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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Trautmann; Trauttmansdorff; Trautv. et Mey.; Trauung

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Trautmann - Trauung.

Simon Hüttels "Chronik der Stadt T. 1484-1601" (bearbeitet von Schlesinger, Prag 1881).

Trautmann, 1) Franz, Schriftsteller, geb. 28. März 1813 zu München als Sohn des Hofjuweliers T., verlebte einen Teil seiner Jugend im Kloster Wessobrunn, wo ihm eine Fülle romantischer Eindrücke zuströmte, studierte in München die Rechte und trat dann beim Münchener Stadtgericht in die juristische Praxis ein, verließ aber dieselbe nach sieben Jahren, um sich hinfort, in seiner Vaterstadt lebend, ausschließlich der schriftstellerischen Thätigkeit und eingehenden Kunststudien zu widmen. Bereits mit 17 Jahren hatte er ein Bändchen "Gedichte" herausgegeben, dem andres Lyrische folgte, dann eifrig an verschiedenen Blättern mitgearbeitet, sich auch hin und wieder in dramatischen Arbeiten versucht, bis er sich endlich dem Gebiet zuwandte, das recht eigentlich seine Domäne ward, und auf dem er die allgemeinste Anerkennung fand. Seine dem Mittelalter entnommenen Erzählungen gehören zu den vorzüglichsten Leistungen, welche unsre Litteratur in dieser Richtung aufzuweisen hat. Den Reigen derselben eröffnete die köstliche Geschichte von "Eppelein von Gailingen" (Frankf. 1852). In rascher Folge schlossen sich derselben an: "Die Abenteuer des Herzogs Christoph von Bayern" (Frankf. 1853, 2 Bde.; 3. illustr. Aufl., Regensb. 1880); "Die gute alte Zeit", Münchener Geschichten (Frankf. 1855); der Schelmenroman "Chronika des Herrn Petrus Nöckerlein" (das. 1856, 2 Bde.); "Das Plauderstüblein" (Münch. 1855); das "Münchener Stadtbüchlein" (das. 1857). Weiter folgten: "Münchener Geister" (Münch. 1858); "Heitere Städtegeschichten aus alter Zeit" (Frankf. 1861); das satirische Buch "Leben, Abenteuer und Tod des Theodosius Thaddäus Donner" (das. 1864); der Roman "Die Glocken von St. Alban" (Regensb. 1875, 3 Bde.; 2. Aufl. 1884); "Meister Niklas Prugger, der Bauernbub von Trudering" (das. 1878, 3 Bde.); "Heitere Münchener Stadtgeschichten" (Münch. 1881); "Im Münchener Hofgarten, örtliche Skizzen und Wandelgestalten" (das. 1884) und "Aus dem Burgfrieden. Alt-Münchener Geschichten" (Augsb. 1886). Von seinen lyrischen Arbeiten der spätern Zeit sind die Sammlungen: "Astern und Rosen, Disteln und Mimosen", Zeitgedichte (Berl. 1870), "Hell und Dunkel" (das. 1885) und "Traum und Sage" (das. 1886), von den dramatischen die Lustspiele: "Frauenhuld tilgt jede Schuld" (1853) und "Meine Ruh' will ich, oder: Blemers Leiden" (1864) zu erwähnen. T. starb 2. Nov. 1887 in München. Die Ergebnisse seiner Kunststudien, behufs deren er auch ausgedehnte Reisen in Deutschland, nach England und Schottland unternommen, legte er nieder in dem Werke "Kunst und Kunstgewerbe vom frühsten Mittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts" (Nördling. 1869). Auch veröffentlichte T. eine Biographie Schwanthalers ("L. Schwanthalers Reliquien", Münch. 1858).

2) Moritz, Philolog, geb. 24. März 1847 zu Klöden in der Provinz Sachsen, studierte zu Halle und Berlin klassische Philologie und neuere Sprachen, machte 1867-70 Reisen nach Italien, Frankreich und England, war dann als Gymnasiallehrer in Leipzig thätig, habilitierte sich für englische Sprache und Litteratur daselbst und wurde 1880 als außerordentlicher Professor nach Bonn berufen, 1885 zum ordentlichen Professor daselbst befördert. Sein Hauptwerk ist: "Die Sprachlaute im allgemeinen und die Laute des Englischen, Französischen und Deutschen insbesondere" (Leipz. 1886). Außerdem schrieb er: "Über Verfasser und Entstehungszeit einiger allitterierender Gedichte des Altenglischen" (Halle 1876), "Lachmanns Betonungsgesetze und Otfrieds Vers" (das. 1877) u. a.

