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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sidonienorden; Sidonius; Sidra; Sie; Sieb.; Siebbein; Siebdrehen; Siebe; Sieben; Siebenbürgen

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Sidonienorden - Siebenbürgen.

Sidonienorden, königlich sächs. Frauenorden für Verdienste auf dem Gebiet freiwillig helfender Liebe in Krieg und Frieden, gestiftet 31. Dez. 1870 von König Johann, vorzugsweise für Inländerinnen. Die Dekoration besteht aus einem achtspitzigen, weiß emaillierten Kreuz mit goldenen Kanten und einer gekrönten Agraffe, die die Namenschiffer S. trägt. Der Mittelschild ist mit acht goldenen Rautenblättern besetzt und zeigt auf dem Avers das Bild der Herzogin Sidonie in Gold auf dunkelblauem Grund mit der Namensumschrift, auf dem Revers das sächsische Wappen und 1870. Das Band ist violett mit zwei weiß und grünen Streifen. Der einklassige Orden kann auch mit Großkreuzband verliehen werden.

Sidonius, Gajus Sollius Apollinaris, römisch-christl. Dichter und Epistolograph, geboren im 430 zu Lyon aus angesehener Familie, stieg als des Kaisers Avitus Schwiegersohn zu den höchsten Würden in Rom empor, zog sich aber plötzlich aus der Öffentlichkeit zurück und ward 472 Bischof von Clermont; starb um 483. Seine 24 Gedichte (darunter 3 panegyrische auf Avitus, dessen siegreichen Gegner Majorianus und den Kaiser Anthemius) sind ebenso schwülstig und geschmacklos wie seine 9 Bücher Briefe, die jedoch nicht ohne Wert für Geschichte und Zustände seiner Zeit sind. Ausgaben von Sirmond (Par. 1614), Baret (das. 1879) und Lütjohann (in "Monumenta Germaniae historica", Berl. 1888). Vgl. Kaufmann, Die Werke des Apollinaris S. (Götting. 1864); Chaix, Saint Sidoine Apollinaire et son siècle (Clermont 1867-68, 2 Bde.); Chatelain, Étude sur S. (Par. 1875).

Sidra (chald., "Ordnung"), bei den heutigen Juden die an jedem Sabbat in der Synagoge zu verlesende Perikope des Pentateuchs, der zu diesem Zweck in 54 Abschnitte geteilt ist. Die Vorlesung wird am Sabbat nach dem Laubhüttenfest mit dem 1. Buch Mosis begonnen und am Gesetzfreudenfest beendet. Jede S. ist in sieben Teile (Parascha) geteilt, und zur Vorlesung jeder Parascha wird ein erwachsener Israelit zur Thora-Rolle gerufen, welcher vor und nach der Vorlesung einen Segensspruch spricht. Der den Beschluß Machende (Mastir) liest auch gewöhnlich die Haftara (s. d.) vor.

Sidra, Meerbusen von, s. Syrte.

Sidra (auch Tuba, arab.), bei den Mohammedanern der Baum des Lebens und der Erkenntnis im Paradies.

Sie, Siezen, Anrede, s. Duzen.

Sieb., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für K. Th. E. v. Siebold (s. d.) oder für P. F. v. Siebold (s. d.); Sieb. et Zucc., S. et Z. für P. F. v. Siebold, Flora Japans. Zucc., s. d. Sieb. auch Abkürzung für F. W. Sieber, geb. 1785 zu Prag, Reisender, gest. 1844 daselbst (Florist, Sammler).

Siebbein, s. Schädel, S. 373.

Siebdrehen, s. Siebwahrsagung.

Siebe, Geräte zur Sonderung grobkörniger Pulver von feinkörnigen, auch zur Trennung von festen und flüssigen Körpern, bestehen aus Geflechten oder Geweben von Eisen-, Messing- oder Holzdraht, Pferdehaaren (Haarsiebe) etc., aus gelochten Platten, aus in einem Rahmen parallel nebeneinander befestigten Stäben u. dgl. Diese letztern S. stehen entweder schräg, und das Material gleitet auf ihnen herab, wobei die feinern Teile hindurchfallen, oder man befestigt das Sieb in einem Ring, so daß ein schachtelartiger Behälter entsteht, welcher mit der Hand hin- und hergeschüttelt wird, oder man umspannt mit dem Gewebe einen etwas geneigt liegenden, rotierenden Cylinder, in welchen das Material an dem einen Ende eintritt und auf dem Weg bis zum andern Ende von allem feinen Pulver befreit wird (s. Mühlen).

