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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Soziallast; Sozialpolitik; Sozomenos; Sozopolis; Sp; Spaa; Spaargebirge; Spaccaforno; Spaccio; Spach

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Soziallast - Spach.

Partei wurde eine sozialdemokratische. Naturgemäß gesellten sich nun weitere politische Forderungen (betreffend die Verfassung des Staats, das Wahlrecht, das Gerichts-, Schul- und Militärwesen etc.) hinzu, und wie das ökonomische wurde auch das politische Programm, namentlich seit der Gründung der Internationalen Arbeiterassociation, immer radikaler. Man machte auch kein Hehl daraus, daß allein die Revolution der Sozialdemokratie zum Sieg verhelfen könne, und sprach es offen aus, daß man nicht zaudern würde, zu diesem Mittel zu greifen, wenn man nur die Möglichkeit des Gelingens sähe. Daher entstand nun eine Art der Agitation, die nur die Vorbereitung zur Revolution war. Und deshalb ist diese Partei auch die Gegnerin einer starken, mächtigen Staatsgewalt in den bestehenden Staaten, deshalb bekämpft sie vor allem das stehende Heer, deshalb ihre ausgesprochene Feindschaft gegen die Religion, nicht bloß gegen die Kirche. Der ganze Charakter, den die Bewegung angenommen, zwang und zwingt die Staaten zu einem entschiedenen Vorgehen gegen dieselbe, wie es das Deutsche Reich in dem Gesetz vom 21. Okt. 1878 (s. Sozialdemokratie) und andre Staaten in andrer Weise gethan haben. In neuester Zeit ist in der Sozialdemokratie eine noch radikalere Richtung in den Anarchisten hervorgetreten, die, ohne ein neues sozialistisches Programm aufzustellen, den sofortigen Umsturz alles Bestehenden mit allen nur möglichen Mitteln will, inzwischen aber die Beseitigung der Gegner durch Mord empfiehlt (s. Anarchie).

Vgl. außer den im Art. "Kommunismus" (S. 990) angegebenen Werken von Stein, Sudre, Hildebrand, Marlo, Schäffle, Meyer: L. Reybaud, Études sur les réformateurs (6. Aufl., Par. 1849, 2 Bde.); E. Jäger, Der moderne S. (Berl. 1873); Derselbe, Geschichte des S. in Frankreich (das. 1876, Bd. 1); Schuster, Die Sozialdemokratie (2. Aufl., Stuttg. 1876); Mehring, Die deutsche Sozialdemokratie (3. Aufl., Brem. 1879); v. Scheel, Unsre sozialpolitischen Parteien (Leipz. 1878); Schäffle, Quintessenz des S. (8. Aufl. 1885); E. de Laveleye, Le socialisme contemporaine (4. Aufl., Par. 1889; deutsch, Tübing. 1884); Zacher, Die rote Internationale (Berl. 1884); Kleinwächter, Grundlagen und Ziele des sogen. wissenschaftlichen S. (Innsbr. 1885); Adler, Geschichte der ersten sozialpolitischen Arbeiterbewegung in Deutschland (Bresl. 1885); Zander, Die sozialpolitischen Gesetze des Deutschen Reichs (Kattowitz 1887); Dawson, German socialism (Lond. 1888); Semler, Geschichte des S. und Kommunismus in Nordamerika (Leipz. 1880); "S. und Anarchismus in England und Nordamerika während der Jahre 1883-86" (Berl. 1887); v. Scheel, S. und Kommunismus, in Schönbergs "Handbuch der politischen Ökonomie" (2. Aufl., Tübing. 1885, Bd. 1, S. 107 ff.); Schönberg, Gewerbliche Arbeiterfrage (ebenda, Bd. 2).

Soziallast (Societätslast), Genossenschaftssteuer, in süddeutschen Gemeinden eine Steuer, welche zur Abwendung besonderer Nachteile oder zur Erreichung besonderer Vorteile einzelner Einwohner oder Besitzer oder einzelner Klassen von solchen bestimmt ist. Vgl. Gemeindehaushalt, S. 68.

