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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Torre del Greco - Torstensson.

Torre del Greco, Stadt in der ital. Provinz Neapel, am Golf von Neapel und an der Eisenbahn Neapel-Salerno, hat mehrere Kirchen, zahlreiche Landhäuser, ansehnlichen Schiffbau, Fischerei und Korallenfang, Fabrikation von Korallenwaren, Weinbau, Schiffahrt und (1881) 21,588 Einw. T. ist der Hauptsitz der Korallenfischer des Mittelmeers. Es wurde vom Kaiser Friedrich II. auf den Ruinen römischer Bauten gegründet, litt sehr oft durch Erdbeben und Ausbrüche des Vesuvs, so insbesondere 1631, 1794 und 1872. Unweit östlich das Kloster Camaldoli (della Torre) am Hang des Vesuvs.

Torre de Moncórvo, Stadt in der portug. Provinz Traz os Montes, Distrikt Braganza, unweit der Mündung des Sabor in den Douro gelegen, mit Kastell, Seidenweberei und (1878) 2040 Einw.

Torrefaktion (lat.), Dörrung, Röstung (der Erze).

Torre Maggiore (spr. maddschore), Stadt in der ital. Provinz Foggia, Kreis San Severo, hat einen ehemals herzoglichen Palast, ein berühmtes ehemaliges Cassinenserkloster und (1881) 8234 Einw.

Torrenssee (Lake Torrens), großer Salzsumpf in Südaustralien, westlich von und zum Teil parallel mit der Flinderskette und durch einen nur 31 km breiten Isthmus von dem nördlichsten Ausläufer des Spencergolfs getrennt. Ein Projekt, den See mit diesem zu verbinden, kam nicht zur Ausführung, da der T., wie nachgewiesen wurde, zu hoch liegt, um vom Meer aus hinlänglich mit Wasser gefüllt zu werden. Die höchst öden Ufer sind nur an der Ostseite von Viehzüchtern besetzt.

Torre Pellice (spr. pellihtsche, La Tour), Flecken in der ital. Provinz Turin, Kreis Pinerolo, am Pellice und der Eisenbahn Turin-T., Hauptort der Waldensergemeinden, hat ein Lycealgymnasium, Tuch- und Baumwollmanufaktur, Seidenspinnerei und (1881) 2840 Einw.

Torres Novas, Stadt in der portug. Provinz Estremadura, Distrikt Santarem, am Almondo und der Eisenbahn Lissabon-Oporto, hat Leinenindustrie und (1878) 8065 Einw.

Torresstraße, Meerenge zwischen der Yorkhalbinsel des Australkontinents und Neuguinea, welche das Arafurameer mit dem Korallenmeer verbindet. Sie ist durch zahlreiche Inseln: Prince of Wales, Horn, Thursday (s. d.), Booby, Banks, Mulgrave u. a., sowie durch unzählige Korallenriffe, welche sich weit nach O. hin erstrecken, fast verschlossen. Zwischen den Riffen führen schmale Kanäle hindurch, der bedeutendste der Prince of Wales-Kanal, welcher von den Postdampfern zwischen Batavia und Brisbane benutzt wird. Der südlichere Teil heißt Endeavourstraße (s. d.). Der erste, welcher die Straße befuhr, war Torres (1606); Cook besuchte sie 1770, aber erst 1802 fand Flinders einen sichern Weg durch dieselbe.

Torres Vedras, Stadt in der portug. Provinz Estremadura, Distrikt Lissabon, am Sigandro und der Bahnlinie Lissabon-T., mit altem Schloß, 4 Kirchen. Weinbau und (1878) 4926 Einw. In den Linien von T. auf einem Höhenrücken behauptete sich Wellington im Winter 1810 auf 1811 gegen die Franzosen unter Masséna.

