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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Vilvorde - Vincent von Beauvais.

Bayrischen Staatsbahn, 300 m ü. M., hat eine schöne kath. Pfarrkirche (von 1376), ein Amtsgericht, Maschinen- und Lederfabrikation, eine Kunstmühle, Granitbrüche und eine Granitgewerkschaft, Bierbrauerei, bedeutende Viehmärkte, Getreidehandel und (1885) 3148 fast nur kath. Einwohner.

Vilvorde, Marktflecken in der belg. Provinz Brabant, Arrondissement Brüssel, an der Mündung der Woluwe in die Senne, am Kanal von Willebroek und der Eisenbahn Brüssel-Mecheln, hat eine gotische Kirche, ein großes Zuchthaus (für 2000 Sträflinge), eine höhere Knabenschule, eine königliche, 1849 errichtete Gartenbauschule, Fabrikation von Roßhaarzeugen und Posamentierwaren, Baumwollweberei, Brauerei, Brennerei und (1888) 9639 Einw.

Vimeiro, Ort der portug. Provinz Estremadura, Distrikt. Lissabon, unweit des Atlantischen Ozeans, mit 1800 Einw.; denkwürdig durch den Sieg Wellingtons über die Franzosen unter Junot 21. Aug. 1808, infolge dessen 30. Aug. die Konvention von Cintra geschlossen wurde.

Vimĭnalis, einer der sieben Hügel des alten Rom zwischen Esquilinus und Quirinalis; s. Rom, S. 897.

Vimoutiers (spr. wimutjeh), Stadt im franz. Departement Orne, Arrondissement Argentan, an der Vie und der Eisenbahn von Ste.-Gauburge nach Mesnil-Mauger, hat ein Handelsgericht, starke Leinwandmanufaktur, Bleicherei, bedeutende Käsebereitung (Camembert) und (1881) 2843 Einw.

Vin (franz., spr. wäng), Wein.

Vina, altind. Saiteninstrument, das sich wohl durch Jahrtausende im Gebrauch erhalten hat, besteht aus einer Bambusröhre von etwa 3 Fuß 7 Zoll Länge, über welche mittels eines erhöhten Saitenhalters (Halses), eines Stegs und der nötigen Wirbel vier Drahtsaiten gespannt sind, deren Stimmung d A g cis ist. Zugleich Griffbrett und Bünde vorstellend, liegen zwischen Saitenhalter und Steg 18 ein wenig niedrigere Stege, die, vor Beginn des Spiels mit Wachs aufgeklebt, in irgend einer der indischen Tonarten eingestimmt werden. Außerdem liegen noch eine dem A entsprechende Saite auf der einen und zwei dessen Oktave und Doppeloktave gebende Saiten auf der andern Seite des Instruments neben dem Griffbrett frei (als Bordune). Am meisten werden die d- und A-Saite benutzt. Das Bambusrohr ist auf zwei ausgehöhlten Kürbissen befestigt, welche die Resonanz des Instruments bewirken. Die Saiten der V. werden mit einem Fingerhut mit Stahlspitze gerissen und geben einen hellen, metallischen u. angenehmen Klang.

Vinadĭo, Marktflecken in der ital. Provinz Cuneo, an der Stura, hat eine silberhaltige Bleimine, Schwefelquellen mit Badeanstalt am Fuß des Monte Oliva, ein Fort und (1881) 1203 Einw.

Vinaigre (franz., spr. winähgr), (Wein-) Essig.

Vinaigrette (franz., spr. winä-), Fleischsalat aus Rindfleisch und Kalbskopf, mit Sardellen oder Hering und einer aus Öl, Essig, Salz, Pfeffer, Petersilie oder Schnittlauch und fein gehackten Schalotten bereiteten Sauce.

Vinalĭen, ein von den alten Römern zweimal im Jahr (23. April und 19. Aug.) dem Jupiter zu Ehren begangenes Weinfest, an welchem man den vorjährigen Wein zuerst anzapfte und für das Geraten des neureifenden Weins opferte (vgl. Jupiter, S. 322). Mit beiden Festen war zugleich eine Verehrung der Venus verbunden, welche als Gartenkönigin auch die Weingärten in ihrem Schutz hatte.

