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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sympathikus - Symphoricarpus.

besonders durch psychische Vermittelung oder Reflex. Zu den Erscheinungen der S. rechnet man die Ausbildung der Stimme mit eintretender Mannbarkeit, die gleichzeitige Steigerung der Thätigkeit der Leber, Speicheldrüsen, des Pankreas etc. zur Zeit der Verdauung, das Niesen bei Einwirkung von Licht auf das Auge etc. Häufiger aber werden die Erscheinungen der S. in Krankheiten beobachtet. So ruft die Erkrankung des einen Auges eine "sympathische" Affektion des andern hervor. Vorzugsweise schreibt man derartige Verbindungen dem Sympathikus zu. Andre Arten der Übertragung von Krankheiten, welche früher auch wohl unter den Gesichtspunkt der S. fielen, werden zur Metastase gerechnet. Vgl. Idiopathie und Sympathetische Kuren.

Sympathikus (sympathischer Nerv, Eingeweide- oder sympathisches Nervensystem), derjenige Teil des Nervensystems, welcher die unwillkürlichen Thätigkeiten des sogen. vegetativen Lebens regelt und so im Gegensatz zu dem animalen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) steht. Die zu ihm gehörigen Nerven verzweigen sich hauptsächlich an den Eingeweiden. Auch bei niedern Tieren findet sich vielfach ein S. vor, steht aber immer mit dem animalen Nervensystem an irgend einer Stelle in Zusammenhang. Letzteres ist auch bei den Wirbeltieren der Fall, doch wird die Verbindung nicht direkt mit dem Gehirn oder Rückenmark, sondern mit den Rückenmarksnerven getroffen. Zu beiden Seiten der Wirbelsäule (s. Tafel "Nerven des Menschen II", Fig. 5) verläuft nämlich je ein Strang, der sogen. Grenzstrang oder Stamm des S., welcher aus einer Kette von Ganglien besteht, von Wirbel zu Wirbel durch einen feinen Nerv mit dem benachbarten Rückenmarksnerv verbunden ist und mit dem Steißbeinknoten endet. Vom Grenzstrang gehen dann die peripherischen Nerven des S. aus und vereinigen sich in der Nähe der größern Eingeweide zu Geflechten, in welche, wie überhaupt in den Verlauf dieser Nerven, zahlreiche kleinere Ganglien eingelagert sind. Ein besonders großes Geflecht dieser Art ist der Plexus solaris, das Sonnengeflecht, das unmittelbar unter dem Zwerchfell liegt. Die Herznerven des S. entspringen bei den höhern Wirbeltieren vom Hals. Auch im Kopf liegen sympathische Ganglien und Geflechte, so z. B. in den Speichel- und Thränendrüsen. Die Endungen der sympathischen Nervenfasern in den von ihnen versorgten Organen (Herz-, Darm-, Harn-, Geschlechtswerkzeuge etc.) sind noch wenig bekannt. Gewöhnlich treten sie an die glatten Muskelfasern heran und veranlassen deren vom Willen unabhängige Zusammenziehungen. Da sie auch die Muskulatur in den Wandungen der Blutgefäße als sogen. Gefäßnerven (s. d.) innervieren, so verengern sie durch ihre Thätigkeit deren Weite und sind daher von großem Einfluß auf den Blutzufluß, somit auf die Ernährung der Organe.

Sympathisch (griech.), s. Sympathetisch.

Sympathische Färbung, s. Schutzeinrichtungen.

Sympathisieren (franz.), mit jemand gleich empfinden, gleiche Neigung haben.

Sympetalae (griech.-lat.), s. Monopetalen.