Torrevieja, Stadt in der span. Provinz Alicante, am Mittelländischen Meer, durch Zweigbahn mit der Linie Alicante-Murcia verbunden, mit Hafen, starkem Export des in den Salinen der Provinz gewonnenen Salzes (jährlich gegen 800,000 metr. Ztr.) und (1878) 8165 Einw. T. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Torricelli (spr. -tschelli), Evangelista, Mathematiker und Physiker, geb. 15. Okt. 1608 zu Piancaldoli, studierte etwa seit 1628 in Rom unter Castelli, ging 1641 zu Galilei nach Florenz, um diesem bei der Ausarbeitung seiner "Discorsi" zu helfen, und ward 1642 Professor der Mathematik und Physik in Florenz, wo er 25. Okt. 1647 starb. Er schrieb: "Trattato del moto" (vor 1641) und gab in seinen "Opera geometrica" (Flor. 1644) die Gesetze vom Ausfluß der Flüssigkeiten aus Gefäßen (Torricellis Lehrsatz, s. Ausflußgeschwindigkeit). Er erfand 1643 das Barometer und erkannte die unregelmäßigen Schwankungen desselben, verfertigte zuerst einfache Mikroskope und verbesserte die Fernrohre. Vgl. J. R. v. Mayer, Die Torricellische Leere (Stuttg. 1876).

Torricellische Leere und Röhre, s. Barometer.

Torrington ^[Tórrington], alte Stadt in Devonshire (England), am Torridge, südöstlich von Bideford, hat Fabrikation von Handschuhen und (1881) 3445 Einw.

Torsellino (lat. Tursellinus), Orazio, Gelehrter, geb. 1545 zu Rom, trat 1562 in den Jesuitenorden, ward Rektor der Kollegien in Florenz und Loreto; starb 6. April 1609 in Rom. Sein Werk "De usu particularum latini sermonis" (Rom 1598) ward zuletzt von Hand (Leipz. 1829-45, 4 Bde.) bearbeitet.

Torshok, Kreisstadt im russ. Gouvernement Twer, an der Twerza und der Eisenbahn Ostaschkow-Rshew, eine der ältesten Städte Rußlands und früher Festung, hat 30 Kirchen (darunter eine schöne Kathedrale), ein festungsartig gebautes Mönchskloster zum heil. Jephrem, ein geistliches Seminar, ein Lehrerseminar, berühmte Fabrikation von Lederwaren, Wachsbleichen, lebhaften Handel u. (1885) 14,574 Einw.

Torsion (lat., Drillung, Verdrehung), die Veränderung, welche ein Stab oder Faden erleidet, wenn beide Enden desselben in entgegengesetzter Richtung gedreht werden. Während die Längenachse hierbei unverändert bleibt, werden alle Längsfasern in eine schraubenförmige Lage gebracht und dabei gedehnt. Dadurch entsteht eine Spannung in dem tordierten Körper, die Torsionselastizität, welche denselben in seine ursprüngliche Beschaffenheit zurückzuführen sucht. Die zurückdrehende Komponente dieser Spannung ist nach Coulomb und Wertheim proportional dem Dreh- oder Torsionswinkel, ferner der vierten Potenz des Radius vom Draht und umgekehrt proportional der Länge des Torsionskörpers. -

T. in der Botanik, s. Drehwüchsigkeit.

Torsionsfestigkeit, s. Festigkeit, S. 177.

Torsionswage, s. Drehwage.

Torso (ital., "Strunk"), in der Kunstsprache der Rumpf einer Bildsäule, welcher Kopf, Arme und Beine fehlen. Berühmt ist der im Vatikan und zwar in der Belvedere genannten Abteilung der Museen aufgestellte T. des Herakles ("T. vom Belvedere"), welcher unter Papst Julius II. beim Campo di Fiore gefunden worden ist, ein Werk des Bildhauers Apollonios (s. d. 4). Von hervorragender Bedeutung ist auch der T. des sogen. Ilioneus in der Münchener Glyptothek.

Torstensson, Linnard, Graf zu Ortala, schwed. Feldherr im Dreißigjährigen Kriege, geb. 17. Aug. 1603 zu Torstena in Schweden, ward in seinem 15. Lebensjahr Page Gustav Adolfs, kam 1630 als Kapitän der Leibkompanie mit dem König nach Deutschland, ward bei dem Sturm auf Wallensteins Lager bei Nürnberg 3. Sept. 1632 gefangen, im Februar 1633 ausgewechselt, stand dann beim schwedischen Heer in Livland, kehrte 1635 nach Deutschland zurück, machte bis 1639 unter dem Herzog Bernhard von Weimar und Banér alle Feldzüge mit und blieb dann als Reichsrat in Schweden bis 1641. Nach Banérs Tod mit dem Oberbefehl über die Armee