Trauttmansdorff, österreich. Adelsgeschlecht, in ältester Zeit auf Stuchsen (Stixenstein) im Wienerwald seßhaft; von demselben sollen in der Schlacht auf dem Marchfeld (1278) 14, bei Mühldorf (1322) 20 Mitglieder unter habsburgischem Banner gefallen sein. Das Geschlecht erhielt 1625 die reichsgräfliche und 1805 die reichsfürstliche Würde und teilte sich im 17. Jahrh. in mehrere Linien. Der erste Fürst war Ferdinand, geb. 12. Jan. 1749, gest. 27. Aug. 1827 als k. k. Obersthofmeister; jetziger Fürst ist Karl, geb. 5. Sept. 1845. Bemerkenswert sind:

1) Maximilian, Graf von T., österreich. Staatsmann, geb. 23. Mai 1584 zu Graz, gewann seine Bildung teils durch Studien, teils auf Reisen und in Feldzügen, erwarb sich durch seinen Übertritt zum Katholizismus die Gunst Ferdinands II., schloß 1619 dessen Bündnis mit Maximilian von Bayern und verabredete dann als kaiserlicher Gesandter in Rom mit dem Papst und dem spanischen Gesandten die gemeinschaftlichen Maßregeln zur Führung des Kriegs. Er war einer der ersten, welche Wallenstein bei dem Kaiser hochverräterischer Absichten beschuldigten, und ward mit zur nähern Untersuchung des Thatbestandes in dessen Lager abgesendet. Nach der Nördlinger Schlacht 1634 bewog er den Kurfürsten von Sachsen, sich von Schweden zu trennen, und 1635 schloß er den Frieden zu Prag ab. Bei den Friedensunterhandlungen zu Münster und Osnabrück fungierte er als kaiserlicher Prinzipalkommissarius und hatte den wesentlichsten Anteil am Zustandekommen des Friedens. Er starb 7. Juli 1650 in Wien als Hauptgünstling Kaiser Ferdinands III. und dessen Prinzipalminister.

2) Ferdinand, Graf, österreich. Staatsmann, geb. 27. Juni 1825, widmete sich wie sein Vater Graf Joseph von T., der längere Zeit österreichischer Gesandter in Berlin war und 1870 starb, dem diplomatischen Beruf, war mehrere Jahre Gesandtschaftssekretär in London, dann Legationsrat in Berlin, ward 1859 als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtiger Minister an den badischen Hof nach Karlsruhe versetzt, wo er den Großherzog 1863 zur Teilnahme am Fürstentag in Frankfurt a. M. und 1866 zur Teilnahme am Kriege gegen Preußen zu bewegen wußte, 1867 zum Gesandten in München befördert und 1868 zum Botschafter bei der päpstlichen Kurie in Rom ernannt. 1872 legte er diesen Posten nieder und ward zum zweiten Vizepräsidenten des Herrenhauses ernannt, dem er schon längere Zeit als Mitglied angehörte. Als nach dem konservativ-partikularistischen Ausfall der Wahlen zum Abgeordnetenhaus im Juli 1879 Fürst Carlos Auersperg das Amt eines ersten Präsidenten des Herrenhauses niederlegte, ward T. vom Kaiser zu seinem Nachfolger und 1884 zum Oberstkämmerer ernannt.

Trautv. et Mey., bei botan. Namen Abkürzung für E. R. v. Trautvetter, Professor der Botanik in Kiew, bereiste Sibirien. Salix, Pentastemon. Flora Nordrußlands. - Mey., s. d.

Trauung (Kopulation), die kirchliche Weihe eines Ehebundes. Auch die in der gesetzlichen Form erfolgende Eheschließung wird als T. bezeichnet, und man spricht daher von einer Ziviltrauung, wenn die amtliche Bestätigung des Ehebundes durch eine weltliche Behörde (Standesamt) erfolgt. Nachdem jedoch in Deutschland die obligatorische Zivilehe eingeführt ist (s. Ehe, S. 339), versteht man unter T. schlechthin regelmäßig nur die kirchliche Einsegnung der Eheleute, nachdem die Eheschließung selbst vor dem