manufacture of soap (Lond. 1888); Unna, Über medizinische Seifen (Leipz. 1885). Zeitschriften: "Der Seifenfabrikant" (hrsg. von Deite, Berl., seit 1881); "Seifensieder-Zeitung" (hrsg. von Engelhardt, Augsb., seit 1874).
Seifenbaum, s. Sapindus.
Seifengebirge (Seifen, Seifenwerke), alle Sand-, Geschiebe- oder Lehmablagerungen, welche Metallkörner oder Edelsteine enthalten, die aus dem Boden durch den Aufbereitungsprozeß des Ausseifens (Auswaschens) gewonnen werden. Die meisten S., welche oft eine hügelige Oberfläche zeigen, gehören der Diluvialperiode, einige der Alluvialperiode an. Die gesuchten Metall- und Edelsteinkörner befinden sich im S. auf sekundärer Lagerstätte, d. h. sie entstammen den Gesteinen, deren Zertrümmerung den Sand, die Geschiebe und den Lehm lieferte.
Seifenkraut, s. Saponaria. Falsches S., s. Lychnis.
Seifenpflaster, s. Bleipflaster.
Seifenrinde, s. Quillaja.
Seifensiederfluß, die Unterlauge der Seifensieder, enthält Glycerin, Natron- und Kalisalze.
Seifenspiere, Pflanzengattung, s. Quillaja.
Seifenspiritus (Spiritus saponatus), eine Auflösung von Kaliseife in Spiritus, aus 60 Teilen Olivenöl, 70 Ätzkalilösung, 300 Spiritus und 170 Wasser bereitet, dient als leicht reizendes Mittel bei Erfrierungen und rheumatischen Schmerzen.
Seifenstein, s. Saponit; auch s. v. w. Talk oder s. v. w. Ätznatron (s. Natriumhydroxyd).
Seifenwerk, s. v. w. Seifengebirge.
Seifenwurzel, die Wurzel von Saponaria officinalis oder Gypsophila Struthium.
Seifenzinn, s. Zinnerz.
Seiffen, Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, Amtshauptmannschaft Freiberg, hat eine evang. Kirche, (1885) 1380 Einw. und ist Hauptsitz der Holzspielwaren- und Holzwarenfabrikation im Erzgebirge.
Seifhennersdorf, Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft Zittau, an der Linie Bischofswerda-Zittau der Sächsischen Staatsbahn, hat eine Webschule, mechanische Weberei für Baumwollstoffe und Orléans, Maschinen-, Holzschuh- und Kleiderfabrikation und (1885) 8640 Einw.
Seifriz, Max, Komponist, geb. 9. Okt. 1827 zu Rottweil, erhielt den ersten Musikunterricht von seinem Vater und seine weitere Ausbildung von dem Hofkapellmeister Täglichsbeck in Hechingen. Die Fortschritte, welche er namentlich auf der Violine machte, veranlaßten schon 1841 seine Anstellung als Sologeiger in der fürstlichen Kapelle daselbst, und einige Jahre später konnte er auch mit einer Messe und einer Symphonie als Komponist an die Öffentlichkeit treten. Nach Auflösung der Kapelle infolge der politischen Ereignisse des Jahrs 1848 hielt er sich einige Jahre in Zürich auf, wurde jedoch 1854 von dem inzwischen nach Löwenberg in Schlesien übergesiedelten Fürsten von Hechingen dorthin als Kapellmeister berufen. Nach dem Tode des Fürsten (1869) begab er sich nach Stuttgart, wo er seit 1871 als Hofkapellmeister wirkte und 20. Dez. 1885 starb. Von seinen Kompositionen sind hervorzuheben: Ouvertüre und Zwischenaktsmusik zu Schillers "Jungfrau von Orléans", eine Symphonie in H moll, die Kantate "Ariadne auf Naxos" sowie Chöre für Männerstimmen und Lieder für gemischten Chor. Als Dirigent machte er sich besonders um die Aufführung von Werken der neudeutschen Schule verdient.
Seiger (saiger), bergmännischer Ausdruck für lotrecht, vertikal (bei Gängen ein Fallen von 75-90°); daher in der Markscheidekunst (s. d.) Seigerriß, ein nach einer senkrechten Ebene genommener bildlicher Durchschnitt von einem Grubengebäude; Seigerteufe, die senkrechte Tiefe. Im Hüttenwesen nennt man s. kieselsäurereiche, zähflüssige, langsam erstarrende Schlacken, im Gegensatz zu den dünnflüssigen, basischen, rasch erstarrenden frischen Schlacken.
Seigern (Abseigern), das Ausschmelzen einer leichtflüssigern Substanz aus einer strengflüssigern bei einer den Schmelzpunkt der letztern nicht erreichenden Temperatur, z. B. von Wismut und Schwefelantimon aus ihren Erzen, von silberhaltigem Blei aus Kupferlegierungen, von Zinn aus eisenhaltigem