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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Telchīnen; Teleangiëktasīe; Telega; Telegŏnos; Telegramm; Telegraph

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Telchinen - Telegraph.

Telchīnen, in der griech. Mythologie ein aus dem Meer entsprossenes Urgeschlecht auf der Insel Rhodos. Sie galten für die ältestem Metallarbeiter und Verfertiger von Götterbildern und mythischen Waffen und Geräten, namentlich der Sichel des Kronos und des Dreizacks des Poseidon (welch letzterer ihnen von Rhea zur Erziehung anvertraut sein sollte, wie Zeus den rhodischen Kureten), aber auch für neidische Zauberer und Göttern wie Menschen feindliche Dämonen. Sie wurden daher von Apollon getötet, nach andrer Sage von Zeus durch eine Überschwemmung der Insel vernichtet; nach noch andrer Tradition wanderten sie von Rhodos aus und zerstreuten sich nach Lykien, Cypern, Kreta und Griechenland.

Teleangiëktasīe (griech.), s. Feuermal.

Telega, russ. Fuhrwerk, s. Kibitka.

Telegŏnos, im griech. Mythus Sohn des Odysseus und der Kirke, zog auf Geheiß seiner Mutter aus, den Vater zu suchen, und ward durch einen Sturm nach Ithaka verschlagen. Als er hier, von Hunger getrieben, auf den Feldern des Odysseus raubte und dieser ihm entgegentrat, tötete er seinen Vater, ohne ihn zu kennen. Auf Geheiß der Athene ging er darauf mit Telemachos und Penelope zur Kirke zurück und vermählte sich dort mit Penelope, die ihm den Italos gebar. Er soll Präneste und Tusculum gegründet haben.

Telegramm (griech.), aus Amerika (1852) stammende Bezeichnung einer telegraphischen Nachricht (sprachlich richtiger Telegraphēm, wie im heutigen Griechenland üblich). Man unterscheidet: 1) T. in offener Sprache mit allgemein verständlichem Inhalt in einer gebräuchlichen Sprache; 2) T. in verabredeter Sprache in Wörtern, die nur für den Eingeweihten einen Sinn geben. Die Wörter werden für die internationale Korrespondenz zugelassenen Wörterbüchern entnommen und bezeichnen oft ganze Sätze, so daß das T. sehr kurz und billig wird; 3) T. in chiffrierter Sprache, d. h. aus Ziffern oder Buchstaben bestehend, zu deren Deutung ein Schlüssel nötig ist (s. Chifferschrift). Die Gebühren werden nach einem Einheitssatz für das Wort berechnet. Größte Länge eines Wortes für T. 1) im europäischen Verkehr 15, im außereuropäischen Verkehr 10 Buchstaben, für T. 2) höchstens 10 Buchstaben. Bei T. 3) sind je 5 Ziffern oder Buchstaben = ein Wort. Worttaxe (1889) im innern Verkehr Deutschlands 6, für Stadttelegramme 3 Pfennig und im Verkehr mit Algerien-Tunis 27, Belgien 10, Bosnien-Herzegowina 20, Bulgarien 25, Dänemark 10, Frankreich 15, Gibraltar 25, Griechenland mit Euböa und Poros 40, griechische Inseln 45, Großbritannien 20 (Grundtaxe 40), Helgoland 15, Italien 20, Luxemburg 6, Malta 40, Marokko 40, Montenegro 20, Niederlande 10, Norwegen 20, Österreich-Ungarn 10, Portugal 25, Rumänien 20, Rußland (europäisches und kaukasisches) 25, Schweden 20, Schweiz 10, Serbien 20, Spanien 25, Tripolis 105, Türkei 45 Pfennig. Dringende Telegramme (dringend, urgent, D.) werden gegen dreifache Gebühr vor andern befördert. Bezahlte Antwort (Antwort bezahlt, réponse payée, R. P.) wird für zehn Worte berechnet, man kann aber auch für mehr Worte und für dringende Antwort (R. P. D.) bezahlen. Verglichene Telegramme (Vergleichung, collation, T. C.) werden von der Ankunftsstelle zurücktelegraphiert, Gebühr für Vergleichung ein Viertel der Gebühr für das T. Empfangsanzeige (Empfangsanzeige bezahlt, accuser réception C. R.), Gebühr gleich T. von zehn Worten. Nachzusendendes T. (nachzusenden, faire suivre, F. S.) wird innerhalb Europas dem Empfänger nachgesandt und die Gebühr von letzterm erhoben. Zu vervielfältigendes T. an mehrere Empfänger in demselben oder an mehrere Wohnungen desselben Empfängers in demselben Ort. Gebühr für jede Abschrift 40 Pf. Offen zu bestellendes T. (remettre ouvert, R. O.) wird unverschlossen übergeben. P. P. = poste payée, Post bezahlt; X. P. = exprès payé, Eilbote bezahlt. Seetelegramm (sémaphorique) für Schiffe in See muß Empfänger, Namen des Schiffs und der zu benutzenden Seetelegraphenanstalt enthalten. Berichtigungs- oder Ergänzungstelegramm: 72 Stunden nach Empfang, resp. Absendung eines Telegramms kann man Richtigstellung zweifelhaft erscheinender Wörter fordern, hat die Gebühr für die erforderlichen Telegramme zu hinterlegen, erhält dieselbe aber zurück, wenn Entstellung durch Schuld des Telegraphendienstes sich ergibt. Die für diese besondern Telegramme angegebenen Bezeichnungen sind vor das T. zu setzen, sie sind gleich dem Inhalt des Telegramms gebührenpflichtig, die Abkürzungen zählen aber nur als ein Wort.