Symphonie (griech., ital. Sinfonia), ein in Sonatenform geschriebenes Werk für großes Orchester. Das griechische Symphonia ("Zusammenklang") ist im Altertum Bezeichnung für das, was wir jetzt Konsonanz der Intervalle nennen. Als zu Anfang des 17. Jahrh. in Florenz sich die Oper entwickelte, erhielt die (sehr kurze) Instrumentaleinleitung den Namen S., welcher jedenfalls auch schon den Instrumentalstücken der im Madrigalenstil komponierten Pastorales eigen war. Die S. entwickelte sich zunächst besonders in der neapolitanischen Oper. Ihre Vorgeschichte ist durchaus die der Ouvertüre (s. d.), welche bekanntlich außer in Frankreich auch den Namen S. weiterführte. Je ausgeführter ihre Form wurde, desto mehr eignete sie sich zum Vortrag als selbständiges Stück (sie wurde dann zur Kammermusik gerechnet, da Orchestermusik als deren Gegensatz noch nicht existierte); um die Mitte des vorigen Jahrhunderts begannen die Komponisten (Grétry, Gossec, Sammartini, Stamitz, Cannabich) besondere Symphonien für allmählich vergrößertes Orchester zu schreiben und trennten die drei bis dahin noch lose zusammenhängenden Teile der Ouvertüre. Haydn vollendete die Form durch Übertragung der indes durch D. Scarlatti und Ph. E. Bach entwickelten Form des Sonatensatzes, welcher seinerseits erst kurz vorher von der Ouvertüre den Gegensatz mehrerer Themen angenommen hatte; Haydn war es auch, der zwischen den langsamen und den Schlußsatz das Menuett einschob (ebenfalls im Anschluß an die Sonate). Viel höher aber steht noch das Verdienst Haydns, die Orchesterinstrumente nach ihrer Klangfarbe individualisiert zu haben; damit hat er erst die S. zu dem gemacht, was sie heute ist. Was Mozart und besonders Beethoven hinzugebracht haben, ist hauptsächlich die Verschiedenheit ihrer eignen Natur: der jovialere Haydn scherzt und neckt in seinen Symphonien, der sinnige Mozart schwärmt, und der finstere, leidenschaftliche Beethoven grollt oder reißt mit sich fort. Zudem hat Beethoven das Orchester erheblich vergrößert (vgl. Orchester). Eine Neuerung von ihm ist auch die Ersetzung des Menuetts durch das Scherzo sowie in der neunten S. die Einführung des Chors und die Umstellung der Sätze Adagio und Scherzo, die seitdem mehrfach nachgeahmt wurde. Beethoven hat den Inhalt der S. im ganzen bedeutungsvoller, die tiefsten Tiefen des Seelenlebens ergreifend gestaltet, die einzelnen Sätze zu längerer Dauer ausgeführt und dem Finale statt der rondoartigen mehr eine an Form und Charakter dem ersten Satz nahekommende Gestalt gegeben. Die Symphoniker seit Beethoven haben die Form nicht mehr weiter zu entwickeln vermocht; nichtsdestoweniger würde es ein arger Fehlschluß sein, wollte man sie als ausgelebt ansehen; die Symphonien von Schumann, von Brahms und Raff beweisen, daß sie noch zur Füllung mit immer neuem Inhalt tauglich sein wird. Die symphonischen Dichtungen der neuesten Zeit (Berlioz, Liszt, Saint-Saëns) sind nicht eigentliche Fortbildungen der Form der S.; der Gedanke ist schon dadurch ausgeschlossen, daß sie eine eigentliche definierbare Form überhaupt nicht haben. Sie gehören zur Kategorie der sogen. Programmmusik (s. d.), deren wesentlichste Repräsentanten sie sind. Die Programmmusik ist aber eine gemischte Kunstform, deren Gestaltungsprinzipien nicht musikalischer, sondern poetischer Natur sind; in erhöhtem Maß gilt das natürlich von der S. mit Chören (Symphoniekantate, franz. Ode-symphonie), zu welcher Gattung Beethovens neunte S. nur bezüglich ihres letzten Satzes gehört.

Symphonische Richtung, s. Symphonie und Programmmusik.

Symphoricarpus Juss. (Schneebeere), Gattung aus der Familie der Kaprifoliaceen, Sträucher mit kurzgestielten, rundlichen oder eiförmigen, ganzrandigen Blättern, kleinen, weißen oder rötlichen Blüten in kurzen, achselständigen Trauben oder Ähren und eiförmiger oder kugeliger, zweisamiger Beere. Sechs