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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Tomi; Tomleschg; Tommasēo; Tommāso; Tompa; Tomsk; Tomus; Ton

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Tomi - Ton.

lady starého místopisu Pražského" (1865); dann "Geschichte Böhmens in übersichtlicher Darstellung" (deutsch vom Verfasser, Prag 1864-65); "Die Grünberger Handschrift" (übersetzt von Maly, das. 1859); "Handbuch der österreichischen Geschichte" (das. 1859, nur Band 1); "Johann Zizka" (deutsch, das. 1881).

Tomi, im Altertum Stadt in Untermösien, am Pontus Euxinus, bekannt als Verbannungsort des Dichters Ovid; das jetzige Constanza (s. d.).

Tomleschg, Thal, s. Hinterrhein.

Tommasēo, Niccolò, ital. Schriftsteller, geb. 1802 zu Sebenico in Dalmatien, studierte zu Padua die Rechte, folgte aber seiner Neigung für die Litteratur, war seit 1827 in Florenz journalistisch thätig und ging 1833 nach Frankreich. Im folgenden Jahr veröffentlichte er seine Schrift "Dell' educazione" (1834), die binnen zwei Jahren drei Auflagen erlebte, ferner die politische Schrift "L'Italia" (1835) und einen Roman: "Il duca d'Atene" (1836). Von 1838 an lebte er in Venedig, wo ein Jahr vorher sein trefflicher "Kommentar zu Dante" erschienen war, und wo er weiterhin seine "Nuovi scritti" (1839-1840, 4 Bde.) und "Studj critici" (1843, 2 Bde.) sowie seine große, mit Recht berühmte Sammlung "Canti popolari toscani, corsici, illirici, greci" (1843, 2 Bde.) veröffentlichte. Auch ließ er eine Bearbeitung der auf die Geschichte Frankreichs im 16. Jahrh. bezüglichen Gesandtschaftsberichte (1838, 2 Bde.) erscheinen und gab die "Lettere di Pasquale de' Paoli" (1846) heraus. Seine streng katholische Gesinnung hinderte ihn nicht, sich 1848 zur liberalen und nationalen Partei zu bekennen. Infolge seines freimütigen Auftretens mit Manin verhaftet, aber vom Volke gewaltsam befreit und als Minister des Unterrichts mit Manin an die Spitze der provisorischen Regierung gestellt, verließ er die Stadt vor dem Einzug der Österreicher und begab sich nach Korfu, wo eine Krankheit seine Erblindung zur Folge hatte. 1852 veröffentlichte er zu Mailand seinen sehr interessanten psychologischen Roman "Fede e bellezza", der mehrmals neu aufgelegt wurde. 1854-59 lebte er in Turin, von da an zu Florenz, wo er 1. Mai 1874 starb. Von seinen weitern Publikationen sind hervorzuheben: "Le lettere di Santa Caterina di Siena" (1860, 4 Bde.); eine Sammlung seiner politischen Schriften: "Il secondo esiglio" (1862, 3 Bde.); "Sulla pena di morte" (1865) und "Nuovi studj su Dante" (1865). Äußerst verdienstvoll ist sein "Dizionario di sinonimi della lingua italiana" (7. Aufl. 1887, 2 Bde.), geschätzt auch sein "Leben Rosminis" und sein "Dizionario estetico" (neue Aufl. 1872). T. war einer der angesehensten Schriftsteller seiner Zeit, vielseitigen und lebhaft beweglichen Geistes und von großem Einfluß als Kritiker. Vgl. Bernardi, Vita e scritti di Niccolò T. (Turin 1874); K. Hillebrand in der "Allgemeinen Zeitung" (Mai 1874).

Tommāso, ital. Maler, aus Modena, daher T. da Modena genannt, malte um 1352 in Treviso (im Dominikanerkloster) eine Reihe von Wandbildern der berühmtesten Mitglieder des Dominikanerordens, sodann im Dom das Lünettenfresko des Gekreuzigten. Weitere Spuren von ihm finden sich in Prag, wohin er 1357 durch Karl IV. berufen worden sein soll. Eine Madonna und ein Ecce homo befinden sich auf dem Karlstein bei Prag.

