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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Vanderbilt - Vanilla.

erst 1824 kehrte er nach Frankreich in seine Vaterstadt zurück, wo er 15. Mai 1830 starb. Vgl. Du Casse, Le général V. et sa correspondance (Par. 1870, 2 Bde.).

Vanderbilt, Cornelius, einer der bedeutendsten Unternehmer Amerikas, wurde 27. Mai 1794 auf Staten Island bei New York als Sohn eines armen Farmers von holländischer Herkunft geboren und begann seine Laufbahn als Verkäufer von Gemüsen und Früchten, die er in einem Boot auf den New Yorker Markt brachte; vom Glück begünstigt, vergrößerte sich sein Geschäft; während des Kriegs mit England 1812-15 war er Lieferant für mehrere Forts des New Yorker Hafens, und in den folgenden Jahren betrieb er bereits einen umfangreichen Küstenhandel bis hinauf nach Charleston. Der Unternehmer der Dampferlinie zwischen New York und Philadelphia, Thomas Gibbons, stellte ihn 1818 an die Spitze seines Geschäfts, wo er sich die Kenntnisse und weitern Mittel erwarb, um nach zehn Jahren eine eigne Dampferlinie ins Leben zu rufen. Immer vom Glück begünstigt, gründete er nacheinander fünf der wichtigsten Dampferlinien und war 1857 Herr einer Flotte von über 100 Schiffen, als er sich der Eisenbahnspekulation mit nicht minderm Erfolg in die Arme warf, so daß er bei seinem 4. Jan. 1877 erfolgten Tod Besitzer und Leiter von drei der rentabelsten Bahnlinien war und seinem Sohn William (geb. 8. Mai 1821 zu New Brunswick, gest. 8. Dez. 1885 in New York) ein Vermögen von 70-100 Mill. Doll. hinterließ. Vgl. Croffut, The Vanderbilts (Lond. 1886); Glardon, Les V. et leur fortune (Par. 1889).

Vanderstraeten (spr. -straten), Edmond, belg. Musikschriftsteller, geb. 3. Dez. 1826 zu Oudenaarde, studierte in Gent Philosophie und ließ sich 1857 zu Brüssel nieder, wo er, von einem mehrjährigen Aufenthalt in Dijon abgesehen, seitdem lebt und eine Stelle an der königlichen Bibliothek bekleidet. Vanderstraetens Hauptwerk ist »La musique aux Pays-Bas« (bis jetzt 8 Bde., Gent 1867-88), eine wahre Fundgrube wertvoller historischer Notizen, aber beinahe aphoristisch geschrieben. Außerdem veröffentlichte er noch eine größere Anzahl mehr oder minder ausgeführter Monographien über einzelne Musiker, wie C. F. de Hollandre (1854), Coussemaker (1858), J. ^[Jacques] de Gouy (1863), J. F. J. ^[Jan Baptist Jozef?] Janssens (1866) etc., ferner: »Le théâtre villageois en Flandre« (1874-81, 2 Bde.); »Les musiciens belges en Italie« (1875); »Voltaire musicien« (1878); »Lohengrin, instrumentation et philosophie« (1879) u. a.

Vandiemengolf, großer Busen des Timormeers zwischen der Koburghalbinsel und der Nordküste Australiens. Durch die vorgelagerten Inseln Melville und Bathurst werden die Dundas- und die Clarencestraße gebildet. Teile des Golfs sind die Adam-, Chambers- und Finkebai und das Sir George Hope Inlet.

Vandiemensland, s. Tasmania.

Vandsburg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, Kreis Flatow, an einem See, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, eine Präparandenanstalt, ein Amtsgericht, eine Dampfschneidemühle, besuchte Pferde- u. Viehmärkte und (1885) 1668 meist evang. Einwohner.

Van Dyck, s. Dyck.

Vandycksrot (Vandycksbraun), s. Englischrot.

