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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Taucherglocke; Taucherkolben; Taucherschiff; Tauchnitz; Tauenzeichenpapier; Tauenzien; Tauerei

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Taucherglocke - Tauerei.

von Aristoteles beschrieben worden. Die Taucherglocke wird schon im Altertum erwähnt, Aristoteles spricht indes nur von einer Taucherkappe, einem umgestürzten Kessel, welcher den Kopf des Tauchers aufnehmen sollte. Der Würzburger Mathematiker Kaspar Schott (1608-66) beschrieb in seiner "Technica curiosa" (1664) eine wirkliche Taucherglocke, und Sinclair beschrieb in seiner "Ars nova et magna gravitatis et levitatis" (1669) die Taucherglocke, welche 1588, 1665 u. 1687 angewandt wurde, um die Schätze der versunkenen spanischen Armada zu heben. Halley versah 1716 die Taucherglocke mit einer Vorrichtung, um dem Taucher Luft zuzuführen. Seine 1721 konstruierte Taucherkappe ist im Prinzip noch heute bei den Arbeiten auf dem Meeresgrund im Gebrauch. Die T. haben große Bedeutung gewonnen bei der Korallen-, Bernstein- und Perlenfischerei, bei Wasserbauten, bei Reparaturen an Schiffen und namentlich auch zum Torpedolegen. Für größere Tiefen als 45 m können T., welche den Aufenthalt in komprimierter Luft bedingen, nicht mehr verwendet werden. Den Taucherapparaten verwandt sind die Rettungsapparate für Feuersbrünste (Östbergs Patent), welche aus doppelwandigen Gummianzügen bestehen, aus denen nach allen Seiten Wasser ausspritzt, welches, wie auch Luft zum Atmen, durch Röhren zugeführt wird. Vgl. Respirationsapparat.

Taucherglocke, s. Taucherapparate.

Taucherkolben, s. v. w. Mönchskolben, Plunger; s. Pumpen, S. 462.

Taucherschiff, s. Unterseeische Fahrzeuge.

Tauchnitz, 1) Karl Christoph Traugott, namhafter Buchdrucker und Buchhändler, geb. 29. Okt. 1761 zu Großbardau bei Grimma, gründete 1796 zu Leipzig eine Druckerei, mit der er 1798 eine Verlagsbuchhandlung verband, und die er allmählich zu einer der größten Offizinen Deutschlands erweiterte. Seine Thätigkeit richtete er namentlich auf die Herstellung von Stereotypausgaben der griechischen und römischen Klassiker, von Wörterbüchern und Bibeln. Berühmt ist auch der von ihm in der Ursprache gedruckte Koran (1834). T. starb 14. Jan. 1836 in Leipzig. - Sein Sohn Karl Christian Philipp T., geb. 4. März 1798 zu Leipzig, führte das Geschäft in der vom Vater angebahnten Weise bis 1865 fort, in welchem Jahr dasselbe durch Kauf in den Besitz von O. Holtze überging. T. starb 16. April 1884 in Leipzig, sein bedeutendes Vermögen der Stadt Leipzig zur Errichtung einer wohlthätigen Stiftung hinterlassend.

2) Christian Bernhard, Freiherr von, Neffe von T. 1), Buchhändler, geb. 25. Aug. 1816 zu Schleinitz bei Naumburg, gründete 1837 unter der Firma Bernhard T. in Leipzig eine Verlagshandlung nebst Druckerei, besonders bekannt durch die 1841 begonnene "Collection of British authors", von welcher bis 1889 über 2550 Bände erschienen sind. Daneben pflegte T. besonders den Verlag von größern juristischen Werken und Wörterbüchern sowie von kritischen griechischen und römischen Klassikerausgaben. Seit 1866 läßt er auch eine "Collection of German authors", welche die vorzüglichsten Werke der deutschen Litteratur in englischer Übersetzung enthält, und seit 1886 die "Student's Tauchnitz editions", Ausgaben englischer und amerikanischer Werke mit deutschen Einleitungen und Anmerkungen, erscheinen. Im J. 1860 wurde T. vom Herzog von Koburg in den erblichen Freiherrenstand erhoben und 1877 zum Mitglied der sächsischen Ersten Kammer ernannt; auch ist er großbritannischer Generalkonsul für das Königreich Sachsen.