Telegraph (griech., "Fernschreiber", hierzu Tafeln "Telegraph I u. II"), jede Vorrichtung, welche den Austausch von Nachrichten zwischen entfernten Orten ohne Zuhilfenahme eines Transportmittels ermöglicht. Licht, Schall und Elektrizität sind die Mittel, deren man sich zur Erreichung dieses Zwecks bedienen kann; doch finden die optischen und akustischen Telegraphen nur noch zu Signalen, im Eisenbahnbetrieb, bei der Schiffahrt und im Kriegswesen Verwendung. Optische Telegraphen sind schon im Altertum angewandt worden; nach Äschylos erfuhr Klytämnestra die Eroberung von Troja durch Feuerzeichen auf den Bergen noch in derselben Nacht, obwohl eine Strecke von 70 Meilen dazwischenlag. Ähnliche Alarmfeuer waren bei den Feldzügen Hannibals, insbesondere bei den Schotten, aber auch bei den germanischen und andern Völkerschaften gewöhnliche Mittel der Telegraphie, worüber sich unter andern bei Polybios, I. Africanus und sonstigen Schriftstellern Nachrichten finden. Kleoxenos und Demokleitos (450 v. Chr.) sollen die Buchstaben des griechischen Alphabets auf fünf Tafeln verteilt und dann durch Erheben von Fackeln nach links oder rechts zuerst die Tafel, auf welcher der zu telegraphierende Buchstabe stand, darauf die Nummer des letztern selbst bezeichnet haben. Polybios (196) ließ diese Feuerzeichen durch Röhren beobachten, welche in gewissen Stellungen fixiert waren. Weitere Ausbildung erhielt der optische T. erst 1793 durch die Gebrüder Chappe, welche drei Balken an einem weithin sichtbaren Ort so an einem Gestell befestigten, daß sie in vielfachen Kombinationen eine große Zahl bestimmter Zeichen geben konnten. Zwischen Paris und Lille telegraphierte man mit diesem Apparat, unter Benutzung von 20 Stationen, in 2 Minuten, und seitdem verbreitete sich derselbe sehr schnell. In neuerer Zeit benutzt man nach dem Vorgang der Amerikaner während des Bürgerkriegs auch bei der optischen Telegraphie die Zeichen des Morsealphabets und stellt sie durch kurze und lange Lichtblitze, Stellung beweglicher Arme, Tafeln an Stangen oder Flaggen dar. Die Engländer haben im Kapland und Afghanistan den Heliographen (s. d.) angewendet. Mackenzie hat mit dem Heliographen den Taster des Morse-Apparats verbunden und fixierte auf der Empfangsstation die Lichtblitze photographisch. Spankowski hat die Lichtblitze durch Verbrennung zerstäubten Petroleums in einer Spiritusflamme, und auf