Sozialpolitik, der Inbegriff der auf Besserung der sozialen Verhältnisse, vorzüglich auf Regelung der Arbeiterfrage, gerichteten Bestrebungen und Maßregeln, insbesondere derjenigen des Staats. Während der Sozialismus die gesellschaftliche Verfassung von Grund aus ändern will, hält die heutige praktische S. an der gegebenen sozialen und Eigentumsordnung grundsätzlich fest und will auf deren Boden durch die Arbeiterschutzgesetzgebung (s. Fabrikgesetzgebung), durch die Arbeiterversicherung (s. d.), durch entsprechende Steuerverteilung, Verwaltungsmaßnahmen verschiedener Art etc. die Lage der untern Klassen verbessern und die durch Privateigentum und freien Wettbewerb sich bildenden Klassengegensätze mildern. In diesem Sinn wirkt der Verein für S., welcher 1872 zu Eisenach gegründet wurde und bis zur Neuzeit für Vorbereitung von seither in Gesetzgebung und Verwaltung eingetretenen Änderungen thätig gewesen ist (vgl. Kathedersozialisten). Über die verschiedenen sozialpolitischen Richtungen der Gegenwart s. Arbeiterfrage.

Sozomenos, Salamanes Hermias, Kirchenhistoriker, geboren um 400 n. Chr. bei Gaza in Palästina, trat als Sachwalter in Konstantinopel auf und starb nach 443. Er schrieb unter Benutzung des Sokrates eine Fortsetzung der Kirchengeschichte des Eusebios (von 323 bis 439), herausgegeben von Valesius (Par. 1668) und Hussey (Lond. 1860 u. 1874 ff.).

Sozopolis (türk. Sizebolu), Stadt in Ostrumelien, an der Südseite des Golfs von Burgas, mit guter Reede, auf einem Vorgebirge, Sitz eines griechischen Erzbischofs, hat ca. 2000 griech. Einwohner, welche Handel (vorzüglich mit Holz) treiben; hieß im Altertum und bis 430 n. Chr. Apollonia.

Sp., auch Spach, bei botan. Namen für Eduard Spach, geb. 1801 zu Straßburg, gest. 1879 als Oberaufseher der Herbarien des Jardin des plantes in Paris.

Spaa (Spa), Flecken in der belg. Provinz Lüttich, Arrondissement Verviers, in waldiger Gebirgsgegend, an der Staatsbahnlinie Gouvy-Pepinster, hat Fabrikation von lackierten Holzwaren (bois de Spa), Wollkratzen und Spindeln, Gerbereien, Eisenhämmer, Hochöfen, eine höhere Knabenschule und (1887) 7278 Einw., ist aber namentlich berühmt durch seine Mineralquellen, von denen die stärkste (Pouhon) in der Stadt, 15 außerhalb derselben liegen. Die wichtigsten der letztern sind: Géronstère, Sauvenière, die beiden Tonnelets, Groesbeck, Barisart, Nivesé und Marie-Henriette. Sie besitzen eine Temperatur von 9-10° C. und gehören zu den alkalisch-eisenhaltigen Säuerlingen, weshalb sie namentlich gegen Hypochondrie, Hysterie, Verschleimung, Magenleiden, Nervenschwäche empfohlen und jährlich von 11-12,000 Kurgästen aus allen Weltgegenden, insbesondere aus England, besucht werden. S. besitzt daher auch viele prächtige Gebäude, mit allem Komfort eingerichtete Gasthäuser, glänzende Etablissements für Vergnügungen und reizende Spaziergänge. Das Wasser des Pouhon wird unter dem Namen Spaawasser weithin versendet. Vgl. Scheuer, Traité des eaux de S. (2. Aufl., Brüssel 1881).

Spaargebirge, Höhenzug auf dem rechten Elbufer bei Meißen in Sachsen, 199 m hoch. Hier wird der beste Meißener Wein gebaut.

Spaccaforno, Stadt in der ital. Provinz Syrakus (Sizilien), Kreis Modica, mit (1881) 8588 Einw. In der Nähe das sogen. Troglodytenthal (Valle d'Ispica) mit vielen oft in drei Geschossen übereinander in den Fels gehauenen, teilweise sehr schwer zugänglichen Höhlen, welche der ursprünglichen Bevölkerung wahrscheinlich zu Wohnungen dienten.

Spaccio (ital., spr. spattscho), Absatz, Vertrieb.

Spach (spackig), vor Trockenheit geborsten (Holz).

Spach, Ludwig Adolf, elsäss. Geschichtsforscher, geb. 27. Sept. 1800 zu Straßburg, studierte daselbst