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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Trockenästung - Trocknen.

trat er wieder ins Kriegsministerium und war von Niel zu seinem Nachfolger ausersehen. Aber seine Schrift "L'armée française en 1867" (Par. 1867, 20. Aufl. 1870), welche mit unerhörtem Freimut alle Schäden der französischen Armee aufdeckte und die einzige Heilung in der Annahme des preußischen Wehrsystems sah, entzog ihm die Gunst des Hofs und machte ihn als Minister des Kaiserreichs unmöglich. Zu Anfang des Kriegs 1870 erhielt er das Kommando der 12. Territorialdivision zu Toulouse und ward dann zum Befehlshaber der Landungsarmee an der deutschen Küste ausersehen. Da diese Landung unterblieb, ernannte ihn der Kaiser im Lager von Châlons 17. Aug. zum Gouverneur von Paris. Indes seine Popularität nützte dem sinkenden Kaiserreich nichts mehr, und als 4. Sept. dasselbe zusammenbrach, trat T. an die Spitze der Bewegung und ließ sich zum Präsidenten der Regierung der nationalen Verteidigung ernennen, blieb aber Generalgouverneur von Paris und Oberbefehlshaber sämtlicher Streitkräfte in der Hauptstadt. Während der Belagerung entfaltete er eine großartige und erfolgreiche Thätigkeit in der Organisation der Verteidigungsarmee; auch war sein Plan, nach Nordwesten, nach Rouen, durchzubrechen, gar nicht unverständig. Derselbe kam jedoch nicht zur Ausführung, weil T. sich mit der Regierung in Tours nicht verständigen konnte und selbst unschlüssig war, denn er hatte kein Vertrauen auf den Erfolg und hielt überhaupt die Verteidigung von Paris für eine "noble Tollheit". Als die Kapitulation, die er mit hochtönenden Phrasen verschworen, unvermeidlich war, legte er sein Amt als Gouverneur 22. Jan. 1871 nieder; Präsident der Regierung blieb er bis zum Zusammentritt der Nationalversammlung. Als Mitglied der Nationalversammlung ergriff er mehrere Male das Wort zu seiner Rechtfertigung; da er indes in der Armeereformfrage Gegner von Thiers war, erhielt er kein Kommando und zog sich 1872 in das Privatleben zurück. Vgl. Trochus Schriften: "L'Empire et la défense de Paris devant le jury de la Seine" (1872); "Pour la vérité et pour la justice" (1873); "La politique et le siége de Paris" (1874) und "L'armée française en 1879, par un officier de retraite" (anonym, 1879).

Trockenästung, die Beseitigung abgestorbener, daher trockner Äste von jungen Nadelhölzern durch Abschneiden mit der Säge unmittelbar am Stamm zur Verhinderung des Einfaulens der Aststummel und zur Erzielung astreinen Holzes.

Trockenbagger, s. Bagger und Erdarbeiten.

Trockenblumen, Blumen, welche entweder vermöge ihrer trocknen Beschaffenheit nach dem Abschneiden ihre Form und Farbe bewahren, sogen. Immortellen, oder solche, die durch ein künstliches Verfahren diese Eigenschaft mehr oder weniger bekommen. Die Immortellen werden noch etwas vor der vollkommensten Ausbildung geschnitten und, in Bündeln aufgehängt, im Schatten getrocknet und gefärbt. Die schönsten Immortellen kommen aus Frankreich, vom Kap und aus Australien. Wichtiger und interessanter sind die Fortschritte im Trocknen weicher Blumen, welches vor 40 Jahren die ersten Anfänge zeigte. Man trocknet jetzt Rosen, Malven, Nelken, Astern, Veilchen etc. und bindet von allen diesen Blumen prachtvolle Sträuße, Kränze etc. Die nicht immortellen Blumen werden, wenn nötig, mit Säuren behandelt, damit sie ihre Farbe behalten oder trocken eine schönere bekommen. Die ihre Form leicht verlierenden Blumen trocknet man in Sand, welcher heiß mit Walrat und Stearin überzogen wurde. Vgl. Lebl, Zimmergärtnerei (Stuttg. 1878); Hein, Das Trocknen und Färben natürlicher Blumen und Gräser (Weim. 1875); Braunsdorf, Das Trocknen, Bleichen etc. natürlicher Blumen und Gräser (Wien 1888).

