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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Stephan

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Stephan (Fürsten) - Stephan (Zuname).

fluß Hildebrands. Er starb bereits 29. März 1058 in Florenz. Vgl. Wattendorf, Papst S. IX. (Münster 1883).

Stephan, Name mehrerer Fürsten. Bemerkenswert sind:

1) S. von Blois, König von England, ward nach dem Tod König Heinrichs I., dessen Schwester Adele seine Mutter war, 1135 von den normännischen Großen an Stelle von Heinrichs Tochter Mathilde als König anerkannt, wofür er den Prälaten und Baronen einen umfassenden Freibrief gewährte. Die Widersetzlichkeit der Großen suchte er nicht immer mit Erfolg durch vlämische und französische Söldner niederzuhalten. Mit Schottland kämpfte er glücklich, als aber 1139 die von der Thronfolge ausgeschlossene Mathilde in England landete, fiel S. 1141 selbst in ihre Gewalt, ward 1142 zwar befreit, behauptete sich aber nur unter fortwährenden Kämpfen im Besitz der Herrschaft und starb 25. Okt. 1154, nachdem er Mathildens Sohn Heinrich Plantagenet als Erben anerkannt hatte.

2) Erzherzog von Österreich, Sohn des Erzherzogs Joseph (gest. 1847) und dessen zweiter Gemahlin, Hermine, gebornen Prinzessin von Anhalt-Bernburg-Schaumburg, geb. 14. Sept. 1817, wurde im Dezember 1843 Zivilgouverneur von Böhmen, 1847 nach dem Tod seines Vaters zum stellvertretenden Palatin von Ungarn ernannt und im November d. J. durch die Wahl des Reichstags und die Bestätigung des Kaisers definitiv mit dieser Würde betraut. Infolge der Märzereignisse 1848 wurde seine Stellung sowohl der nationalen Partei als auch der österreichischen Regierung gegenüber eine unhaltbare, namentlich als er im September vom Reichstag zum Oberbefehlshaber der ungarischen Armee gegen Jellachich ernannt worden war; er entsagte daher 24. Sept. dem Palatinat, zog sich 1850 auf seine Besitzungen in Nassau (Grafschaft Holzappel und Schaumburg) zurück und starb 19. Febr. 1867 in Mentone. Vgl. "Erzherzog S. Viktor von Österreich, sein Leben, Wirken etc." (Wiesb. 1868).

3) Báthori, König von Polen, geb. 1532 aus einer vornehmen ungarischen Familie (s. Bathori), ward 1571 von den siebenbürgischen Ständen zum Großfürsten von Siebenbürgen und 1575, nachdem er die Jagellonische Prinzessin Anna geheiratet, vom polnischen Reichstag zum König von Polen erwählt. Er verbesserte die Rechtspflege, suchte dem Jesuitenorden gegenüber die Gewissensfreiheit der Protestanten zu schützen, kämpfte im Bund mit Schweden glücklich gegen die Russen (1578-82) und eroberte einen Teil Livlands, versuchte aber mit seinem Günstling Zamojski vergeblich, ein starkes nationales Königtum in Polen zu schaffen und die Krone in seinem Geschlecht erblich zu machen. Er starb 12. Dez. 1586 in Grodno.

4) S. I., der Heilige, erster König von Ungarn, 997-1038, war der Sohn des Herzogs Geisa, Urenkels des Großfürsten Arpad (s. d.), hieß ursprünglich Wajk, ward 995 in seinem 20. Lebensjahr angeblich durch den Bischof Adalbert von Prag zum Christentum bekehrt und nahm in der Taufe den Namen Stephanus an. Mit der bayrischen Herzogstochter Gisela vermählt, zog er zahlreiche Deutsche nach Ungarn und rottete, zur Regierung gelangt, das Heidentum mit Feuer und Schwert in seinem Land aus. Er nahm den Königstitel an, ließ sich mit der vom Papst Silvester II. ihm gesandten Krone 1001 krönen und gab dem Land eine Verfassung, durch welche die Krone im Geschlecht Arpads für erblich erklärt und eine geregelte politische Verwaltung eingeführt wurde. Die widerspenstigen Stammeshäuptlinge im Süden und Osten seines Landes zwang er in siegreichen Kämpfen zur Anerkennung seiner Herrschaft. Er starb 1038 und ward 1087 heiliggesprochen (sein Tag der 20. August). Nach ihm werden Ungarn und seine Teile die "Länder der Stephanskrone" genannt. - S. II.-V., s. Ungarn (Geschichte).

