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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Spanische Litteratur

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Spanische Litteratur (Geschichte, Geographie).

Elias und F. Giner, die freiern Ansichten Bahn brachen. Eine Philosophie des Familienrechts und Geschichte der Familie schrieb Manuel Alonso Martinez. In ironischem Gegensatz zu dem von jeher in Spanien herrschenden schlechten Staatshaushalt steht die seit der Mitte des 18. Jahrh. mit Vorliebe betriebene theoretische Bearbeitung der Nationalökonomie; bereits zu Anfang des 19. Jahrh. konnte Semper die Herausgabe einer "Biblioteca española economico-politica" unternehmen. Außer den im 18. und zu Anfang des 19. Jahrh. berühmt gewordenen Schriftstellern Campomanes, Jovellanos, Cabarrus, wovon die beiden letztern klassisches Ansehen erhalten haben, haben sich später aus diesem Gebiet besonders Canga-Arguelles (gest. 1843) und Florez Estrada (gest. 1853; "Curso de economia politica") ausgezeichnet. Als hervorragende Arbeiten über Fragen des öffentlichen Wohls werden die einer Frau, Arenal de Garcia Carrasco (in den "Publicaciones" der königlichen Akademie), gerühmt.

Besonders fleißig ist von den Spaniern das Gebiet der Geschichte bearbeitet worden. Von den alten Chroniken, zu denen man sich seit Alfons X. der Landessprache bediente, und den übrigen Geschichtswerken der frühern Zeit, in welchen sich mit der stilistischen Vervollkommnung allmählich auch der Sinn für pragmatische Auffassung entwickelte, wurden die wichtigsten schon oben bei der Nationallitteratur erwähnt. Im 18. Jahrh. zeichneten sich der Marques de San Felipe (gest. 1726), der eine Geschichte des spanischen Erbfolgekriegs schrieb, Henrique Florez (gest. 1773; "España sagrada"), Juan Bautista Muñoz (gest. 1799) durch seine Geschichte der Entdeckung und Eroberung Amerikas ("Historia de nuovo mundo") und Juan Franc. Masdeu (gest. 1817; "Historia critica de España") aus. Im 19. Jahrh. glänzten zunächst Juan Antonio Conde (gest. 1820), Verfasser der berühmten "Historia de la dominacion de los Arabes en España", und Manuel José Quintana (gest. 1857) durch seine "Vidas de Españoles celebres", während der vielverfolgte Verfasser der Geschichte der spanischen Inquisition, Llorente (gest. 1823), sein Werk im Ausland und in französischer Sprache schreiben mußte. Besonderes Lob verdient die Thätigkeit der königlichen Akademie der Geschichte, die außer ihren "Memorias" zahlreiche Quellenschriften herausgab, an die sich dann andre Urkundensammlungen, namentlich die von Navarrete, Salva und Barranda begonnene, von Fuensanta del Valle, J. Sancho Rayon und Fr. de Zabalburu fortgeführte "Coleccion de documentos ineditos para la historia de España" (bis 1888: 91 Bde.), reihten. Am meisten wurde auch später die vaterländische Geschichte bearbeitet, so namentlich von Modesto Lafuente (gest. 1866), dessen "Historia general de España" alle frühern derartigen Werke übertrifft, von Zamorro y Caballero, Alf. Espinosa, Alfaro, Rico y Amat, Antonio Cavanilles (gest. 1864), dessen vortreffliche "Historia de España" leider unvollendet blieb, u. a. An diese Werke schließen sich die Arbeiten über die spanische Kulturgeschichte von Tapia ("Historia de la civilisacion de España"), Fernan Gonzalo Moron, Ramon de Mesonero Romanos, Ad. de Castro (über die Kultur Spaniens im 17. Jahrh.) u. a. sowie zahlreiche, zum Teil vorzügliche Provinzial- und Lokalgeschichten, z. B. die "Historia de Cataluña" von Balaguer, die "Historia de la villa de Madrid" von Sanguineti etc. Auch