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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Virginia; Virginia City

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Virginia - Virginia City.

Wintertemperatur kein so bedeutender Kontrast wie im innern gebirgigen Teil des Landes; dagegen ist hier die Luft der Gesundheit sehr zuträglich, während in der Küstenniederung vom August bis Oktober bösartige epidemische, besonders biliöse, Fieber herrschen. An der Küste beträgt die mittlere Jahrestemperatur 16,5°, in der Mitte des Staats 13,3° C. Dort fallen jährlich 1258 mm Regen, hier 719 mm. Nur selten übersteigt die Temperatur 38°; aber selbst an der Küste fällt sie gelegentlich auf -9°, wenn auch die Flüsse selten gefrieren. Die Bodenbeschaffenheit ist verschieden nach den orographischen Verhältnissen. Der Boden der Küstenniederung ist durchgehends sandig und arm, zum Teil sumpfig und großenteils von den sogen. Pine Barrens oder Fichtenwaldungen eingenommen. Der große Dismal Swamp liegt zum Teil im virginischen Küstengebiet. In der Hügelregion besteht der Boden aus fruchtbarem Thon und Lehm, während die Thäler im SW. einen äußerst fruchtbaren, kalkhaltigen Boden (sogen. Blaugrasboden) haben. Die Vegetation ist außerordentlich reich. Hickorybäume, Eichen, Eschen, Kastanien, Buchen, Ahorne und die verschiedensten Nadelbäume wachsen zu ungeheurer Höhe und liefern treffliches Bauholz. Wild (auch Bären, Jaguare und Wölfe) ist zahlreich. Auch die Klapperschlange trifft man an. Das Land ist reich an nützlichen Mineralien. V. hat ein Areal von 105,332 qkm (1913 QM.) und (1880) 1,512,565 Einw., worunter 631,616 Farbige. Die weiße Bevölkerung ist überwiegend angloamerikanischer Abkunft, und zwar rühmen sich die Virginier ihrer rein englischen Abstammung. Viele der berühmtesten Staatsmänner der Union waren geborne Virginier, darunter die Präsidenten Washington, Jefferson, Monroe, Madison, Tyler und Harrison. Die öffentlichen Schulen wurden 1885 von 308,296 Kindern besucht, doch können 18,2 Proz. der über zehn Jahre alten Weißen und 74 Proz. der Farbigen nicht schreiben. An höhern Unterrichtsanstalten bestehen 7 Colleges. Die auf hoher Stufe stehende Landwirtschaft beschäftigt 51, die Industrie 13 Proz. der Bevölkerung. 3,445,000 Hektar waren 1880 landwirtschaftlich verwertet. Neben Mais baut man auch Weizen und Hafer, aber Haupthandelspflanze ist der Tabak (1880: 80 Mill. Pfd.). Baumwolle (19,595 Ballen) wird nur im S. gebaut. Der Viehstand zählte 1889: 283,052 Pferde, 678,605 Rinder, 827,589 Schweine u. 435,846 Schafe. Mit Fisch- und Austernfang beschäftigten sich 1880: 18,864 Personen mit 8064 Booten; der Bergbau lieferte 1887: 748,400 Ton. Steinkohlen, 159,000 T. Roheisen, ferner Blei, Zink, etwas Kupfer und Salz. Die Industrie hat sich in jüngerer Zeit sehr bedeutend entwickelt, und schon 1880 zählte man 5710 gewerbliche Anstalten mit 40,194 Arbeitern, darunter 199 Tabaks- und Zigarrenfabriken (14,403 Arbeiter), 916 Sägemühlen (4133 Arbeiter), 44 Eisen- u. Stahlwerke (2522 Arbeiter), 1385 Getreidemühlen (2205 Arbeiter), 46 Gießereien u. Maschinenbauwerkstätten (1492 Arbeiter), 8 Baumwollspinnereien (1085 Arbeiter) etc. V. hat (1889) 5029 km Eisenbahnen und einen Kanal durch den Dismal Swamp. Es besitzt ferner 1236 Seeschiffe von 45,786 Ton. Gehalt. Die erste Verfassung Virginias datiert von 1776, wurde später in republikanischem Sinn abgeändert und blieb im wesentlichen bis 1851 in Geltung, in welchem Jahr eine neue Verfassung vom Volk angenommen wurde. Am 17. April 1861 trat V. den konföderierten Staaten bei, infolge dessen sich Westvirginia (s. d.) vom Mutterstaat lostrennte. Als die Macht der Konföderierten gebrochen war und der Streit zwischen Republikanern und Konservativen gedeihliche Zustände nicht zu versprechen schien, wurde der Staat unter militärische Verwaltung gestellt. Erst 26. Jan. 1870 ließ man denselben wieder zur Union zu und zwar mit einer Verfassung vom 6. Juli 1869, wonach jeder 21 Jahre alte Bürger, ohne Unterschied der Farbe, das Stimmrecht hat, sobald er ein Jahr im Staat und drei Monate in einer Grafschaft oder Stadt desselben gewohnt hat. Der Gouverneur und die höhern Beamten werden auf vier Jahre vom Volke gewählt. Die Gesetzgebende Versammlung besteht aus einem Senat von 40 und einem Repräsentantenhaus von 100 Mitgliedern, die alle zwei Jahre gewählt werden. Die 5 Richter des Obergerichts, die 16 Kreisrichter und die Stadt- und Grafschaftsrichter werden vom Gesetzgebenden Körper auf 12, 8 und 3 Jahre ernannt. Die Finanzen sind infolge des Bürgerkriegs in Unordnung geraten, und die Revenue betrug 1887: 2,569,335 Dollar und die anerkannte Schuld 29,095,967 Doll. Politische Hauptstadt ist Richmond.

