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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Velbert; Velburg; Velde

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Velbert - Velde.

religiöse Bilder: die Anbetung der Könige (1619, im Pradomuseum zu Madrid) und die Anbetung der Hirten (in der Nationalgalerie zu London). Im J. 1622 begab sich V. nach Madrid, um dort Beschäftigung als Hofmaler zu suchen, erreichte aber zunächst nicht sein Ziel, sondern wurde erst im Frühjahr 1623 auf Veranlassung des Herzogs von Olivarez nach Madrid berufen, wo er durch ein Reiterbildnis des Königs Philipp IV. dessen Gunst gewann und 6. Okt. 1623 als Hofmaler in den Dienst des Königs trat. Er erhielt ein Atelier im königlichen Schloß und führte dort im Auftrag des Königs eine große Zahl von Bildnissen der Mitglieder der königlichen Familie und der Großen des Hofs aus. Am zahlreichsten sind darunter die Porträte des Königs aus allen Lebensaltern. Von Bildern andrer Gattung entstanden in dieser ersten Madrider Periode nur ein Geschichtsbild: die Vertreibung der Mauren, welches zu Grunde gegangen ist, und das unter dem Namen Los borrachos (die Trinker) bekannte Bild des Madrider Museums, welches den jugendlichen Bacchus, Kränze an Zechbrüder aus dem Volk verteilend, darstellt. In der plastischen Kraft der Modellierung und in der Mannigfaltigkeit der Beleuchtung bezeichnet dieses Bild den Höhepunkt der ersten Periode des V. 1629 ging er nach Italien, wo er zwar in Venedig Tintoretto, in Rom Raffael und Michelangelo studierte, aber die bereits fest ausgebildete nationale Eigentümlichkeit seines Stils beibehielt. In Italien, wo er bis Anfang 1631 blieb, entstanden unter andern zwei Geschichtsbilder: die Söhne Jakobs bringen diesem Josephs blutigen Rock (im Escorial) und Apollo in der Schmiede Vulkans (im Museum zu Madrid), letzteres nach Woermanns Urteil »technisch und malerisch zu den gewaltigsten Bildern dieser Erde« gehörend, und einige landschaftliche Ansichten aus Rom. In Madrid beschäftigte ihn wieder zumeist die Bildnismalerei. Neben verschiedenen Porträten des Königs, der Königin und der königlichen Prinzen malte er in dieser zweiten Periode seiner Madrider Zeit um 1640 das große Reiterbildnis des Herzogs von Olivarez (im Museum zu Madrid), eins seiner Hauptwerke, dann eine Reihe von Spaßmachern, Hofzwergen und sonstigen Mißgeburten, mehrere Ansichten aus dem Park von Aranjuez, einen Christus am Kreuz für das Nonnenkloster San Placido (jetzt im Museum zu Madrid) und das Hauptwerk unter seinen Geschichtsbildern, die unter dem Namen Las Lanzas bekannte Übergabe von Breda (um 1647, im Museum zu Madrid). Ende 1648 ging V. zum zweitenmal nach Italien, um im Auftrag des Königs Kunstwerke als Vorbilder für eine in Madrid zu gründende Kunstakademie anzukaufen. Er blieb bis Juni 1651 in Italien, wo er unter andern das Bildnis des Papstes Innocenz X. (im Palazzo Doria zu Rom), nach Burckhardts Urteil »das beste Papstporträt des Jahrhunderts«, malte. Nach Madrid zurückgekehrt, mußte V. wegen der zweiten Heirat des Königs mit Maria Anna von Österreich seine Thätigkeit als Hofmaler noch steigern, fand daneben aber auch noch die Zeit, seine eignen künstlerischen Neigungen in einem religiösen Bilde, dem Besuch des heil. Abtes Antonius bei dem heil. Einsiedler Paulus in der Wüste, und zwei Meisterwerken ersten Ranges, den Teppichwirkerinnen und dem unter dem Namen Las Meninas (die Hofdamen) bekannten Bild, welches V., die königliche Familie malend, darstellt (sämtlich im Museum zu Madrid), zu befriedigen. Seine aufreibende Thätigkeit im Dienste des Königs zog ihm ein hitziges Fieber zu, an welchem er 6. Aug. 1600 in Madrid starb. V. ist einer der größten Bildnismaler aller Zeiten, welcher den Naturalismus zu einem neben der idealistischen Kunstauffassung gleichberechtigten Stil erhoben hat, ohne jemals in Manier zu verfallen. Sein höchstes Ziel war auf die streng objektive Nachahmung der Natur bei geistreicher und individueller Auffassung gerichtet, und deshalb ist sein Stil auf die ihm geistesverwandte Malerei der zweiten Hälfte des 19. Jahrh. von großem Einfluß geworden. Seine Malweise hat verschiedene Wandlungen durchgemacht. Von einer kräftig-pastosen, warmen Farbengebung mit bräunlichen Schatten ausgehend, lernte er allmählich die Einwirkung der freien Luft auf Figuren und Gegenstände kennen und hüllte schließlich alle Lokalfarben in einen kühlen, grauen Ton, welcher seinen reifsten Schöpfungen das Gepräge gibt. In seinen letzten Arbeiten löste er die früher verschmolzene Behandlung in lauter einzelne, leicht hingesetzte Pinselstriche auf, die erst bei der Betrachtung aus größerer Entfernung zu einem einheitlichen Gewebe von geschlossener Harmonie zusammenwachsen. Außerhalb Madrids findet man Werke von V., zumeist Porträte, besonders in der kaiserlichen Galerie zu Wien, in englischen Privatsammlungen und in den Museen zu Berlin, Dresden und Frankfurt a. M. Vgl. Stirling, V. and his works (Lond. 1855; deutsch, Berl. 1856; franz. Ausg., Par. 1865); Lücke in Dohmes »Kunst und Künstler«, Bd. 3; Woermann, Geschichte der Malerei, Bd. 3; Curtis, V. and Murillo (Lond. 1883); Lefort, V. (Par. 1888); Justi, Diego V. und sein Jahrhundert (Bonn 1888, 2 Bde.).