Sieben, eine Primzahl, die schon in der Astronomie und Astrologie der Ägypter eine große Rolle spielte: 7 Planeten beherrschten ihren Himmel, 7 Tage bildeten eine Woche, 7 Jahre einen Cyklus. Bei den Hebräern bestand das Sabbatjahr aus 7 Jahren, das Jubeljahr aus 7 × 7 Jahren, und das Osterfest, Laubhüttenfest und andre Feste dauerten 7 Tage. Auch in der Apokalypse kommt die Zahl 7 häufig vor, und die Erschaffung der Welt geschah mit Einschluß des Ruhetags in 7 Tagen. Bei den Griechen war die Zahl 7 dem Apollon heilig, dem am 7. Tag vor dem Neumond geopfert wurde. Die römisch-katholische Kirche zählt 7 Sakramente, teilt den Tag in 7 kanonische Stunden und feiert ein Fest zum Gedächtnis der 7 Schmerzen und der 7 Freuden Mariä. Auch in den abergläubischen Gebräuchen des Mittelalters und der neuern Zeit spielt die S. eine wichtige Rolle. Vgl. Blochwitz, S., eine kulturhistorische Skizze (in der "Gegenwart" 1880, Nr. 6).

Siebenbürgen (ungar. Erdély, "Waldland"), früher Großfürstentum, jetzt in staatsrechtlicher und administrativer Beziehung vollständig mit Ungarn vereinigt (s. Karte "Ungarn"), erstreckt sich von 45° 16'-47° 42' nördl. Br. und von 22° 22'-26° 36' östl. L. v. Gr., grenzt im W. an die Komitate Krassó-Szörény, Arad, Bihar und Szilágy, im N. an Szathmár und Marmaros, im O. an die Bukowina und Rumänien, im Süden an letzteres und hat einen Flächenraum von 55,731 qkm (1012 QM.).

[Physische Verhältnisse.] S. ist ein Hochland, welches zu dem Gebirgssystem der Karpathen (s. d.) gehört. Die Gebirge bilden die südöstliche Hauptgruppe der Karpathen und erfüllen das ganze Land, ihre Hauptketten aber, welche die höchsten und rauhesten Gebirgsrücken und Gipfel am Süd- und Nordrand enthalten und im N. und W. am niedrigsten sind, umschließen S. in beinahe quadratischer Form wallförmig und verleihen dem Lande dadurch den Charakter einer großartigen Festung. Nach außen fallen sie meist steil ab und erscheinen um so höher, weil die benachbarten Tiefebenen Rumäniens und Ungarns nur 30-100 m Meereshöhe haben. Nach innen senden sie zahlreiche und vielverzweigte Bergreihen aus, zwischen welchen meist nur sehr enge und kurze Thäler sich befinden. Nur die Thäler der Hauptflüsse erweitern sich stellenweise beckenartig, so die Ebene im obern und mittlern Lauf der Maros, das schöne Hátszeger Thal (500 m ü. M.), die fruchtbaren Ebenen des Czibin bei Hermannstadt, der Aluta bei Csikszereda und Kronstadt, das prächtige Burzenland (s. d.) von Reps (380 m ü. M.) bis zum Rotenturmpaß (440 m ü. M.) und das Szamosthal bei Bistritz und Deés. Die Thalhöhe nimmt im allgemeinen gegen O. zu; die tiefsten Punkte (im westlichen Marosthal) haben noch immer eine Seehöhe von über 160 m. Charakteristisch sind die ungeheuern Spalten, welche die Berge mitunter senkrecht teilen. Fast völlig in der Mitte des Landes liegt die Mezöség (Siebenbürgische Heide, rumän. Kimpia), ein überaus fruchtbares Hügelland, welches sich in einer Ausdehnung von 90 km Länge und 75 km Breite erstreckt und die Kornkammer Siebenbürgens genannt wird. Hauptfluß des Landes ist die Maros, die das Land in einem Bogen durchströmt und rechts den Großen und Kleinen Aranyos, links den Görgény und den Großen und Kleinen Kokel (Küküllö) und den Streel aufnimmt; ferner die Szamos mit dem