die Geschichte der ehemals spanischen Kolonien hat neuerdings Bearbeiter gefunden, z. B. an Torrente ("La revolucion moderna hispano-americana"), Mora ("Mexico y sus revoluciones"), Pedro de Angelis u. a., wie denn auch eine Urkundensammlung über die Entdeckung und Eroberung derselben veröffentlicht wird. Von den zahlreichen sonstigen Spezialwerken seien nur erwähnt: Maldonados klassische "Historia de la guerra de independencia de España" (1833), des Grafen von Toreno "Historia del levantamiento etc. de España" (1835), Carvajals "La España de los Borbones" (1843), San Miguels "Historia de Felipe II" (1844), Gomez Arteches "Historia de la guerra civil" (1868 ff.), Barrantes "Guerras piraticas de Filipinas", Amador de los Rios' "Historia de los Judios de España", Castelars "La civilisacion en los cinco primeros siglos del cristianismo" und "Historia del movimiento republicano en Europa" u. a. Auf dem Gebiet der Litteraturgeschichte behauptet Amador de los Rios (gest. 1878) mit seiner (unvollendeten) "Historia critica de la literatura española" (1860 ff.) die erste Stelle, wenn sie auch den wissenschaftlichen Anforderungen der Neuzeit nicht voll gerecht wird. Andre Übersichtswerke sowie Einzelstudien, zum Teil sehr verdienstlicher Art, liegen aus neuerer Zeit vor von J. Moratin ("Origenes de teatro español"), Lista y Aragon ("Ensayos litterarios criticos"), Gil y Zarate ("Manual de literatura"), Martinez de la Rosa ("La poesia didactica, la tragedia y la comedia española"), Fernandez Guerra y Orbe ("Juan Ruiz de Alarcon"); von Abelino de Orihuela ("Poetas españoles y americanos del siglo XIX"), Mila y Fontanals ("De la poesia heroico popular castellana"), Balaguer ("Historia de los trovadores"), Valera ("Historia de la literatura española"), Canalejas, Revilla ("Principios de la literatura española"), Perojo, Espino ("Ensayo critico-historico del teatro español"), Villaamil y Castro, Valdes y Alas, Menendez Pelayo ("Historia de las ideas esteticas en España") u. a. In Bezug auf Kunstgeschichte und Archäologie sind in erster Linie die Arbeiten von Cean-Bermudez und P. Madrazo hervorzuheben; daneben verdienen Contreras, Manjarres, Hurtado Villaamil etc., nicht minder die Veröffentlichungen der königlichen Akademie der schönen Künste, das von Rada y Delgado herausgegebene "Museo español de antiguedades", welches die interessantesten Kunst- und archäologischen Gegenstände der Halbinsel reproduziert, und die "Monumentos arquitectonicos de España" ehrende Erwähnung. - Neben der Geschichte fand auch die Geographie bei den Spaniern sorgfältige Pflege, wozu sie beizeiten durch ihre Eroberungen in fremden Weltteilen und ihre Entdeckungsreisen veranlaßt wurden. Aus früherer Zeit ist vor allem die vortrefflich geschriebene "Historia de los descubrimientos y viajes de los Españoles" von Navarrete anzuführen; aus der neuern seien die Schriften von Miñano, Fuster und die lexikalischen Arbeiten von Pascal Madoz und Mariana y Sanz sowie die "Geografia de España" von Mingote y Tarazona erwähnt. Anthropologische Schriften gab neuerdings Fr. Maria Tubino heraus.

Eine umfassende Sammlung spanischer Schriftsteller von den ältesten Zeiten bis auf unsre Tage ist die von Rivadeneyra herausgegebene "Biblioteca de autores españoles" (Madr. 1846-80, 70 Bde.); eine Sammlung meist neuerer belletristischer Werke enthält die "Coleccion de autores españoles" (bis jetzt 48 Bde., Leipz. 1860-86). Für die Herausgabe alter und seltener Werke sorgten vorzugsweise die "Coleccion de bibliofilos españoles" (bis 1879: 19 Bde.) und die "Coleccion de libros españoles