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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Vereinigte Staaten von N.-A.

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Vereinigte Staaten von N.-A. (Geschichte 1832-1859).

ster als Partei der »Whigs« neu konstituiert hatte, leistete energischen Widerstand, und der Kongreß bewilligte der Bank 1832 die Erneuerung ihres Privilegiums; aber Jackson legte sein Veto ein und erlangte 1836 im Kongreß die Verweigerung des Bankprivilegiums, was 1837 die Auflösung der Nationalbank und eine sehr schädliche Störung des Geldverkehrs zur Folge hatte.

Dennoch ward 1836 wieder ein Demokrat, van Buren, gewählt, nachdem er sich verpflichtet hatte, jedem Versuch des Kongresses, seine verfassungsmäßigen Befugnisse gegen die Sklaverei zu üben, unbeugsamen Widerstand entgegenzusetzen. Die durch englisches Kapital beförderte Überspekulation, namentlich die fieberhaft hastige Anlegung von Plantagen mit Sklaverei zur Vermehrung der Sklavenstaaten und die übermäßige Baumwollproduktion, führte unter van Burens Präsidium (1837-41) schwere wirtschaftliche Schläge sowie eine Finanznot der Union herbei, welche das Ansehen der demokratischen Partei erheblich schwächten, ohne daß die Whigs die Herrschaft erlangten. Bei der neuen Präsidentenwahl 1840 entstand daher eine solche Verwirrung in den Ansichten und Parteiungen, daß der eigentliche Kandidat der Whigs, Henry Clay, aus der Vorwahl beseitigt und ein unbekannter Neuling (dark horse), General Henry Harrison, ohne jedes Programm als Kandidat der Whigs proklamiert und zum Präsidenten, John Tyler zum Vizepräsidenten gewählt wurden. Harrison starb aber schon einen Monat nach seinem Amtsantritt (4. April 1841), und Tyler ward nun Präsident. Obwohl von den Whigs gewählt, zerfiel er bald mit dieser Partei, indem er gegen die Wiedererrichtung der Nationalbank sein Veto einlegte, und schloß sich der Demokratie an, welche auch im Kongreß bald wieder die Mehrheit erlangte. Die Finanzen der Union wurden immer schlechter und ergaben für ein Jahr 16 Mill. Defizit (nicht weniger als 2,600,000 Doll. waren durch Beamte veruntreut worden); mehrere Einzelstaaten halfen sich durch einfache Repudiation der Staatsschulden aus ihrer bedrängten Lage. Um durch Vermehrung der Sklavenstaaten den Einfluß der demokratischen Partei zu befestigen, erlangte Tyler vom Kongreß, nachdem 1836 ein Sklavenstaat, Arkansas, und ein freier Staat, Michigan, aufgenommen worden, 1845 die Zustimmung zur Aufnahme von Florida und Iowa als selbständiger Staaten und zur Einverleibung des von Mexiko abgefallenen Texas, dessen Erwerbung für den Süden von der größten Wichtigkeit war. Dieselbe zu sichern, mußte sich der neue Präsident, James Polk, der am 4. März 1845 auf Tyler folgte, vor allem verpflichten. Im Juli ließ er bereits eine kleine Streitmacht unter General Taylor in Texas einrücken, um das Land bis zum Rio Grande zu besetzen, und 29. Dez. 1845 bestätigte der Kongreß die Aufnahme Texas als eines Staats in die Union. Mexiko erklärt zwar sofort den Krieg, aber innere Unruhen schwächten seine Widerstandskraft (s. Mexiko, Geschichte, S. 565). Taylor rückte über den Rio Grande in das mexikanische Gebiet ein und siegte im September 1846 bei Monterey und 22.-23. Febr. 1847 bei Buena Vista. Gleichzeitig besetzten amerikanische Truppen Neumexiko und Kalifornien. Die eigentliche Entscheidung im Krieg führte die Armee des Generals Scott herbei, der am 9. März 1847 in Veracruz landete und nach mehreren siegreichen Gefechten 14. Sept. in die feindliche Hauptstadt einzog. In dem Frieden, welcher 2. Febr. 1848 zu Guadelupe Hidalgo zu stande kam, trat Mexiko Texas bis zum Rio Grande, Neumexiko und Kalifornien gegen eine Entschädigung von 15 Mill. Doll. an die Union ab, deren Gebiet nun vom Atlantischen bis zum Stillen Ozean reichte.

