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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sonor; Sonora; Sonrhai; Sonsonate; Sontag

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Sonor - Sontag.

werden kann; die mittlere Empfindlichkeit des menschlichen Ohrs entspricht den Graden 4-10; Personen, welche bei der Rollenstellung 200 den Schlag der Uhr nicht hören, müssen als absolut taub angesehen werden.

Sonor (lat.), helltönend, wohlklingend.

Sonora, der nordwestlichste Staat der Republik Mexiko, am Kalifornischen Meerbusen, umfaßt 197,973 qkm (3595,4 QM.). Die Küstengegend ist meist flach und im NW. so sandig, daß selbst die Viehzucht unmöglich wird; das Innere aber besteht aus Gebirgsland, dicht bewaldet, von fruchtbaren Thälern durchzogen und reich an Mineralschätzen. Die wichtigsten Flüsse sind der Yaqui, der Mayo und der S., von denen die beiden erstern das ganze Jahr durch Wasser haben, der Sonora aber sich in den sandigen Ebenen von Siete Cerritos verliert. Das Klima ist auch an der Küste gesund; nur in der Nähe von den Sümpfen von Santa Cruz kommen Wechselfieber vor. Von Juni bis zum August bläst gelegentlich der Viento caliente. Im Innern trifft man alle Extreme der Temperatur, und in den höher gelegenen Gegenden friert es vom November bis zum März. Die Bevölkerung betrug 1882: 115,424 Seelen, zum großen Teil Indianer, den Stämmen der Yaqui, Mayo, Seri, Papayo, Opata und Apatschen angehörig. Ackerbau ist fast überall nur bei künstlicher Berieselung möglich, ergibt dann aber reichen Ertrag an Mais, Weizen, Zuckerrohr, Bohnen, Baumwolle, Kaffee, Tabak, Indigo etc. Wein und alle Arten von Obst gedeihen vortrefflich. Auch die Viehzucht ist von Bedeutung. Die Austern- und Perlenfischerei wird mit Erfolg getrieben. Der Bergbau beschäftigte 1878: 5600 Menschen und ergab einen Ertrag von 1,640,272 Pesos, vornehmlich Gold und Silber. Außerdem findet man aber auch Kupfer, Eisen (im N.), Graphit (bei San José de la Pimas) und Steinkohlen (Santa Clara). Die Industrie beschränkt sich auf Baumwollfabrikation (4 Fabriken), Hut- und Schuhmacherei, Seifensiederei etc. Hauptartikel der Ausfuhr sind Edelmetalle, Erze, Häute und Hüte. Hauptstadt ist Hermosillo, wichtigster Hafen Guaymas. S. Karte "Mexiko". - Die sonorischen Sprachen bilden nach den Untersuchungen Professor Buschmanns einen weitverzweigten Sprachstamm, der nicht allein in S., sondern im ganzen nördlichen Mexiko sowie im südlichen Arizona und Kalifornien herrscht; auch die Sprache der Schoschonen oder Schlangenindianer im Felsengebirge, der Juta in Utah u. a. gehören zu demselben. Vgl. Buschmann, Die Spuren der aztekischen Sprache im nördlichen Mexiko; Derselbe, Die Zahlwörter in den sonorischen Sprachen (in den "Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften", Berl. 1859 u. 1867).

Sonrhai (Songhay), Negerstamm im westlichen Sudân, zu beiden Seiten des mittlern Niger, bildete ehemals ein großes Reich, welches 1009 den Islam annahm, unter dem Sultan Askia, einem der größten afrikanischen Eroberer, mächtig erweitert, zu Ende des 15. Jahrh. das ganze innere Nordafrika bis östlich zum Tschadsee umfaßte, Garo zur Hauptstadt hatte und 1592 durch die Marokkaner zerstört wurde. Zu ihm gehörte auch Timbuktu. Nach Barth besitzen die S. feinere, edlere Züge von kleinern Umrissen, die Gestalten sind schlank, die Beine wadenlos. Die Sprache der S. ist neuerdings von Barth und Lepsius, ausführlicher von Fr. Müller ("Grundriß der Sprachwissenschaft", I, 2, Wien 1877) dargestellt, der sie für völlig isoliert hält.