Velbert, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Mettmann, 246 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein neues Rathaus, sehr bedeutende Kleineisen- und Messingwarenindustrie, Eisen- und Gelbgießerei, Dampfschleiferei, Seidenwinderei, Tabaks- und Zigarren-, Maschinen- und Knopffabrikation, Ziegeleien und Kalkbrennerei, Bierbrauerei, Spiritusbrennerei, Wasser- und Dampfmühlen und (1885) 10,588 meist evang. Einwohner. In der Nähe Blei- und Eisenerzgruben sowie bedeutende Kalksteinbrüche.

Velburg, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bezirksamt Parsberg, an der Schwarzen Laber, hat eine kath. Kirche, eine Burgruine und (1885) 1129 Einw. Nahebei das Schloß Helfenstein und die als Hollöcher bekannten Höhlen.

Velde, van de, holländ. Künstlerfamilie: 1) Jan, Sohn des seinerzeit berühmten Schreibmeisters Jan van de V. aus Antwerpen, geboren zwischen 1595 und 1597 zu Rotterdam, war ein fruchtbarer Kupferstecher und Radierer, welcher bei J. ^[Jacob] Matham gelernt hatte. Er erscheint 1614 als Mitglied der Haarlemer Malergilde und bekleidete 1635 das Amt eines Kommissars derselben. Er starb vor 1652. Vgl. Franken und van der Kellen, L'Œuvre de Jan van de V. (Amsterd. 1883).

2) Esaias, geboren vor 1590 zu Rotterdam, war seit 1610 in Haarlem ansässig, trat 1612 in die Malergilde daselbst und starb im November 1630. Er hat figurenreiche Landschaften zur Sommer- und Winterzeit (Kirmessen, Volksbelustigungen, Jagdszenen, Eislauf, Gartenfeste, Reitergefechte u. dgl.) in lebendiger und geistreicher Auffassung gemalt und auf die Entwickelung der Landschaftsmalerei in Haarlem einen bedeutenden Einfluß geübt.

3) Willem der ältere, geb. 1611 oder 1612 zu Leiden, Marinezeichner, war bis 1657 in Amsterdam thätig, ging später nach London, wo er Hofmaler Karls II. und Jakobs II. war und 1693 starb. Er fer-^[folgende Seite]