Geschichte. V. wurde 1497 von Sebastian Cabot zuerst besucht. 1584 landete Sir W. Raleigh bei der Insel Wocokom und ging von da auf das Festland über, welches er zu Ehren der Königin Elisabeth V. nannte. Er erhielt das Land von der Krone als Eigentum verliehen. 1607 wurde die erste Kolonie zu Jamestown am James River unter dem Kapitän John Smith gegründet, doch bestand sie nicht lange; spätere Versuche Richard Greenvilles, Kolonien anzulegen, mißglückten ebenfalls; erst Lord Delawares Bemühungen lieferten ein günstigeres Resultat. Infolge der Verurteilung und Hinrichtung Raleighs unter Jakob I. (1618) fiel das Land wieder an die Krone zurück, die es der London- und Plymouthkompanie zuwies. Bei Beginn des Streits mit dem Mutterland 1773 trat V. an die Spitze der Unabhängigkeitsbestrebungen. Es gab sich 1776 seine erste Verfassung und nahm 25. Juni 1788 die Konstitution der Vereinigten Staaten an. 1789 trennte sich Kentucky von V., welches dadurch seinen gegenwärtigen Umfang erhielt. Als Heimat Washingtons und andrer berühmter Staatsmänner war V. lange Zeit der wichtigste Staat der Union. Infolge des Anschlusses an die Südstaaten trennte es sich 1862 in Ostvirginia und Westvirginia, welch letzteres, schon länger der Politik der Unionsstaaten sich zuneigend, 31. Dez. 1862 als besonderer Staat in die Union aufgenommen wurde. Ersteres, das eigentliche (oben behandelte) V., hauptsächlich Kriegsschauplatz während des Bürgerkriegs und erst 1865 von der Nordarmee erobert, weigerte sich mit am längsten, die Verfassungsabänderung und die politische Berechtigung der Schwarzen anzuerkennen. Vgl. Smith, A true relation of V. (Bost. 1867); »V., a geographical and political summary« (Richmond 1876); Maury, Physical survey of V. (das. 1877-78); Magill, History of V. (Baltim. 1873); Cooke, V., history of the people (Bost. 1883); Mangold, Der Feldzug in Nordvirginien (Hannov. 1881).

Virginia (Verginia), 1) Tochter des röm. Plebejers Virginius (s. d.). -

2) Römische Patrizierin, errichtete, als sie wegen ihrer Verheiratung mit dem plebejischen Konsul L. Volumnius durch die patrizischen Frauen am Opfern im Heiligtum der Pudicitia patricia verhindert wurde, 296 v. Chr. mit den plebejischen Frauen den Altar der Pudicitia plebeja (vgl. Pudicitia).

Virginia City (spr. werdschínía ssitti), 1) Stadt im westlichen Teil des nordamerikan. Staats Nevada, 1915 m