Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Valencĭa; Valencĭa de Alcantăra; Valenciennes; Valenciennesspitzen; Vālens; Valentia; Valentin

37

Valencia - Valentin.

nen (173 Mill. kg). V. hat eine Universität (seit 1410) mit 4 Fakultäten, Bibliothek und berühmtem botanischen Garten, eine Kunstakademie, ein Priester- und ein Lehrerseminar, eine Kunst- und eine Industrieschule, eine erzbischöfliche Bibliothek, ein Gemäldemuseum, eine Strafanstalt (presidio modelo) und einen Stiergefechtzirkus. Es ist Sitz des Generalkapitäns von V. und Murcia, des Gouverneurs, eines Erzbischofs, eines Appellationsgerichts und eines Handelsgerichts sowie eines deutschen Konsuls. - V. ward 138 v. Chr. von D. Brutus im Gebiet der Edetaner angelegt und mit hierher verpflanzten Lusitanern bevölkert. Zu Ende des 5. Jahrh. n. Chr. kam es an die Westgoten, nach dem Fall des westgotischen Reichs aber geriet es 715 unter die Herrschaft der Mauren und wurde eine vollständig arabische Stadt. Anfangs bildete nun das jetzige Königreich V. eine Provinz des Reichs von Cordova; als jedoch das Reich der Kalifen zerfiel, machte sich Muzeik, der Statthalter von V., 1031 unabhängig. Seitdem war V. eins der maurischen Königreiche Spaniens. 1094 ward die Stadt vom Cid erobert, fiel aber nach dessen Tod wieder in die Hände der Mauren, bis Jakob I. von Aragonien sie 1238 eroberte; 1319 wurde V. dauernd mit Aragonien vereinigt. 1609 litt die Stadt und Umgegend sehr durch die Vertreibung der Morisken. 1706 landeten hier die Engländer und Holländer, worauf sich Stadt und Königreich für Karl III. erklärten. Im spanischen Unabhängigkeitskrieg von 1808 bis 1813 stand V. zuerst gegen die Franzosen auf und hielt sich bis 1811. Am 7. Jan. 1812 wurde die Stadt von Suchet genommen. - 2) (Früher Ciudad del Rei), Hauptstadt des Staats Carabobo in der südamerikan. Republik Venezuela, in trefflich angebauter Gegend, 60 km südlich vom Karibischen Meer und unweit westlich vom Tacariguasee (See von V.), 556 m ü. M., hat eine Schule der Wissenschaften, ein Lehrerseminar, 34 andre Schulen, eine Wollenfabrik, Bau von Maschinen und landwirtschaftlichen Geräten und (1881) 36,145 Einw. In der Umgegend Bau von Zuckerrohr und Kaffee. Eine Eisenbahn verbindet die Stadt mit Puerto Cabello. V. wurde 1555 gegründet.

Valencĭa, Herzog von, s. Narvaez.

Valencĭa de Alcantăra, Stadt und Festung in der span. Provinz Caceres, Grenzstation der Eisenbahn Madrid-Caceres-Lissabon, mit Zollamt und (1878) 7795 Einwohnern.

