Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

613

Teufelsabbiß - Teutoburger Wald.

history of Satan (das. 1887); Wessely, Die Gestalten des Todes und des Teufels in der darstellenden Kunst (Leipz. 1875).

Teufelsabbiß, s. Scabiosa.

Teufelsaltäre, s. Gräber, prähistorische.

Teufelsauge, Pflanze, s. v. w. Adonis autumnalis.

Teufelsblatt, s. Urtica.

Teufelsbolzen, s. v. w. Schwanzmeise, s. Meisen.

Teufelsbrücke, die berühmte über die Reuß führende Brücke der St. Gotthardstraße im schweizer. Kanton Uri, 30 m über dem Fluß, welcher, das Ursernthal verlassend, tosend in die Tiefe stürzt, wurde 1830 etwa 6 m über der im Mittelalter erbauten alten T., deren Überreste 1888 eingestürzt sind, neu erbaut und hat einen Bogen von 8 m Weite. Etwas höher hinauf ist das Urner Loch (s. Reuß). Eine zweite T. führt hoch über die wilde Sihlschlucht bei Einsiedeln (s. Etzel).

Teufelsdreck, s. Asa foetida.

Teufelsei, s. Phallus.

Teufelsfinger, s. Belemniten.

Teufelsfluch, s. Hypericum.

Teufelsgraben, s. Befestigung, prähistorische.

Teufelskammern, s. Gräber, prähistorische.

Teufelskanzeln, Felspartien oder sonstige Punkte im Gebirge, welche vermutlich in vorgeschichtlicher Zeit heidnische Kultusstätten waren. Als nach Einführung des Christentums der heidnische Kultus an solchen Stätten noch heimlich fortgesetzt wurde, brachte der Volksaberglaube dieselben mit dem Teufel in Verbindung.

Teufelskirsche, s. Atropa.

Teufelskirschenwurzel, s. Bryonia.

Teufelsklaue, volkstümliche Bezeichnung des unterirdischen Stockes mancher Farne.

Teufelsküchen, s. Gräber, prähistorische.

Teufelsmauer, s. Blankenburg 1).

Teufelsmühlen, s. Granit.

Teufelsschloß, s. Kaiser Franz Joseph-Fjord.

Teufelszwirn, s. Cuscuta und Lycium.

Teuffel, Wilhelm, namhafter Philolog, geb. 27. Sept. 1820 zu Ludwigsburg, studierte 1838-42 im evangelisch-theologischen Seminar zu Tübingen, wurde 1844 Privatdozent daselbst, 1847 Hilfslehrer am Obergymnasium zu Stuttgart, 1849 außerordentlicher, 1857 ordentlicher Professor der klassischen Philologie in Tübingen und starb daselbst 8. März 1878. T. hat sich vornehmlich als Litterarhistoriker einen Namen gemacht. Seine "Geschichte der römischen Litteratur" (Leipz. 1870; 4. Aufl. von Schwabe, 1881) ist für den Philologen unentbehrlich. Seine litterarhistorischen Monographien sind zum größten Teil gesammelt in "Studien und Charakteristiken zur griechischen und römischen sowie zur deutschen Litteraturgeschichte" (Leipz. 1871, Nachträge 1877; 2. Aufl., das. 1889). Auch hat er für die von Pauly begründete "Realencyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft", die er seit 1846 vom 4. Band an mit seinem Kollegen Walz redigierte, zahlreiche Artikel geliefert. Eine vollständige Geschichte der griechischen Litteratur im Verein mit mehreren Gelehrten zu bearbeiten, wurde er durch den Tod verhindert. Außerdem sind zu nennen seine Ausgaben von Äschylos' "Persern" (2. Aufl., Leipz. 1875) und Aristophanes' "Wolken" (mit lat. Anmerkungen, das. 1856, 2. Bearb. 1863; mit deutschen Anmerkungen, das. 1867) und ein Kommentar zum zweiten Buch der Satiren des Horaz in der Kirchnerschen Ausgabe (Bd. 2, das. 1857). Aus seinem Nachlaß erschienen "Lateinische Stilübungen" (Freiburg 1887). Vgl. S. Teuffel, W. T. (Tüb. 1889).

