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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Telegraph

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Telegraph (Relais, Morse- und Estienneschrift).

um über die Platte P nach links abzulaufen. T_{1} ist die Federtrommel des Laufwerkes mit der Handhabe G zum Aufziehen und dem Kontrollstern C zur Begrenzung der Federspannung.

Zum Schließen und Öffnen des Stroms dient die in Fig. 7 auf Tafel II abgebildete Taste, ein um die Achse q in dem Ständer L drehbarer Messinghebel B mit zwei Kontakten R und T, von denen R im Zustand der Ruhe durch die Wirkung der Spiralfeder F gegen die Schiene s3 gepreßt wird, während beim Drücken auf den Knopf O die leitende Verbindung zwischen R und s_{3} aufgehoben, dagegen zwischen T und s_{1} hergestellt wird. Ob Strom vorhanden ist, erkennt man an dem Galvanoskop (Fig. 8, Tafel II), dessen Zeiger n an einem zwischen Drahtumwindungen in senkrechter Ebene drehbar aufgehängten Winkelmagnet befestigt ist und je nach der Richtung des Stroms nach rechts oder links ausschlägt. Als Schutzmittel gegen Beschädigungen der Apparate durch den Blitz (s. Blitzableiter) dient der Plattenblitzableiter (Fig. 9, Tafel II). Die mit den Leitungen und den Apparaten verbundenen Messingplatten P_{1} P_{2} haben Querreifeln und sind innerhalb des Rahmens R mit dem abnehmbaren, auf der Unterseite mit Längsreifeln versehenen Deckel d so angeordnet, daß sie für gewöhnlich sowohl untereinander als von Rahmen und Deckel isoliert bleiben, aber im Bedarfsfall mittels des Stöpsels s gegenseitig und mit dem Deckel leitend verbunden werden können. Letzterer steht über den Rahmen und die Klemmschraube k mit der Erde in Verbindung; etwanige aus der Leitung kommende Blitzschläge vermögen die geringe Entfernung zwischen Leitungs- und Deckplatte leicht zu überspringen und werden von dort unschädlich zur Erde abgeleitet.

Die Verbindung der beschriebenen Apparate untereinander und mit der Batterie ergibt sich aus den Stromläufen (Textfig. I für Arbeitsstrom und Textfigur II für Ruhestrom), in welchen T die Taste, A den Schreibapparat, G das Galvanoskop, B den Blitzableiter, L B die Linienbatterie, E den zur Erde und L den zur Leitung führenden Draht bezeichnen.

Wo die Stärke des ankommenden Stroms zur Ingangsetzung der Schreibapparate nicht ausreicht, schaltet man in die Leitung ein Relais. Dasselbe besteht aus einem Elektromagnet mit leicht beweglichem Ankerhebel, welcher durch die anziehende Kraft des Stroms an eine Kontaktschraube gelegt wird und dadurch eine Ortsbatterie schließt, deren Strom dann den Schreibapparat in Bewegung setzt. Relais mit besonders lautem Anschlag dienen unter dem Namen Klopfer auch zum Aufnehmen von Telegrammen nach dem Gehör. In den sehr empfindlichen polarisierten Relais sind die Eisenkerne der Elektromagnetrollen auf Stahlmagneten befestigt und dadurch dauernd magnetisiert.

Das durch internationale Vereinbarungen festgesetzte Morsealphabet besteht aus Punkten und Strichen in nachstehender Gruppierung:

^[Liste]

a ·-

ä ·-·-

b -···

c -·-·

d -··

e ·

f ··-·

g --·

h ····

ch ----

i ··

j ·---

k -·-

l ·-··

m --

n -·

o ---

ö ---·

p ·--·

q --·-

r ·-·

s ···

t -

u ··-

ü ··--

v ···-

w ·--

x -··-

y -·--

z --··

1 ·----

2 ··---

3 ···--

4 ····-

5 ·····

6 -····

7 --···

8 ---··

9 ----·

0 -----

. ······

, ·-·-·-

; -·-·-·

: ---···

? ··--··

! --··--

Die wagerechten Elementarzeichen erscheinen auf dem Papierstreifen sehr gestreckt, was die Leichtigkeit des Ablesens beeinträchtigt; auch nimmt die Darstellung der Striche durch längern Tastendruck eine größere Zeit in Anspruch und vermindert die Leistungsfähigkeit der Apparate. Der Apparat von Estienne, welcher in neuerer Zeit von der deutschen Reichstelegraphenverwaltung vielfach verwendet wird, stellt die Striche und Halbstriche senkrecht zur Längsrichtung des Papierstreifens und benutzt zur Erzeugung derselben je einen Strom von gleicher Dauer, aber entgegengesetzter Richtung. An nachstehendem Wort (Berlin) in Morse- und in Estienneschrift kann der Unterschied erkannt werden:

^[img]

Der Estienne-Apparat besitzt an Stelle des Schreibrädchens zwei Schreibfedern, welche die Farbe durch Kapillarwirkung aus dem Farbebehälter entnehmen

^[Abb.: Fig. I. Endamt in einer Arbeitsstromleitung. Fig. II. Endamt in einer Ruhestromleitung.]