Im März 1849 ward General Taylor als Kandidat der Whigpartei Präsident. Derselbe starb jedoch schon 9. Juli 1850 und hatte den Vizepräsidenten Fillmore zum Nachfolger, der, obwohl ebenfalls Whig, sich durch seine Schwäche zum Werkzeug der demokratischen Partei machte und dieselbe zu einem Hauptschlag gegen die Feinde der Sklaverei, die Abolitionisten und die Freibodenmänner (freesoilers), welche in den Nordstaaten zu einer ansehnlichen Partei herangewachsen waren, ermutigte. Die rasche Vermehrung der Bevölkerung in dem obern Mississippigebiet, welche 1848 wiederum die Bildung eines Nichtsklavenstaats (Wisconsin) zur Folge hatte, machte nämlich die Sklavenhalter um ihre Herrschaft ernstlich besorgt. Als nun 1850 Kalifornien seine Aufnahme in die Union als Staat verlangte, beantragten die Sklavenhalter, daß Kalifornien sowie jedem neukonstituierten Staat auch nördlich vom 36. Breitengrad, entgegen dem Missourikompromiß von 1820, das Recht zustehen solle, über Einführung oder Abschaffung der Sklaverei selbst zu bestimmen, und drohten im Fall der Ablehnung ihres Antrags mit Auflösung der Union. Die Whigpartei wagte nicht den angebotenen Kampf aufzunehmen; ihr Führer Clay ließ sich zu einem neuen Kompromiß (7. Sept. 1850) herbei, wonach Kalifornien zwar als ein freier Staat aufgenommen und der Sklavenhandel im Bundesdistrikt Columbia verboten, aber den Territorien Utah und Neumexiko die Entscheidung über Einführung oder Verwerfung der Sklaverei überlassen und ein gehässiges Gesetz gegeben wurde, das die Auslieferung der in die freien Staaten geflüchteten Sklaven gebot. Auf Fillmore folgte 4. März 1853 Franklin Pierce, ein blinder Anhänger der demokratischen Partei, welche nun ihr Ziel, Erweiterung des Gebiets für Baumwollkultur und Sklavenarbeit, rücksichtslos verfolgte. Einer ihrer Führer, Douglas, brachte noch 1853 eine Bill im Kongreß ein, wonach die Gebiete Kansas und Nebraska als Territorien organisiert und die Einwohner über die Sklaverei entscheiden sollten, obwohl beide Länder nördlich von 36° 30' nördl. Br. lagen. Die Kansas-Nebraskabill wurde wirklich 31. Mai 1854 vom Kongreß genehmigt. Auch die Erwerbung von Cuba und Gebietsteilen in Zentralamerika wurde in Aussicht genommen, um durch sie die Zahl der Sklavenstaaten zu vermehren, und mehrere, übrigens erfolglose Freibeuterzüge nach jenen Ländern wurden von der Unionsregierung unterstützt.

Nun raffte sich endlich der Norden zu entschlossener Thätigkeit auf. Tausende, namentlich aus Neuengland, wanderten nach Kansas und vereitelten den Plan der Sklavenhalter, indem sie das Territorium der freien Arbeit retteten. Die alten Whigs, die Freibodenmänner und ein Teil der nördlichen Demokraten thaten sich unter der Führung von Sumner und Stevens zu einer neuen »republikanischen Partei« zusammen, welche bei der Präsidentenwahl 1856 den Obersten Fremont als Kandidaten aufstellte und beinahe den Sieg über den demokratischen, Buchanan, errungen hätte. Dieser trat 4. März 1857 sein Amt an und begünstigte ganz offen das Bestreben der südlichen Aristokratie, entweder den Norden ihrem Willen zu unterwerfen, oder die Union zu sprengen. Der Aufstandsversuch des eifrigen Abolitionisten Brown zu Harper's Ferry in