Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Synoptisch; Synoptische Karten; Synostosis; Synovia; Synovialhaut; Synovitis; Syntagma; Syntax; Synthema; Synthesis; Synthetische Sprachen

464

Synoptisch - Synthetische Sprachen.

wird (s. Evangelium, S. 948). Synopsen der letztern Art lieferten Griesbach, De Wette, Lücke, Planck, Matthäi, Friedlieb, Anger, Tischendorf, Schulze, Sevin. Vgl. Holsten, Die synoptischen Evangelien (Heidelb. 1886).

Synoptisch (griech.), übersichtlich, kurzgefaßt.

Synoptische Karten, Wetterkarten, welche die gleichzeitig über einem großen Gebiet herrschende Witterung darstellen. Dieselben werden nach den an einen Zentralort telegraphisch eingesandten Witterungsnachrichten zusammengestellt. Für Deutschland geschieht das von der deutschen Seewarte (s. d.) in Hamburg, und zwar werden bei der Zeichnung dieser Karten diejenigen Depeschen zu Grunde gelegt, welche von einer größern Anzahl von Orten täglich eintreffen und die Witterung des Morgens 8 Uhr, von einzelnen Hauptstationen außerdem auch noch die Nachmittags 2 Uhr angeben. Das Gebiet, aus welchem die deutsche Seewarte ihre Morgentelegramme erhält, erstreckt sich nach Westen bis nach der Westküste von Irland, nach Süden bis Corsica und Süditalien, nach Osten bis Moskau und nach Norden bis Bodö, nördlich vom Polarkreis. Ganz besonders wertvoll werden die synoptischen Karten für das Studium der Witterungsveränderungen und sind daher für das Aufstellen von Wetterprognosen (s. d.) ganz unentbehrlich (s. Meteorologie).

Synostosis (griech.), Knochenverbindung durch Knochensubstanz, Knochenverwachsung.

Synovia (griech.), Gelenkschmiere, s. Gelenk.

Synovialhaut, s. Gelenk.

Synovitis, s. Gelenkentzündung.

Syntagma (griech.), Sammlung mehrerer Schriften oder Aufsätze verwandten Inhalts, dann überhaupt eine Zusammenstellung verschiedener Bemerkungen; im altgriechischen Heer eine Abteilung von etwa 250 Mann (s. Phalanx); im Neugriechischen s. v. w. Verfassung.

Syntax (griech.), die Lehre von der Verbindung der Wörter zu Sätzen, also die Satzlehre, bildet neben der Formenlehre als dem ersten den zweiten Hauptteil der Grammatik. Obwohl sich über die naturgemäße Ordnung der Worte, wie sie das innere oder logische Verhältnis der in die Rede aufgenommenen Vorstellungen verlangt, allgemeine Grundsätze aufstellen lassen, deren Inbegriff die allgemeine S. bilden würde, so macht doch der eigentümliche Bau der einzelnen vorhandenen Sprachen für eine jede derselben eine besondere S. nötig, die wiederum in zwei Hauptteile, die Rektionslehre und die Topik oder Lehre von der Wortfolge, zerfällt. Die Begründung der vergleichenden Sprachwissenschaft hat dann auch zu einer historischen und vergleichenden Betrachtungsweise der S. Veranlassung gegeben. Die historische S. geht darauf aus, die Entwickelung und Umbildung der S. in einer und derselben Sprache zu verfolgen; die vergleichende S. hat die Geschichte der S. in mehreren verwandten Sprachen zum Gegenstand. Vgl. Dräger, Historische S. der lateinischen Sprache (2. Aufl., Leipz. 1878-81, 2 Bde.); Delbrück und Windisch, Syntaktische Forschungen (Halle 1871-88, Bd. 1-5); Jolly, Ein Kapitel vergleichender S. (Münch. 1872).

Synthema (griech.), alles, was auf Verabredung beruht; eine in verabredeten Zeichen bestehende Schrift; daher Synthematographie, die Kunst, mit solchen Zeichen in die Ferne zu korrespondieren.

