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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Tuchel - Tudor.

Sein Hauptwerk ist der "Kommentar über die Genesis" (Halle 1838; 2. Aufl. von Arnold, das. 1871). Sonst sind zu erwähnen seine Abhandlungen über Ninive (Leipz. 1845), Christi Himmelfahrt (1857), Josephus (1859-60), Antonius Martyr (1864), zur Lautlehre des Äthiopischen u. a.

Tuchel, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, unweit der Brahe und an der Linie Konitz-Laskowitz der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein altes Schloß, ein katholisches Schullehrerseminar, ein Amtsgericht und (1885) 3061 meist kath. Einwohner. Östlich von T. erstreckt sich im Gebiet des Schwarzwassers und der Brahe die 112 km lange und 30-35 km breite, meist mit Kiefernwald bedeckte Tuchelsche Heide.

Tüchersfeld, Dorf im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, Bezirksamt Pegnitz, in dem engen, romantischen Tüchersfelder Thal der Fränkischen Schweiz, an der Püttlach, mit auf und unter den obeliskenartig aufsteigenden, seltsam gebildeten Kalkfelsen erbauten Häusern und (1885) 199 kath. Einwohnern.

Tuchfarbig heißt im Stück nach dem Walken gefärbtes Tuch.

Tuchleder, s. v. w. Ledertuch.

Tückebote, s. v. w. Irrlicht.

Tuckerman (spr. töckermän), Henry Theodore, amerikan. Schriftsteller, geb. 20. April 1813 zu Boston, besuchte 1833 Frankreich und Italien, 1837 England, Malta, Sizilien etc. und ließ sich 1845 in New York nieder, wo er 17. Dez. 1871 starb. Seit W. Irving hat kaum ein Amerikaner im anmutigen und gefälligen Genre der nationalen Schriftstellerei Größeres geleistet und als Kunstkritiker die Pflege der künstlerischen Interessen der Republik in höherm Grad gefördert als T. Er debütierte als Autor mit dem mehrfach aufgelegten "Italian sketch-book" (1835), dem nach seiner zweiten Reise "Isabel, or Sicily" (1839) folgte. Als gewiegter Kritiker that er sich dann hervor in den Werken: "Thoughts on the poets" (1846; deutsch, Marb. 1857); "Artist life, or sketches of American painters" (1847); "Characteristics of literature" (1849-51, 2 Serien) und "The optimist", Essays (1850). Außerdem sind zu erwähnen: das Reiseskizzenbuch "A month in England" (1853); "The leaves from the diary of a dreamer" (1853); "A memorial of Horatio Greenough" (1853); "Biographical essays" (1857) und das treffliche "Book of the artists", Charakteristiken amerikanischer Künstler (1867); endlich eine Biographie des Novellisten J. P. Kennedy (1871). Auch Poetisches, z. B. das didaktische Gedicht "The spirit of poetry" (1851) und "Poems" (1864), hat T. veröffentlicht.

Tuckum, Kreisstadt in Kurland, westlich von Riga, mit welchem es durch eine Eisenbahn verbunden ist, mit hebräischer Kreisschule und (1885) 6678 Einw. Die vom Heermeister Gottfried von Rogge im 14. Jahrh. erbaute Ordensburg gleiches Namens ist längst in Trümmer gesunken. In der Nähe der Berg Hüning (250 m).

Tucopiainseln, drei östlich von dem Santa Cruz-Archipel gelegene kleine Inseln: Tucopia, Anuda oder Cherry und Fataka oder Mitre, zusammen 66 qkm (1,2 QM.) mit 650 polynesischen Einwohnern. Auf den T. lebte Martin Bucher, ein deutscher Matrose aus Stettin, 1813-26 mit einem indischen Gefährten.

Tucson (spr. töcks'n), Hauptstadt des nordamerikan. Territoriums Arizona, am Santa Cruz, einem Nebenfluß der Gila, in ergiebigem Bergbaurevier, mit (1886) 9000 Einw.