Sonsonate, Stadt im zentralamerikan. Staat Salvador, am Rio Grande, in reizender, aber von Erdbeben oft heimgesuchter Gegend, hat lebhaften Handel und (1878) 5127 Einw. Eisenbahnen verbinden die Stadt mit den Häfen Acajutla und Libertad. S. wurde 1524 von Pedro de Alvarado gegründet.

Sontag, 1) Henriette, Gräfin Rossi, Opernsängerin, geb. 3. Jan. 1806 zu Koblenz, wo ihre Eltern als Schauspieler wirkten, erhielt ihre musikalische Ausbildung im Konservatorium zu Prag, debütierte daselbst in ihrem 15. Jahr als Prinzessin in "Johann von Paris" mit großem Erfolg, ging darauf mit ihrer Mutter nach Wien, wo sie an der Deutschen und Italienischen Oper mitwirkte, ward 1824 am neuen Königstädter Theater in Berlin engagiert und bald darauf zur Hof- und Kammersängerin ernannt. Zwei Jahre später trat sie ihre erste Reise nach Paris an, wo sie einen unbeschreiblichen Enthusiasmus erregte und 1827 für zwei Jahre Engagement annahm. Nachdem sie sich 1828 insgeheim mit dem Grafen Carlo Rossi, damals Geschäftsträger des sardinischen Hofs im Haag, verheiratet hatte, trat sie nur noch als Konzertsängerin auf, besuchte als solche Petersburg und Moskau und kehrte dann über Hamburg nach den Niederlanden zurück, wo bald darauf die öffentliche Bekanntmachung ihrer Heirat erfolgte. Bedeutende Vermögensverluste veranlaßten sie, 1849 zur Bühne zurückzukehren, und der Zauber ihrer Persönlichkeit, die ungeschmälerte Frische und Lieblichkeit ihrer Stimme verschafften ihr überall den frühern Beifall. 1853 unternahm sie eine Kunstreise nach Amerika und feierte auch hier die glänzendsten Triumphe, starb aber 17. Juni 1854 in Mexiko an der Cholera. Ihr Leichnam ward im Kloster Marienthal bei Ostritz in der sächsischen Lausitz beigesetzt. In ihrer Blütezeit besaß Frau S. neben der äußersten Reinheit, Klarheit und Biegsamkeit der Stimme eine unübertreffliche Leichtigkeit, Sauberkeit und Anmut des Vortrags. Sie erschütterte nicht durch imponierende Stimmfülle, bezauberte aber durch die Grazie ihres Gesanges, besonders in Koloraturen, welche sie größtenteils mit halber Stimme, aber mit der vollkommensten Deutlichkeit vortrug. Namentlich im Sentimentalen und Scherzhaften war sie unvergleichlich. Gundling hat ihr Jugendleben zu dem Kunstroman "Henriette S." (Leipz. 1861, 2 Bde.) benutzt. In der Selbstbiographie ihres Bruders sind zahlreiche sie betreffende biographische Einzelheiten enthalten.

2) Karl, Schauspieler, Bruder der vorigen, geb. 7. Jan. 1828 zu Dresden, begann seine Bühnenlaufbahn 1848 am dortigen Hoftheater, war 1851-52 am Hofburgtheater in Wien thätig und folgte dann einem Ruf nach Schwerin, wo er sieben Jahre lang die ersten Helden- und Bonvivantrollen spielte. Im J. 1859 wurde er in Dresden, 1862 in Hannover angestellt, wo er sich ausschließlich dem Lustspiel widmete; seit 1877 gibt er nur Gastrollen, die ihn wiederholt auch nach Nordamerika führten. 1885 siedelte er nach Dresden über. S. versteht seinen Lebemännern und sogen. Chargen so drollige Züge zu verleihen, daß sie eine unwiderstehliche Wirkung ausüben. Zu seinen bedeutendsten Rollen gehören Doktor Wespe, Orgon ("Tartüffe"), Petrucchio, Bolingbroke, Königsleutnant, auch Nathan, Karlos u. a. S. hat sich auch als Schriftsteller versucht; er veröffentlichte das Theaterstück "Frauenemanzipation" (Hannov. 1875), das die Runde über alle Bühnen machte, und ein sehr rückhaltlos urteilendes autobiographisches Werk unter dem Titel: "Vom Nachtwächter zum türkischen Kaiser" (3. Aufl., Hannov. 1876), das Veranlassung zu seiner Entlassung aus dem Verband des hannöverschen Hoftheaters (1877) wurde.