Synthesis (griech., Synthese), Zusammenstellung, Verknüpfung (im Gegensatz zur Analysis, d. h. Zerlegung, Trennung), insbesondere die Verbindung von Vorstellungen und Begriffen untereinander, wie sie in der Auffassung der sinnlichen Erscheinungen stattfindet, insofern hierbei die Mannigfaltigkeit der wahrgenommenen Merkmale in eins zusammenfließt. Hiernach versteht man unter einer synthetischen Erklärung eine solche, bei welcher sich der Begriff aus dem zusammenfassenden Denken ergibt, indem seine Merkmale vorher bekannt sind und auch die Art ihrer Verknüpfung nicht zweifelhaft ist. Ein synthetisches Urteil ist ein solches, dessen Prädikat nicht mit dem Subjektsbegriff schon gegeben ist, wie z. B. in dem Urteil: alle Körper nehmen einen Raum ein, sondern als eine neue Bestimmung zu jenem hinzutritt, wie in dem Urteil: jeder Veränderung liegt eine Ursache zu Grunde. Ist dabei das Urteil von der Erfahrung abhängig, so wird es (mit Kant) S. a posteriori, im entgegengesetzten Fall S. a priori genannt. Analog ist die Unterscheidung der synthetisch (progressiv) und analytisch (regressiv) gebildeten Schlußreihen, insofern man entweder von gewissen Prämissen aus fortschreitend Folgerungen zieht, oder rückwärts zu den letzten Gründen zu gelangen sucht. Ebenso versteht man unter synthetischer Methode diejenige, bei welcher, von den Prinzipien ausgehend, die Folgerungen entwickelt, unter analytischer Methode dagegen diejenige, bei welcher die Prinzipien aus den Thatsachen abgeleitet werden. - S. heißt auch die Darstellung chemischer Verbindungen aus den Elementen oder aus einfachern Verbindungen durch Einführung von Atomen oder Atomgruppen. Die S. besitzt als Untersuchungsmethode neben der Analyse (s. d.) eine große Bedeutung für die Chemie und feierte den ersten Triumph 1828, als Wöhler den Harnstoff aus den Elementen darstellte. Diese große Entdeckung blieb aber ganz vereinzelt, bis Berthelot auf die Wichtigkeit der S. für die organische Chemie hinwies. Seitdem wurden durch S. unter anderm erhalten: Essigsäure, Ameisensäure, Alkohol, Benzol, Kreatin, Guanidin, Krotonsäure, Senföl, Cholin, Vanillin, Pikolin, Indigo, Muskarin, Coniin etc., auch wurden Methoden ausgearbeitet zur S. ganzer Körpergruppen, wie der Alkohole, Phenole, Aldehyde, Säuren, Basen etc. Von besonderm Interesse ist die S. solcher Verbindungen, welche im Organismus durch den Lebensprozeß gebildet werden, weil die künstliche Darstellung dieser Substanzen lehrt, daß in den lebenden Organismen dieselben Gesetze walten wie in der sogen. toten Natur. Auch für die Praxis haben die Erfolge der S. hohe Bedeutung und dürften solche in Zukunft noch mehr gewinnen. Alizarin, Vanillin, Indigo und Senföl werden künstlich dargestellt und spielen bereits neben dem Krapp, der Vanille, den aus der Indigopflanze und den Senfsamen gewonnenen Produkten eine Rolle in der Industrie. Man hat auch schon synthetisch gewonnenen Alkohol auf den Industrieausstellungen gezeigt, und da man von der Ameisensäure und Essigsäure leicht zur Stearin- und Palmitinsäure gelangen kann, da anderseits auch Glycerin durch S. darzustellen ist und die genannten Säuren mit dem Glycerin sich leicht zu Fetten vereinigen lassen, so ist die Möglichkeit der Gewinnung von Fett ohne Pflanzen und Tiere gegeben. Die moderne Chemie wendet die S. hauptsächlich an, um über die Konstitution der Verbindungen Aufschluß zu erhalten.

Synthetische Sprachen, seit A. W. Schlegel Bezeichnung für solche Sprachen, in denen die grammatischen Verhältnisse, wie z. B. im Latein und Griechischen, vorherrschend auf dem Weg der Flexion gebildet werden, im Gegensatz zu den analytischen