Tucuman (von tucma, "Baumwollland"), Binnenprovinz der Argentin. Republik, umfaßt 31,166 qkm (566 QM.) mit (1887) 210,000 Einw., ist einer der gesegnetsten Teile des Staats mit lieblichem Klima, im W. von der malerischen Sierra de Aconquija durchzogen, im O. aber fruchtbares, vom Rio Dolce bewässertes Gelände, wo Mais, Weizen, Zuckerrohr, Reis, Tabak, Kaffee gedeihen. Baumwolle wird jetzt nur wenig gebaut. Überhaupt sind 66,370 Hektar der Kultur gewonnen. Bedeutend ist auch die Viehzucht, und der nach einer ehemaligen Hacienda der Jesuiten genannte Tafikäse erfreut sich eines guten Rufs. Bergbau wird nicht getrieben, obgleich verschiedene Metalle vorkommen. - Die Hauptstadt T. liegt am Sil (obern Rio Dolce), 6 km vom Fuß des Gebirges, 450 m ü. M. und hat (1884) 26,300 Einw. Ihre öffentlichen Gebäude sind meist in sonderbar barockem Geschmack aufgeführt, dagegen sind viele der Privathäuser recht hübsch und zeugen von Wohlstand. An der Plaza Independenzia liegen die dorische Hauptkirche (1856 vollendet), das Cabildo (Regierungsgebäude), ein Klub und ein Franziskanerkloster, an der Plaza Urquiza die Gerichtshöfe und das Gefängnis. Ferner hat T. eine höhere Schule, ein Lehrerseminar, ein Theater, 2 Waisenhäuser, ein Hospital und ein Versorgungshaus. Die Industrie ist vertreten durch 7 Sägemühlen, 8 Kornmühlen und 3 Brauereien, und in der Umgegend liegen außer Orangewäldchen auch große Zuckerplantagen und Brennereien. T. wurde 1564 gegründet. Am 24. Sept. 1812 siegte Belgrano in der benachbarten Ebene über die Spanier, und 9. Juli 1816 erklärte der in T. eröffnete Kongreß die Unabhängigkeit der La Plata-Staaten.

Tudēla, Bezirksstadt in der span. Provinz Navarra, links am Ebro (mit breiter Steinbrücke von 17 Bogen) und an den Eisenbahnen Saragossa-Alsasua und T.-Bilbao in fruchtbarer Ebene gelegen, mit sehenswerter romanischer Kathedrale, einem Instituto, gutem Weinbau, Fabrikation von Tuch, Seiden- und Thonwaren, lebhaftem Handel und (1878) 10,086 Einw. Südöstlich dabei das große Schleusenwerk am Ebro (Bocal del Rey), wo der Kaiserkanal von Aragonien beginnt. T. war von 1784 bis 1851 Bischofsitz. Die Stadt wurde 1141 von Alfons V. den Mauren entrissen. Hier 23. Nov. 1808 Sieg der Franzosen unter Lannes über die Spanier unter Palafox.

Tudor (spr. tjuhdör), engl. Dynastie, regierte von 1485 bis 1603, leitete ihren Ursprung von einem Walliser Edelmann, Owen ap Mergent (Meridith) ap T. (Theodor), ab, welcher 1422 Katharina von Frankreich, die Witwe Heinrichs V. von England, heiratete und dadurch der Stiefvater Heinrichs VI. von England wurde. Sein Sohn Edmund T., Graf von Richmond, vermählte sich 1455 mit Margarete von Beaufort, welche durch ihren Vater von Johann von Gent, dem Stammvater des Hauses Lancaster, abstammte, und der Sohn dieser Ehe, Heinrich T., Graf von Richmond, bestieg, nachdem er bei Bosworth 1485 dem König Richard III. aus dem Haus York Thron und Leben geraubt, als Heinrich VII. den englischen Thron, indem er zugleich durch seine Vermählung mit Elisabeth, der ältesten Tochter Eduards IV. aus dem Haus York, die Ansprüche der beiden Rosen in seiner Person vereinigte. Er hinterließ drei Kinder: Margarete, zuerst mit Jakob IV. von Schottland vermählt und durch ihn