Teukros (Teucer), im griech. Mythus:

1) Sohn des Flußgottes Skamandros und der Nymphe Idäa, erster König von Troas, daher der Name Teukrer für Trojaner; -

2) Sohn des Telamon und der Hesione, aus Salamis, Halbbruder des Aias, war der beste Bogenschütze unter den Griechen vor Troja, erhielt später die Herrschaft von Cypern.

Teupitz, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Teltow, an einem See, hat eine evang. Kirche, Überreste eines alten Schlosses (auf einer Insel im See) und (1885) 593 Einw. T. war bis 1718 im Besitz der Familie Schenk von Landsberg.

Teurung, der Zustand ungewöhnlicher Preishöhe, namentlich wichtiger Lebensmittel. Bei mangelhaft entwickeltem Verkehrswesen bildet die T. einen wichtigen Gegenstand der Staatsfürsorge oder der Teurungspolitik, deren Aufgabe dahin ging, die Entstehung von Teurungen zu verhüten oder die Wirkung von solchen zu mildern, so durch Ausfuhrerschwerungen, durch Förderung der Einfuhr, Verbot des Verkaufs auf dem Halm, Enteignung von privaten Vorräten, Zwang, Vorräte zu halten (z. B. der Bäcker in Paris bis 1863) etc. Bei der heutigen Ausbildung des Verkehrswesens, welches eine rasche und vollständigere örtliche Ausgleichung von Mangel und Überfluß erleichtert, hat die Teurungspolitik mehr den Charakter einer außerordentlichen Fürsorge in Notfällen angenommen. Weiteres in den Artikeln Getreidehandel, S. 266, und Hungersnot. Vgl. Roscher, Über Kornteurungen (3. Aufl., Stuttg. 1852).

Teurungszulagen wurden früher in mehreren Ländern Beamten in Fällen der Teurung (s. d.) gewährt, heute bei richtiger Bemessung der Besoldung (s. d.) nicht mehr am Platz.

Teuschnitz, Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, im Frankenwald, hat ein Schloß mit schönem Garten, Flachsbau und (1885) 969 Einw.

Teut, s. v. w. Tuisco, s. Mannus.

Teutoburg, die von den Cheruskern auf dem Teutberg (der heutzutage mit dem Arminiusdenkmal geschmückten Grotenburg) angelegte nationale Feste, welcher wahrscheinlich der von Tacitus ("Annales" I, 60) erwähnte Saltus Teutoburgiensis und somit vermutlich auch der Teutoburger Wald seinen Namen verdankt. Dieselbe bot gegenüber dem von den Römern an der Mündung der Alme in die Lippe angelegten Waffenplatz Aliso für die kriegerischen Operationen der Germanen einen Stützpunkt und gestattete, die durch das Gebirge führenden Pässe zu überwachen. Die Befestigungen bestanden aus einem vom Fuß des Bergs auf dessen sanfter Abdachung aufsteigenden geradlinigen Steinwall und zwei ebenfalls durch Steinwälle gebildeten Schanzen, welche in späterer Zeit als großer und kleiner Hünenring bezeichnet wurden. Die jetzt zum großen Teil zerstörte große Walllinie, welche einen Verteidigungsabschnitt zwischen dem Fuß des Bergs und der untern Schanze bildete, besteht aus senkrecht oder der Länge nach dicht nebeneinander eingetriebenen, zum Teil mannshohen Steinblöcken mit darüber gelegten kleinern, doch immer ansehnlichen Steinstücken. Von dem vor der Walllinie befindlichen Graben sowie von der obern und untern Schanze sind deutliche Spuren erhalten. Vgl. Peucker, Das deutsche Kriegswesen der Urzeiten, 2. Teil, S. 376 ff. (Berl. 1860).

Teutoburger Wald, Waldgebirge in Nordwestdeutschland, schließt sich in der Gegend seines höchsten Punktes, des Völmerstod (468 m), an die Egge (s. d.) und erstreckt sich in einer Länge von 115 km bei der geringen Breite von 2-5 km von SO. nach