Stephan, 1) Martin, Stifter einer nach ihm benannten Sekte, geb. 13. Aug. 1777 zu Stramberg in Mähren, machte, seit 1810 Pfarrer der böhmischen Gemeinde in Dresden, hier, im Muldenthal und im Altenburgischen Propaganda für ein starkgläubiges Altluthertum. Seine Veranstaltung von nächtlichen Erbauungs- und Erholungsstunden veranlaßte endlich die Einleitung einer Untersuchung gegen ihn; er entzog sich jedoch derselben, indem er im Oktober 1838 sich von Bremen mit 700 seiner Anhänger nach Amerika einschiffte, wo er bereits zu Wittenberg am Mississippi Ländereien hatte ankaufen lassen. Er ließ sich dort zum Bischof ernennen, ward aber schon 30. Mai 1839 wegen Unzucht und Veruntreuung von seiner Gemeinde abgesetzt und nach Illinois gebracht, wo er 21. Febr. 1846 starb. Über S. und seine Sekte schrieben unter andern v. Polenz (Dresd. 1840) und Vehse (das. 1842).

2) Heinrich von, Staatssekretär des deutschen Reichspostamtes, geb. 7. Jan. 1831 zu Stolp in Pommern, trat 1848 in das Postfach ein, wurde 1856 als Geheimer expedierender Sekretär ins Generalpostamt nach Berlin berufen, 1858 zum Postrat, 1865 zum Geheimen Postrat und vortragenden Rat ernannt. In dieser Zeit war er in besonders hervorragender Weise auf dem Gebiet der internationalen Postreform thätig, indem er den Abschluß von Postverträgen mit fast allen europäischen Staaten bewirkte. Daneben fand er Gelegenheit, sich reiche Sprachkenntnisse zu erwerben und durch weite Reisen die internationalen Kulturhebel des Postwesens näher kennen zu lernen. Nachdem S. 1866 und 1867 die Verhandlungen zur Beseitigung der Thurn und Taxisschen Lehnspostwesens beendet und die taxissche Post durch einen Staatsvertrag vom 28. Jan. 1867 an die Krone Preußen übereignet hatte, wurde er im April 1870 zum Generalpostdirektor und obersten Chef des Postwesens des Norddeutschen Bundes ernannt. Gleich in den ersten Monaten seiner Verwaltung trat die große Aufgabe der Entwickelung der deutschen Feldpost im deutsch-französischen Krieg an ihn heran, welche von ihm in vollendeter Weise gelöst wurde. 1871 wurde S. zum kaiserlichen Generalpostdirektor, 1876 nach erfolgter Verschmelzung der Telegraphenverwaltung mit der Post zum Generalpostmeister und 1879 zum Staatssekretär des deutschen Reichspostamtes ernannt. Nach der Errichtung des Reichspostwesens begann S. das Werk des innern Ausbaues, welches eine neue Epoche für das Postwesen eröffnete und die deutsche Reichspost zu mustergültiger Höhe erhoben hat. Er schuf eine einheitliche Postgesetzgebung, führte den einheitlichen Tarif für Pakete durch, führte das von ihm erfundene neue Verkehrsmittel der Postkarten ein, rief den Postanweisungs- und Postauftragsverkehr sowie die für den litterarischen Verkehr wichtige Bücherpost ins Leben und führte eine Reihe erheblicher Erleichterungen bei Benutzung der Postanstalt ein. Dann folgte 1875 die auf Stephans Veranlagung eingeleitete Vereinigung der Telegraphie mit der Reichspost, welche zur Folge hatte, daß die Zahl der deutschen Telegraphenanstalten sich seitdem von 1700 auf 13,000 gehoben hat. Das bedeutendste Werk Stephans aber war die Gründung