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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Veen; Vega; Vega Carpio

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Veen - Vega Carpio.

Veen, s. Fagne und Fenn.

Veen (das Hohe V.), s. Venn.

Vega (span.), fruchtbare Ebene.

Vega (Concepcion de la V.), Stadt in der Dominikanischen Republik auf Haïti, am Camu, in der fruchtbaren Vega Real, 1570 gegründet, mit ca. 9000 Einw.

Vega, 1) Georg, Freiherr von, Mathematiker, geb. 1756 zu Sagoritza in Krain, studierte zu Laibach, wurde dann als Navigationsingenieur angestellt, ging aber später zur Artillerie über und ward Lehrer der Mathematik im 2. Feldartillerieregiment und sodann bei Errichtung des Bombardierkorps Professor der Mathematik. Nachdem er in den Feldzügen gegen die Türken und Franzosen mit Auszeichnung gedient, ward er 1800 in den Freiherrenstand erhoben und 1802 zum Landesmitstand des Herzogtums Krain aufgenommen. Am 26. Sept. 1802 fand man ihn tot in der Donau, und erst 1811 ward entdeckt, daß ein Müller ihn ermordet hatte. Vegas »Vorlesungen über die Mathematik« (Bd. 1: Rechenkunst u. Algebra, 7. Aufl., Wien 1850; Bd. 2: Geometrie, 8. Aufl. 1848; Bd. 3: Mechanik, 5. Aufl. 1839; Bd. 4: Hydrodynamik, 2. Aufl. 1819) sind durch Reichhaltigkeit und verständliche Schreibart ausgezeichnet; das größte Verdienst jedoch erwarb er sich durch die Herausgabe seiner »Logarithmischen, trigonometrischen und andern Tafeln« (das. 1783; neue Aufl. in 2 Bdn., Leipz. 1797; später hrsg. von Hülße, 1840 u. 1849); »Logarithmisch-trigonometrisches Handbuch« (das. 1793; später von Hülße und dann von Bremiker hrsg., 70. Aufl. 1887) und »Thesaurus logarithmorum completus« (das. 1794); »Anleitung zur Zeitkunde« (Wien 1801); »Natürliches Maß-, Gewichts- und Münzsystem« (hrsg. von Kreil, das. 1803).

2) Span. Dichter, s. Garcilaso de la Vega.

Vega Carpio, Lope Felix de, der genialste dramatische Dichter Spaniens, geb. 25. Nov. 1562 zu Madrid aus einem altadligen kastilischen Geschlecht, zeigte früh eine ungewöhnliche Begabung für die Dichtkunst und soll schon in seinem zwölften Jahr kleine Komödien geschrieben haben. Nachdem er seine erste Bildung auf dem Colegio imperial zu Madrid erhalten hatte, machte er seine theologischen und philosophischen Studien auf den Universitäten Salamanca und Alcalá de Henares, an welch letzterer er den Grad eines Bakkalaureus erwarb. Nach vollendeten Studien trat er in die Dienste des Herzogs von Alba (Enkel des berühmten Feldherrn), für welchen er seinen Schäferroman »Arcadia« schrieb. Der unglückliche Ausgang eines Liebesverhältnisses veranlaßte ihn, Kriegsdienste zu nehmen, und er machte die Expedition gegen die Azoren (1582) mit. Nach seiner Rückkehr wurde er aus Gründen, über welche es an sichern Nachrichten fehlt, ins Gefängnis gesetzt, entfloh aber aus demselben und nahm Dienste auf der Armada, die Philipp II. gegen England schickte. Nach dem Scheitern der Expedition nach Spanien zurückgekehrt, verheiratete sich V. mit einer Dame aus edlem Geschlecht, mußte aber bald nachher infolge eines unglücklichen Zweikampfes wieder seine Vaterstadt verlassen. Er begab sich nach Valencia, damals dem Sitz einer Schule dramatischer Dichter, zu welchen er nunmehr in nähere Beziehung trat. Um diese Zeit begann auch erst seine Thätigkeit für die Bühne. 1595 erhielt er die Erlaubnis, nach Madrid zurückzukehren, verlor aber bald nachher seine Gattin durch den Tod und trat hierauf als Sekretär in die Dienste des Marquis de Malpica, später in die des Grafen von Lemos, mit welchem er einen Teil von Italien bereiste. Nach seiner Rückkehr verließ er diese Stellung, um sich zum zweitenmal zu verheiraten, und lebte nun eine Reihe von Jahren ganz seiner litterarischen Thätigkeit. Durch den Tod seiner zweiten Gattin und eines Kindes (1607) tief gebeugt, ließ er sich zum Priester weihen und trat 1611 in die Orden tercera de San Francisco. Sein Dichterruhm stieg nun schnell, er beherrschte die spanische Bühne allein, die ganze Nation bewunderte ihn, vom Hof wurde er mit Ehrenbezeigungen überhäuft. Nachdem die Inquisition ihn bereits durch die Ernennung zu ihrem Familiar ausgezeichnet hatte, wurde er 1618 apostolischer Protonotar beim Erzbistum Toledo und von Urban VIII. 1628 zum Ritter des Johanniterordens ernannt. Er starb 21. Aug. 1635.

