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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Stockerau; Stockfagott; Stockfalke; Stockfäule; Stockfisch; Stockfleth; Stockgetriebe; Stöckhardt; Stockhausen

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Stockerau - Stockhausen.

einer bessern sozialen Lage zu unterstützen. Die neue Partei gewann aber nur an wenigen Orten zahlreichere Anhänger, da S. durch seinen fanatischen Eifer gegen alles, was liberal hieß, besonders in kirchlicher Beziehung die Opposition der öffentlichen Meinung gegen sich herausforderte. Auch ging er in seinen Agitationen gegen das Judentum oft weiter, als es sich mit seiner Stellung vertrug. 1879 wurde er von einem westfälischen Wahlkreis in das Abgeordnetenhaus und 1880 auch in den Reichstag gewählt, wo er sich der streng konservativen Partei anschloß. Da S. durch seine sozialpolitische Thätigkeit die auf der Mitwirkung der Mittel-(Kartell-) Parteien beruhende Politik der Regierung störte, so mußte er 1889 versprechen, ferner auf politische Agitationen zu verzichten. Er veröffentlichte mehrere Jahrgänge "Volkspredigten" und eine Sammlung seiner Reden und Aufsätze: "Christlich-sozial" (Berl. 1885).

Stockerau, Marktflecken in der niederösterreich. Bezirkshauptmannschaft Korneuburg, am Göllersbach und an der Österreichischen Nordwestbahn, Sitz eines Bezirksgerichts, mit Pfarrkirche, Kavalleriekaserne, Realgymnasium, Fabriken für Ceresin, Kerzen u. Seifen, Farben, Posamentierwaren u. (1880) 5955 Einw.

Stockfagott, s. Rackett.

Stockfalke, s. Habicht.

Stockfäule, s. Rotfäule.

Stockfisch, s. Schellfisch.

Stockfleth, Niels Joachim Christian Vibe, Apostel der Lappländer, geb. 11. Jan. 1787 zu Christiania, stand erst in schleswigschen und norwegischen Militärdiensten, studierte dann Theologie in Christiania und ward 1825 Prediger zu Vadsöe in Ostfinnmarken, in der Nähe des Nordkaps. Hier sowie in Lebesby, ebenfalls in Ostfinnmarken, wohin er dann übersiedelte, war sein Streben auf Herstellung einer volkstümlichen lappländischen Litteratur gerichtet. Es erschienen von ihm in lappländischer Sprache eine Fibel, eine Übersetzung von Luthers "Kleinem Katechismus", eine lappländische Grammatik (1840) und ein Neues Testament (1850). Seit 1839 seines Predigerdienstes enthoben, um ungestörter seinen Studien obliegen zu können, veröffentlichte er noch: "Lappisk Sproglære" (Christ. 1850); "Norsk-lappisk Ordbog" (das. 1852); eine Untersuchung "Om de finske Sprogforholde in Finmarkens og Nordlandenes Amter" (das. 1851) und "Dagbog over mine Missionsreiser i Finmarken" (das. 1860). Er starb 26. April 1866 in dem Städtchen Sandefjord.

Stockgetriebe, s. Trilling.

Stöckhardt, 1) Julius Adolf, Chemiker, geb. 4. Jan. 1809 zu Röhrsdorf bei Meißen, erlernte die Pharmazie in Liebenwerda, studierte dann in Berlin, arbeitete nach einer Reise nach England und Frankreich bei Struve in Dresden, ward 1838 Lehrer der Naturwissenschaft daselbst, 1839 Lehrer der Chemie und Physik an der Gewerbeschule in Chemnitz und 1847 Professor der Agrikulturchemie an der Akademie zu Tharandt, wo er 1. Juni 1886 starb. Früherhin besonders der gewerblichen Chemie, namentlich in Bezug auf Farbenfabrikation, beflissen, wandte er sich seitdem vornehmlich der Agrikulturchemie zu und erwarb sich namhafte Verdienste um dieselbe, besonders auch durch seine zahlreichen Vorträge in Vereinen und Versammlungen. Er schuf das Institut der agrikulturchemischen Versuchsstationen, welche sich in der Folge zu landwirtschaftlichen Stationen erweiterten und für den Fortschritt der Landwirtschaft höchst bedeutend wurden. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Schule der Chemie" (Braunschw. 1846, 19. Aufl. 1881); "Chemische Feldpredigten für deutsche Landwirte" (4. Aufl., Leipz. 1857); "Guanobüchlein" (4. Aufl., das. 1856). Seit 1840 gab er mit Schober die "Zeitschrift für deutsche Landwirtschaft" heraus und seit 1855 als Fortsetzung der "Chemischen Feldpredigten" den "Chemischen Ackersmann" (Lpz.).

