Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

201

View - Vigilantius.

Ruf als Lehrer an das Brüsseler Konservatorium, wo er mit größtem Erfolg wirkte, bis er 1873 durch eine Lähmung der linken Hand genötigt war, seine Entlassung zu nehmen. Er starb 6. Juni 1881 in Mustafa bei Algier, wohin er sich zur Stärkung seiner Gesundheit begeben hatte. V. vereinte als Virtuose wie als Komponist die Gediegenheit der deutschen mit der Grazie und dem Glanz der französisch-belgischen Schule. Seine Solokompositionen für sein Instrument, namentlich seine vier Konzerte, die Phantasie-Kaprice, Ballade und Polonäse u. a., gehören zu den wertvollsten der gesamten Geigenlitteratur; aber auch seine Streichquartette, Sonaten und Orchesterwerke zeigen überall den genialen und klassisch gebildeten Musiker. - Seine Gattin Josephine Eder, geb. 16. Dez. 1815 zu Wien, gest. 20. Juni 1868 in La Celle St.-Cloud bei Paris, war eine vortreffliche Klavierspielerin und unterstützte ihn vielfach auf seinen Kunstreisen. Vgl. Kufferath, Henri V. (Brüssel 1883).

View (engl., spr. wjuh), Ansicht, Aussicht.

Vieweg, Hans Friedrich, Buchhändler, geb. 11. März 1761 zu Halle, etablierte sich 1786 in Berlin, siedelte 1799 auf Veranlassung des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand, der seine Residenz zu einem Zentralpunkt des litterarischen Verkehrs in Deutschland erheben wollte, mit seiner Buchhandlung und Druckerei nach Braunschweig über und verlegte dort mehrere Schriften von Alxinger, Goethe (»Hermann und Dorothea«), Wilh. und Alex. v. Humboldt, F. v. Kleist, L. Klenze etc. Der Ausführung der ursprünglichen Pläne ward durch den Ausbruch des Kriegs zwischen Frankreich und Preußen ein Ziel gesetzt. Seine besondere Pflege wandte er der Druckerei zu, welche er durch eine Schriftgießerei und Spielkartenfabrik ergänzte, wie auch seine Buchhandlung 1818 durch die Vereinigung mit der ihm von seinem Schwiegervater J. H. ^[Joachim Heinrich] Campe hinterlassenen »Schulbuchhandlung« (Sortiment) eine bedeutende Erweiterung erfuhr. Nachdem 1825 bereits sein ältester Sohn, Eduard (geb. 15. Juli 1797), Teilhaber des von nun an »Friedrich V. u. Sohn« zeichnenden Geschäfts und 1834 alleiniger Chef desselben geworden, starb er 26. Dez. 1835. Der genannte Sohn führte sämtliche Geschäftszweige zu immer größerer Blüte und gab seinem Verlag durch Pflege einer vorzugsweise naturwissenschaftlichen Richtung eine hervorragende Bedeutung. Nach dem Tod Eduard Viewegs (1. Dez. 1869) wurde dessen Sohn Heinrich (geb. 1826) Besitzer des Geschäfts.

Vif (franz., spr. wihf, lat. vivus), lebendig, lebhaft.

Vig., bei naturwiss. Namen Abkürzung für N. A. Vigors, gest. 1840 als Mitdirektor am britischen Museum. Ornitholog.

Vigan, Le (spr. wigāng), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Gard, in schönem, wohlbebautem Thal am Arre und der Bahn Lunel-V., hat einen Gerichtshof, ein Kommunalcollège, eine reformierte Konsistorialkirche, einen Gewerberat, Steinkohlengruben (5000 Ton. jährliche Ausbeute), Brüche von Marmor und lithographischem Stein, Mineralquellen (in dem nahen Cauvalat), Seidenspinnerei, Fabrikation von Wirkwaren, Handschuhen, Handel mit Seide, Wein, Öl und Vieh und (1881) 4269 Einw.

Vigērus (Vigier, spr. wischjeh), Franziskus, franz. Gelehrter, geb. 1591 zu Rouen (daher Rotomagensis), trat in den Jesuitenorden, wurde Professor zu Paris und starb daselbst 15. Dez. 1647. Berühmt wurde er durch »De praecipuis graecae linguae idiotismis« (Par. 1627; später bearbeitet von Hoogeveen, Leid. 1766; Zeune, Leipz. 1777; G. Hermann, das. 1802, 4. Aufl. 1834); auch edierte er des Eusebius »Praeparatio evangelica« (Par. 1628).