Vane (spr. wehn), Sir Henry, namhafter engl. Politiker, geb. 1612, Sohn des Staatssekretärs Karls I., Sir Henry V. (gest. 1654), machte große Reisen auf dem Festland, hielt sich dann einige Jahre in Amerika auf, trat 1640 in das Lange Parlament, gehörte hier zur äußersten Opposition und hatte an allen wichtigern Maßregeln desselben großen Anteil, namentlich wirkte er gegen jeden Ausgleich mit dem König. Von 1649 bis 1653 war er Mitglied des Staatsrats, schloß sich aber nach der Sprengung des Rumpfparlaments den Gegnern Cromwells an und wurde von demselben 1656 auf vier Monate gefangen gesetzt. 1659 wurde er in das Parlament Richard Cromwells gewählt und hatte an dessen Entsetzung namhaften Anteil. Nach der Restauration Karls II. wurde er wegen Teilnahme am Morde des Königs Karl I. angeklagt und 14. Juni 1662 hingerichtet. Von ihm stammen die jetzigen Herzöge von Cleveland.

Vanellus, Kiebitz.

Vanessa, Eckflügler.

Vangerow, Karl Adolf von, ausgezeichneter Pandektist, geb. 5. Juni 1808 zu Schiffelbach in Kurhessen, studierte zu Marburg, habilitierte sich 1830 als Privatdozent daselbst, wurde 1833 außerordentlicher, 1837 ordentlicher Professor und folgte 1840 einem Ruf nach Heidelberg an Thibauts Stelle, wo er 1849 zum Geheimrat ernannt ward. Er starb 11. Okt. 1870 daselbst. Sein Hauptwerk ist der sehr geschätzte »Leitfaden für Pandektenvorlesungen«, später unter dem Titel: »Lehrbuch der Pandekten« (Marb. 1839-45, 3 Bde.; 7. Aufl., das. 1863-70; neuer Abdruck 1875-77). Außerdem schrieb er: »Über die Latini Juniani« (Marb. 1833) und »Über die Lex Voconia« (Heidelb. 1863). Seit 1841 war er Mitherausgeber des »Archivs für die zivilistische Praxis«. Vgl. Marquardsen, In memoriam! K. A. v. V. und Robert v. Mohl (Münch. 1876).

Vanglopflanze, s. Sesamum.

Vanikoro (Wanikoro), Insel, s. Santa Cruz.

Vanilla Swartz (Vanille), Gattung aus der Familie der Orchideen, hochklimmende, krautige Schlingpflanzen mit Luftwurzeln, grünem, fleischigem Stamm, wechselständigen, oblongen, meist fleischigen Blättern, großen, in achselständigen Trauben oder Doldentrauben stehenden Blüten und verlängerter, schotenartiger, bei der Reife etwas fleischiger Frucht, welche von der Spitze zweiklappig aufspringt und mit einem balsamischen, von sehr kleinen Samen strotzenden Mus erfüllt ist. V. planifolia Andr. (s. Tafel »Gewürzpflanzen«), mit kurzgestielten, länglichen bis länglich-ovalen, fast flachen Blättern, gelblichgrünen, geruchlosen Blüten und 15-25 cm langen, bis 13 cm breiten, nach beiden Enden verschmälerten, stumpf dreikantigen Früchten, wächst in der heißen Region des östlichen Mexiko in feuchten, schattigen, warmen Wäldern und klimmt hoch an Bäumen empor; sie wird dort namentlich in den Küstenstrichen von Veracruz, auch an der Westseite der Kordilleren in Oajaca, Tabasco, Chiapas und Yucatan, ferner auf Mauritius, Réunion und Java und in Westindien kultiviert. Die Frucht gewinnt durch die Kultur an Aroma und wird am höchsten geschätzt, wenn sie lang und fleischig, stark aromatisch, dunkel braunschwarz, mit Kristallen bedeckt und nicht aufgesprungen ist. Die Kultur ist einfach: man befestigt 1 m lange Setzranken an Bäumen (häufig Kakaobäumen), indem man sie kaum die Erde berühren läßt. Sie schlagen dann sehr bald in die Rinde Wurzeln, und vom dritten Jahr an geben die Pflanzen 30-40 Jahre hindurch jährlich etwa 50 Früchte. Eine Selbstbefruchtung ist bei dem eigentümlichen Bau der Blüte nicht möglich; in Mexiko wird die Befruchtung durch ein Insekt bewirkt, seitdem aber Morren in Lüttich 1837 gezeigt hat, daß jede andre Übertragung der Pollenmasse zur Befruch-^[folgende Seite]