2) Ernst Theodor, Landwirt, geb. 4. Jan. 1816 zu Bautzen, widmete sich der Landwirtschaft und errichtete auf dem von ihm gepachteten Rittergut Brösa bei Bautzen eine landwirtschaftliche Lehranstalt, welche bald bedeutenden Ruf erlangte. 1850 ward er Professor der landwirtschaftlichen Disziplinen an der höhern Gewerbeschule zu Chemnitz und wirkte hier sehr wesentlich für die Hebung der Landwirtschaft. 1861 folgte er einem Ruf nach Jena als Professor der Landwirtschaft und Direktor einer landwirtschaftlichen Lehranstalt. 1862 übernahm er auch die Direktion der Ackerbauschule zu Zwätzen, und gleichzeitig war er als Vorsitzender der landwirtschaftlichen Zentralstelle, der Thüringer Wanderversammlung etc. thätig. 1872 ward er als Ministerialrat nach Weimar berufen und gleichzeitig zum Kommissar der landwirtschaftlichen Zentralstelle, der Gewerbekammer für das Großherzogtum und zum Immediat-Finanzkommissar der Universität Jena ernannt. Dem deutschen Landwirtschaftsrat gehört er seit dessen Gründung an. Er schrieb: "Bemerkungen über das landwirtschaftliche Unterrichtswesen" (Chemn. 1851); "Die Drainage" (Leipz. 1852); "Der angehende Pachter" (mit A. Stöckhardt, 2. Aufl., Braunschw. 1869); "Die Entwickelung der landwirtschaftlichen Lehranstalt zu Jena 1861-67". Auch redigierte er 1855-66 die "Zeitschrift für deutsche Landwirte" und 1863-1872 die "Landwirtschaftliche Zeitung für Thüringen".

Stockhausen, Julius, Konzertsänger (Bariton), geb. 22. Juli 1826 zu Paris als Sohn des Harfenspielers Franz S. aus Köln, wurde am Pariser Konservatorium gebildet und zeichnete sich schon während seiner Lehrzeit so vorteilhaft aus, daß ihm von Habeneck die Leitung der Proben zu den musikalisch-dramatischen Übungen der Schüler übertragen wurde. Seine höhere Ausbildung als Sänger erhielt er von Manuel Garcia in London, woselbst er auch 1848 am Italienischen Theater mit Glück debütierte. Später wirkte er mit gutem Erfolg als Bühnensänger in Mannheim und an der Opéra Comique in Paris. Seine Haupttriumphe feierte S. aber als Konzertsänger, namentlich steht er als Liedersänger einzig in seiner Art da. 1862 übernahm er die Direktion der Hamburger philharmonischen Konzerte, nachdem er das Jahr zuvor in Gebweiler im Elsaß seine Kräfte als Chor- und Orchesterdirigent erprobt hatte. Sieben Jahre später folgte er einem Ruf nach Stuttgart, wo er zum Kammersänger und Gesangsinspektor ernannt war, gab jedoch diese Stelle im folgenden Jahr wieder auf, um längere Konzertreisen zu unternehmen. Von 1874 bis 1878 wirkte er in Berlin als Direktor des Sternschen Gesangvereins und entwickelte zugleich eine ungemein fruchtbare Lehrthätigkeit. Dann nahm er ein Engagement als erster Gesanglehrer am Hochschen Konservatorium in Frankfurt a. M. an, legte indessen 1880 dies Amt nieder und gründete daselbst eine eigne Schule. S. verdankt seine außerordentlichen Erfolge als Sänger nicht so sehr seinen natürlichen Stimmmitteln als vielmehr dem vollendeten Kunstgeschmack, mit welchem er seine lyrischen Gebilde zu beleben weiß, wobei die tadellose Reinheit seiner Textesausspache wesentlich mitwirkte. Seine "Gesangsmethode" erschien in der Edition Peters (Leipz. 1885).