Tompa, Michael, ungar. Dichter, geb. 29. Sept. 1819 zu Rimaszombat im Gömörer Komitat, studierte daselbst und in Sáros-Patak und ward 1845 protestantischer Seelsorger zu Beje im Gömörer Komitat, 1848 Feldgeistlicher in der Honvédarmee und 1852 Pfarrer zu Yamva (Gömörer Komitat), wo er bis an das Ende seines Lebens wirkte. Sein erstes selbständiges Werk war: "Néprgék, Népmondák" ("Volksmärchen, Volkssagen", Pest 1846). In demselben Jahr zeichnete die Kisfaludy-Gesellschaft seine komische poetische Erzählung "Szuhay Mátyás" mit einem Preis aus und wählte ihn zu ihrem Mitglied. 1847 erschien die erste Ausgabe seiner Gedichte. In den Jahren unmittelbar nach der Revolution gab er der damaligen gedrückten Stimmung und den von der politischen Gewalt noch verpönten Hoffnungen in mit großem Beifall aufgenommenen allegorischen Gedichten Ausdruck, wegen deren er sich 1852 vor dem Kriegsgericht in Kaschau zu verantworten hatte. 1858 wurde er von der Akademie zum Mitglied gewählt, 1868 erhielt er für seine Dichtungen den großen akademischen Preis (200 Dukaten). Kurz darauf starb er 30. Juli 1868. Eine Gesamtausgabe seiner Dichtungen erschien in 5 Bänden (Pest 1881).

Tomsk, russ. Gouvernement in Westsibirien, zwischen den Gouvernements Tobolsk, Semipalatinsk und Jenisseisk und der Mongolei, 847,887 qkm (15,398 QM.) groß mit (1885) 1,960,064 Einw. (meist Russen und deren Nachkommen), darunter 994,246 Griechisch-Katholische, 64,545 Heiden (Tataren, Kalmücken, Bucharen, Ostjaken u. a.), 29,179 Mohammedaner, 6659 Römisch-Katholische, 4501 Juden u. a. Die Zahl der Verbannten beträgt 30,000. Das Gouvernement wird im SO. vom Altai ausgefüllt, hat weiter nach N. große Steppen (vgl. Baraba), Wälder und Moräste und wird seiner ganzen Länge nach vom Ob durchflossen. Das Klima ist im S. gemäßigt, im N. rauh. Gebaut werden: Hafer, Weizen, Roggen, Gerste, Kartoffeln. Haupterwerb ist Viehzucht, man zählte 1883: 982,115 Pferde, 821,027 Rinder, 930,915 meist grobe Schafe, 216,032 Schweine. Leider treten zuweilen Viehseuchen auf. Die Hüttenwerke im Altai lieferten früher außerordentliche Mengen von Metall (1851: 655,240 kg silberhaltige Golderze, 362,872 kg goldhaltige Silbererze und 4,096,478 kg Kupfer), die Produktion ist aber sehr bedeutend heruntergegangen; es ist daher eine Anzahl von Werken bereits aufgegeben, was zum großen Teil an der Mißwirtschaft der Kronbeamten liegt; die Privatunternehmungen gedeihen weit besser. Die Ausbeute betrug 1880: 2427 kg Gold, 10,135 kg Silber, 1,058,274 kg Blei, 470,516 kg Kupfer und 713,383 kg Gußeisen. Zwei große Märkte werden jährlich zu Susunk (Kreis Barnaul) und zu Wosnesensk (Kainsk) abgehalten. An Lehranstalten sind vorhanden 1885: 9 Mittelschulen mit 1372 Schülern, 5 Fachschulen mit 403 Schülern, 254 Elementarschulen mit 8956 Schülern. Die Hauptstadt T., am Tom, ist Sitz des Gouverneurs, eines griechischen Bischofs, einer Schuldirektion, hat viele zum Teil recht stattliche Regierungsgebäude, einen russischen Bazar, zahlreiche chinesische Kaufläden, 9 griechische Kirchen, 2 Klöster, eine lutherische und eine römisch-katholische Kirche, mehrere Moscheen, ein großartiges (1887 eröffnetes) Universitätsgebäude, Seminar, Gymnasium, höhere Töchterschule, Bibliothek, naturwissenschaftliches Museum und (1885) 36,742 Einw., welche Gerberei, Seifensiederei, Talgschmelzerei u. a. sowie lebhaften Handel mit Getreide, Leder und Pelzwaren betreiben, wozu die Lage am Sibirischen Trakt die Stadt besonders befähigt.

Tomus (lat.), Band, Teil eines Buches.

Ton (spr. tönn), Handelsgewicht in England und den Vereinigten Staaten Nordamerikas, à 20 Ztr. à 112 Pfd. = 1016,046 kg; in Nordamerika oft nur