Trockendocks, s. Dock.

Trockenfäule (Stockfäule), Kartoffelkrankheit, bei welcher die Knollen Löcher zeigen, die häufig mit gelben oder violetten Pilzmassen ausgekleidet sind, und das gebräunte, zuckerhaltige Gewebe zunderartig locker erscheint. Die Schale ist meist besetzt mit weißlichen, dichten, etwas fleischigen Pilzpolstern. Die T. steht in engster Beziehung zur Naßfäule (s. d.), hat aber mit der durch Peronospora infestans erzeugten Kartoffelkrankheit nichts zu thun und wird wahrscheinlich durch Bakterien hervorgerufen. Die Schimmelpilze siedeln sich erst später an. Die T. trat zuerst 1830 in der Eifel auf, verbreitete sich bis 1842 mit zunehmender Heftigkeit und ist seitdem mehr zurückgetreten.

Trockenfrüchte, nicht aufspringende Pflanzenfrüchte, welche keine saftig-fleischige Fruchthülle haben, wie die Achene (s. d.) und die Nuß (s. d.).

Trockenmaschine, Vorrichtung zum Trocknen der Gewebe mittels Wärme, nachdem dieselben gewaschen, gestärkt, gefärbt oder bedruckt sind. Die Trockenmaschinen führen ununterbrochen heiße, trockne Luft über die Zeuge oder bringen letztere mit heißen Körpern in Berührung. Bei der ersten Anordnung ist der Stoff entweder in einen horizontalen Rahmen gespannt, der über einen langen Kasten hinweg bewegt wird, während ein Flügelgebläse heiße Luft von unten gegen das Zeug treibt (Rahmentrockenmaschine), oder das letztere wird im Zickzack über Walzen gezogen, die in geschlossenen Stuben liegen, durch welche mittels Exhaustoren heiße Luft hindurch gesogen wird. Bei der zweiten Anordnung benutzt man ausschließlich 3-15 mit Dampf geheizte, horizontale Drehtrommeln aus Kupfer, mit welchen der zu trocknende Stoff sich bewegt (Trommel-T.), wie bei der Papiermaschine (s. Papier, S. 676) beschrieben wurde.

Trockenobst, s. Obst, S. 310.

Trockenöl, s. v. w. Sikkativ.

Trocknen (Austrocknen), Operation, welche die Entfernung von Wasser aus einer Substanz bezweckt. Sehr wasserreiche Substanzen werden oft durch eine besondere Operation zunächst von einem Teil ihres Wassergehalts befreit (entwässert) und dann erst mehr oder weniger vollständig getrocknet. Da Wasser schon bei gewöhnlicher Temperatur verdunstet, so trocknen viele Körper beim Liegen an der Luft, verlieren aber hierbei ihren Wassergehalt stets nur bis zu einem gewissen, von der Temperatur, der Feuchtigkeit der Luft, der Stärke des Luftwechsels und von ihrer eignen Beschaffenheit abhängigen Grad, sie werden lufttrocken und können durch Erhitzen oder andre Mittel vollständig getrocknet werden. Die wenigsten Körper verharren indes im Zustand völliger Trockenheit, nehmen vielmehr aus der Luft alsbald wieder Feuchtigkeit auf und folgen den Schwankungen des Wassergehalts der Luft. Zum Entwässern dienen je nach der Natur des zu behandelnden Stoffes verschiedene Vorrichtungen. Am häufigsten benutzt man Pressen, oft aber auch Walzen, die häufig mit Filz oder Kautschuk überzogen werden. Den zu entwässernden Stoff leitet man auf endlosem Sieb oder Tuch den Walzen zu und erreicht auf diese Weise die Möglichkeit kontinuierlichen Arbeitens. Für viele Zwecke eignen sich vortrefflich die Zentrifugalmaschinen (Hydroextrakteure), die z. B. zum Entwässern von Geweben und breiförmigen Substanzen