Tauenzeichenpapier, aus alten Schiffstauen hergestelltes Papier, dient zu Werkstattzeichnungen.

Tauenzien (Tauentzien), Boguslaw Friedrich Emanuel, Graf T. von Wittenberg, preuß. General, geb. 15. Sept. 1760 zu Potsdam, Sohn des im Siebenjährigen Krieg berühmt gewordenen Verteidigers von Breslau und Gönners Lessings, des Generals Boguslaw Friedrich von T. (geb. 18. April 1710 im Lauenburgischen, gest. 20. März 1791), trat 1775 in die preußische Armee, nahm an dem Feldzug von 1793 teil, ward 1795 Oberst und 1801 Generalmajor. Als solcher befehligte er 1806 ein vom Fürsten Hohenlohe bis Saalburg vorgeschobenes Beobachtungskorps, wurde zwar vom Marschall Soult nach Schleiz zurückgedrängt, bewerkstelligte aber dann trotz des unglücklichen Gefechts vom 9. Okt. seinen Rückzug auf die Hauptarmee. Bei Jena befehligte er die Avantgarde des Hohenloheschen Korps. Nach dem Frieden zu Tilsit erhielt er als Generalleutnant das Kommando der brandenburgischen Brigade und beteiligte sich an der Reorganisation der Armee. 1813 zum Militärgouverneur zwischen der Oder und Weichsel ernannt, leitete er die Belagerung von Stettin. Seit August kommandierte er das meist aus Landwehr bestehende 4. preußische Armeekorps und focht an der Spitze desselben bei Großbeeren (23. Aug.) und Dennewitz (6. Sept.). Im Oktober ward sein Korps zur Deckung des Übergangs über die Elbe bei Dessau zurückgelassen. Nach der Schlacht bei Leipzig zwang er Torgau zur Kapitulation (26. Dez.) und nahm Wittenberg in der Nacht vom 13. zum 14. Jan. 1814 mit Sturm, wodurch er sich das Ehrenprädikat "von Wittenberg" erwarb. Auch Magdeburg fiel nach engerer Einschließung 24. Mai. Im Feldzug des folgenden Jahrs erhielt T. das Kommando des 6. Armeekorps; doch war, als er den französischen Boden betrat, der Krieg durch die Schlacht bei Waterloo bereits entschieden. Nach dem Frieden erhielt T. den Oberbefehl über das 3. Armeekorps. Er starb als Kommandant von Berlin 20. Febr. 1824.

Tauerei (Kettenschiffahrt, Seilschiffahrt, Touage), ein System der Schleppschiffahrt, bei welchem die auf dem Schiff stehende Maschine Trommeln in Umdrehung versetzt, um welche man eine endlose Kette oder ein endloses Seil mehreremal schlingt, während Kette oder Seil längs des ganzen vom Schiff zu durchlaufenden Wegs über den Boden hin ausgespannt und an beiden Enden an letzterm entsprechend befestigt sind. Der auf diese Weise bewegte Ketten- oder Seildampfer dient in gewöhnlicher Weise als Schleppschiff (Toueur), welchem die Lastschiffe angehängt werden. Die ersten Versuche mit der T. wurden 1732 auf Veranlassung des Marschalls Moritz von Sachsen angestellt; zur Ausführung im großen kam die T. aber erst 1820 in Lyon auf der Saône durch Tourasse und Courteaut. Die hierbei verwendeten Schiffe trugen einen sechsspännigen Pferdegöpel, durch welchen ein Hanfseil auf eine Trommel aufgewunden wurde. Das andre Ende des Seils war in einer Entfernung von etwa 1 km am Ufer befestigt, und sobald das Seil vollständig aufgewunden war, mußte es wieder abgewickelt werden, während man ein zweites, in gleicher Entfernung am Ufer befestigtes Seil aufwand. Seit diesen Versuchen wurde das Prinzip beständig ausgebildet, und 1853 kam die T. in ihrer heutigen Vollkommenheit auf der Seine in Anwendung. Auch andre französische Flüsse und Kanäle wurden mit der Kette versehen, und bald folgten Belgien und Holland dem gegebenen Beispiel. In Deutschland wurde die erste T. 1866 durch die Hamburg-^[BINDESTRICH!]