Vinaróz, Hafen und Bezirksstadt in der span. Provinz Castellon, am Mittelmeer und an der Bahnlinie Valencia-Tarragona, mit Schiffbau, Fischerei, Weinbau, Handel mit Wein, Öl, Johannisbrot und Reis und (1878) 9528 Einw. Hier im November 1810 Sieg des französischen Generals Musniers über die Spanier.

Vin brûlé (franz., spr. wäng brülé), Glühwein aus Weißwein, Zitrone, Zimt und zerquirlten Eidottern.

Vinca L. (Immergrün, Wintergrün, Singrün), Gattung aus der Familie der Apocynaceen, meist mehrjährige Kräuter mit oft liegenden Stengeln oder Halbsträucher mit gegenständigen, etwas derartigen, kurzgestielten oder sitzenden, ausdauernden Blättern, einzeln achselständigen, großen Blüten und schmal cylindrischen Balgkapseln. 10 weit zerstreute Arten. V. minor L. (kleines Immergrün), kriechend, den Boden dicht bedeckend, mit elliptischen Blättern und blauen, blauvioletten oder weißen Blüten, findet sich in Nord- und Mitteleuropa bis zur Wolga und dem Kaukasus. V. major L. (großes Immergrün), wie das vorige, aber mit eirundlichen, am Rand fein behaarten Blättern und sehr großen, blauen Blüten, wächst in Südeuropa, hier und da im mittlern Europa und im Kaukasus und wird, wie das vorige, in mehreren Spielarten kultiviert, namentlich auch auf Gräbern (Totenmyrte). V. major ist gegen harte nordische Winter empfindlich.

Vinça (spr. wängssá), Stadt im franz. Departement Ostpyrenäen, Arrondissement Prades, an der Têt und der Eisenbahn Perpignan-Prades, mit alten Befestigungsresten und (1881) 1717 Einw. 2 km nordwestlich in schöner Lage das Schwefelbad V., hauptsächlich gegen Hautkrankheiten wirksam.

Vincennes, 1) (spr. wängssénn, sonst La Pisotte) Marktflecken im franz. Departement Seine, Arrondissement Sceaux, dicht am östlichen Wall von Paris, durch Tramway und die Eisenbahn nach Brie-Comte-Robert mit Paris verbunden, bekannt durch seinen großen Park (Bois de V.), der für das östliche Paris den Hauptspaziergang bildet, und durch sein altes Schloß, welches, in der Mitte des 14. Jahrh. von Philipp VI. von Valois gegründet, häufig Residenz der französischen Könige war, dann als Staatsgefängnis benutzt, 1839 zu einem Fort der innern Befestigungslinie von Paris umgeschaffen und durch ein östlich angebautes großes Fort verstärkt wurde. In dem Wallgraben wurde. 20. März 1804 der Herzog von Enghien (s. d.) erschossen. Zum Schloß gehören eine hübsche gotische Kapelle und ein Turm, welcher eine schöne Aussicht darbietet. Der Park umschließt einen Infanterie Exerzierplatz und eine Artillerieschießstätte. V. hat außerdem ein Militärhospital, ein 1855 gegründetes Asyl für rekonvaleszente Arbeiter, ein Denkmal des Generals Daumesnil, Fabriken für Kautschuk, Stärke, chemische Produkte, Leder etc. und (1886) 18,531 (als Gemeinde 22,237) Einw. -

2) (spr. winnssens) Hauptstadt der Grafschaft Knox im nordamerikan. Staat Indiana, am schiffbaren Wabash, 1735 von französischen Kanadiern gegründet, Sitz eines katholischen Bischofs, hat einige Fabriken und (1880) 7680 Einw.

Vincent, John Jervis, Graf von Saint-V., s. Saint-Vincent.

Vincent von Beauvais (lat. gewöhnlich Vincentius Bellovacensis genannt), gelehrter Dominikanermönch im Kloster zu Beauvais, gestorben um 1264, verfaßte auf Veranlassung Ludwigs IX., Königs von Frankreich, dessen Söhne er unterrichtete, unter dem Titel: »Speculum quadruplex« (Douai 1624, 4 Bde.) eins der ersten encyklopädischen Werke, welches eine gute Übersicht über den damaligen Stand der Theologie und Philosophie gibt. Eine Auswahl seiner