Valenciennes (spr. walangssĭénn), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Nord, am Einfluß der Ronelle in die Schelde, welche die Stadt in mehreren Armen durchströmt, Knotenpunkt der Linien Paris-Douai-Quiévrain, Anor-V., Solesmes-V., Lille-V. und Maubeuge-V. der Nordbahn und eines Zweigs der Lokalbahn Somain-Peruwelz, ist eine Festung ersten Ranges, welche mit Lille, Cambrai und Douai das große nordfranzösische Festungsviereck bildet (Citadelle von Vauban). Unter den Gebäuden zeichnen sich nur die Kirchen Notre Dame du St.-Cordon und St.-Géry sowie das Rathaus aus. Die Zahl der Bewohner beträgt (1886) 20,274 (als Gemeinde 27,575), welche Fabrikation von Batist (die ehemals blühende Spitzenindustrie [s. folg. Art.] ist ganz verschwunden), von Zucker, Chemikalien, Glas etc., Brennereien, Hochöfen und Eisenhütten, Bleichereien und Färbereien und lebhaften Handel mit Holz und Steinkohlen betreiben. V. ist der Sitz eines Gerichtshofs und eines Handelsgerichts sowie einer Filiale der Bank von Frankreich, hat ein Collège, eine Handelsschule, eine Kunstakademie, ein Kunst- und Naturalienkabinett, eine Bibliothek (25,000 Bände), ein Arsenal, ein Theater und eine Börse. In der Nähe reiche Steinkohlenlager (das Becken von V. reicht ins Departement Pas de Calais hinüber und ergab 1886: 10,44 Mill. Ton., d. h. mehr als die Hälfte der gesamten Kohlenproduktion Frankreichs) und starker Zuckerrüben- und Zichorienbau. - V. hieß bei den Römern Valentinianä, später Valentiana und war Standort einer römischen Kohorte. Die Könige der Franken hatten zu V. ein Palatium. Seit 870 zu Deutschland gehörig, kam die Stadt an die Grafschaft Hennegau, dann an Flandern und war Residenz der Grafen von Flandern. 1656 ward sie von Turenne vergebens belagert, aber 1677 von Ludwig XIV. genommen und im Frieden von Nimwegen 1678 an Frankreich abgetreten. 1793 wurde V. von den vereinigten Österreichern und Engländern unter dem Prinzen von Koburg erobert, mußte aber 1794 wieder geräumt werden. Am 1. und 2. Juli 1815 wurde V. von den Niederländern teilweise in Brand geschossen, aber erst 12. Aug. übergeben.

Valenciennesspitzen, geklöppelte Spitzen, welche schon vor Beginn der Regierung Ludwigs XIV. in Valenciennes und Lille angefertigt wurden. Die Blütezeit der Fabrikation fällt in die Zeit von 1725 bis 1780. Der meist viereckig gemaschte Netzgrund und das Muster werden aus demselben äußerst feinen Faden, letzteres ohne Relief, hergestellt. Die Anfertigung ist wegen der großen Zahl der Klöppel sehr kostspielig und zeitraubend. Vgl. Spitzen.

Vālens, Flavius, röm. Kaiser, geboren zu Cibalä in Pannonien, diente unter Kaiser Julianus, wurde 364 von seinem Bruder Valentinianus I. zum Mitregenten angenommen und erhielt die Herrschaft über den Osten des Reichs. Er selbst bewies sich wenig fähig, das Ansehen des Reichs aufrecht zu erhalten; indessen wurden doch die Kriege zunächst von seinen Feldherren nicht eben unglücklich geführt. Eine Empörung des Gegenkaisers Procopius wurde 366 durch die Besiegung desselben unterdrückt; ein Krieg mit den Westgoten (367-369) wurde durch einen nicht unrühmlichen Frieden beendigt, und auch der fast die ganze Regierung V'. ausfüllende Krieg mit dem Perserkönig Sapores hatte keine bleibenden Verluste zur Folge. Als aber V. selbst gegen die Westgoten auszog, denen er den Übergang über die Donau gestattet, und die 377, durch die kaiserlichen Beamten auf alle Art gereizt, zu den Waffen gegriffen hatten, erlitt er 9. Aug. 378 bei Adrianopel eine völlige Niederlage und fand auf der Flucht selbst den Tod. Er war ein eifriger Arianer, und seine Begünstigung des Arianismus hatte die wichtige Folge, daß dieser sich im ganzen Osten seines Reichs verbreitete.

Valentia (spr. walénschia), Insel an der Mündung der Dinglebai an der Südwestküste von Irland, Grafschaft Kerry, mit Schieferbrüchen, vorzüglichem Hafen und 2240 Einw. Von hier führen fünf 1865-75 gelegte Telegraphenkabel nach Nordamerika.

Valentin, Heiliger, ital. Priester, gest. 306 als Märtyrer: sein Tag der 14. Februar (s. Valentinstag).

Valentin, Gabriel Gustav, Physiolog, geb. 8. Juli 1810 zu Breslau, studierte daselbst seit 1828, ließ sich 1833 als Arzt in Breslau nieder, folgte 1836 einem Ruf als Professor der Physiologie nach Bern und starb daselbst 24. Mai 1883. V. hat sich durch bahnbrechende Untersuchungen besonders verdient gemacht um die Physiologie der Verdauung, des Stoffwechsels (des thätigen Muskels) etc. Er schrieb: »Handbuch der Entwickelungsgeschichte« (Berl. 1835); »De functionibus nervorum cerebralium et nervi sym-^[folgende Seite]