Vigevăno (spr. widschéwano), Stadt in der ital. Provinz Pavia, Kreis Mortara, an der Eisenbahn Mailand-Mortara, hat einen schönen Dom, ein neues Schulgebäude, ein von Bramante erbautes Kastell der Sforza (jetzt Kavalleriekaserne) und (1881) 13,684 (als Gemeinde 20,096) Einw., welche Seidenfilanden, Baumwollspinnerei, Seidenweberei, Gerberei etc. sowie lebhaften Handel betreiben. An Unterrichtsanstalten besitzt es ein Gymnasium, eine technische Schule, ein Gewerbeinstitut, ein Konvikt und ein Seminar. V. ist Sitz eines Bischofs und eines Tribunals. Es ward 1449 von Franz I. Sforza erobert und zur Stadt und Festung erhoben.

Vigfússon, Gudbrand, hervorragender Forscher auf dem Gebiet der altnord. Philologie, geb. 13. März 1827 zu Frakkanes auf Island, bezog 1849 die Universität Kopenhagen und wurde 1856 zum Stipendiaten der arnamagnäischen Stiftung ernannt. Seit 1864 lebte er in England, zuerst in London, dann in Oxford, wo er 1871 zum Master of arts hon. causa promoviert ward, später auch eine Professur für isländische Sprache und Litteratur erhielt und 31. Jan. 1889 starb. Das erste bedeutendere Werk, welches V. veröffentlichte, ist die Abhandlung über die Chronologie der isländischen »Sagas« (im »Safn til Sögu Islands og íslenzka bókmenta«, Bd. 1, Kopenh. 1856); in weitern Kreisen machte er sich bekannt durch sein großes altnordisches Wörterbuch (»Icelandic-English dictionary«, Oxf. 1859-74), zu dem er die Sammlungen des früh verstorbenen Engländers Rich. Cleasby benutzen konnte. Seine übrigen Arbeiten bestehen wesentlich in Ausgaben altnordischer Texte: der »Biskupa Sögur« (mit Jón Sigurdsson, Kopenh. 1856-78); der »Bárdhar saga Snæfellsáss« und andrer kleiner Erzählungen (»Nordiske Oldskrifter«, Bd. 27, Kopenh. 1860); der »Fornsögur« (Vatnsdæla, Hallfredhar saga, Flóamannasaga, Leipz. 1860, mit Th. Möbius); der »Eyrbyggja« (das. 1864); der »Flateyjarbók« (mit Unger, Christian. 1860-1868); der »Sturlunga saga« (Oxf. 1878, 2 Bde.); des »Corpus poeticum boreale«, einer Sammlung der altnordischen Poesie (das. 1883, 2 Bde.). Ein größeres Werk, das die ältern isländischen »Sagas« samt der »Islendinjabók«, »Landráma«, »Kristnisaga«, den ältern »Biskupa Sögur« und den auf Amerika bezüglichen Quellen umfassen soll, wird demnächst veröffentlicht werden. V. war Ehrendoktor der Universität Upsala und Mitglied der Münchener Akademie der Wissenschaften; er hätte bei seinen genialen Anlagen das Höchste leisten können, wenn es ihm nicht an methodischer Schulung gemangelt hätte. Vgl. den Nekrolog von Konr. Mauer in der »Zeitschrift für deutsche Philologie«, Bd. 22 (1889).

Vigilando ascendĭmus (lat., »durch Wachsamkeit steigen wir empor«), Devise des weimar. Ordens der Wachsamkeit oder vom Weißen Falken.

Vigilánt (lat.), wachsam, aufmerksam; Vigilanz, Wachsamkeit; Vigilarius, Ordensgeistlicher, der zur Morgenandacht weckt.

Vigilantĭbus leges sunt scriptae (lat.), »für die Wachenden sind die Gesetze geschrieben«, d. h. wer sein Recht wahren und vor dem Recht bestehen will, muß sich mit den Gesetzen seines Landes bekannt machen (Unkenntnis schützt nicht).

Vigilantĭus, ein in Gallien geborner, 39 bei Paulinus in Nola erscheinender, dann nach Jerusalem reisender, später in seine Heimat zurückgekehrter Gegner des Mönchtums, Märtyrer- und Reliquiendienstes