V. ist der fruchtbarste Dichter aller Zeiten. Man hat von ihm zwei Epopöen: »Angelica« u. »La Jerusalén conquistada«, fünf mythologische Gedichte: »Circe«, »Andromeda«, »Philomela«, »Orfeo« und »Proserpina«, drei größere historische Gedichte: »San Isidro«, »La Dragontea« und »La virgen de la Almudena«, ein meisterhaftes komisches Heldengedicht unter dem Namen Tomé de Burguillos: »La Gatomaquia«, mehrere beschreibende und didaktische Gedichte, eine Unzahl von Sonetten, Romanzen, Oden, Elegien, Episteln etc., mehrere Romane, teils in Prosa, teils in Versen und Prosa, und acht Novellen in Prosa. Eine Gesamtausgabe dieser verschiedenen Werke besorgte Cerda y Rico unter dem Titel: »Coleccion de las obras sueltas de Lope de V.« (Madr. 1776-79, 21 Bde.). Eine Auswahl unter dem Titel: »Obras no drámaticas de Lope de V.« bildet den 38. Band der Ribadeneyraschen Sammlung. So groß die Anzahl dieser vermischten Werke ist, so beruht Vegas dichterischer Ruhm doch auf seinen dramatischen Werken. Er hat über 1500 Komödien geschrieben, von welchen indessen nur noch etwas über 500 vorhanden sind; davon sind 340 in der großen Sammlung seiner »Comedias« (Madr. 1604-47, 28 Bde.) gedruckt. Eine Auswahl der besten darunter veranstaltete Hartzenbusch: »Obras dramáticas escogidas de Lope de V«. (Madr. 1853-1860, 4 Bde.). Eine Anzahl bisher ungedruckter erschien unter dem Titel: »Comedias inéditas de Lope de V.« (Madr. 1873, Bd. 1). Andre existieren nur noch in Einzeldrucken und handschriftlich. Dazu kommen noch eine große Anzahl Autos, Loas und Entremeses, die in verschiedenen Sammlungen zerstreut sind. V. ist der eigentliche Begründer des spanischen Nationaldramas. Stoff, Behandlungsweise und Form seiner Stücke sind durchaus volkstümlich. Indem er den Geschmack seines Publikums zu seiner Richtschnur nahm, wußte er, selbst durch und durch Spanier und begabt mit einer fast unerschöpflichen Erfindungsgabe, Sitten und Gewohnheiten, Denkungsart und Charaktereigentümlichkeiten seiner Nation in größter Naturwahrheit poetisch zu gestalten und die dramatische Handlung zugleich in die dem nationalen Gefühl am meisten zusagende äußere Form zu bringen, wobei ihm seine beispiellose Gewalt über die Sprache und Gewandtheit in der Versifikation zu statten kamen. Bei seiner außerordentlichen Produktivität erscheint die Zahl vortrefflicher Stücke, die er geliefert, neben den mittelmäßigen und schwachen noch immer sehr groß, und alle Stilarten des Dramas sind darunter vertreten. Deutsche Übersetzungen einiger Stücke hat man von Malsburg (Dresd. 1824), Soden (Leipz. 1820), Dohrn (Hamb. 1844), Schack (Frankf. 1845), M. Rapp (in »Spanisches Theater«, Bd. 3 u. 4, Hildburgh. 1869) und Lorinser (Regensb. 1877). Analysen von 24 seiner Stücke gab Enk in seinen »Studien